Stephan Götz vom Tierschutzverein Tübingen mit einem Hund aus der Ukraine. Foto: Götz/Tierheim Tübingen

Viele Menschen flüchten derzeit aus der Ukraine – ihre Heimat wurde zum Kriegsgebiet. Mit diesen Menschen legen auch viele Haustiere den Weg nach Deutschland zurück. Doch wie reagieren Tierheime und Tierschutzverbände auf die neue Herausforderung?

Horb/Tübingen - Nachdem jüngst ein Transport mit Futterspenden vom Tierschutzverband Horb organisiert und an die Grenze der Ukraine geschickt wurde, um dort die Auffangstationen zu unterstützen, geht die Arbeit für das Tierwohl im Kreis weiter.

Das Tierheim "Renate Lang" in Horb kann derzeit jedoch über wenig Positives berichten: Die Pflegestellen für Hunde seien voll und so könnten sie derzeit keine weiteren aufnehmen. Dennoch erreichen das Tierheim weiterhin Anfragen für die Abgabe von Tieren, die jedoch nicht von ihnen vermittelt wurden. Es handele sich dabei überwiegend um Jungtiere. Ob diese in Corona-Zeiten angeschafft wurden und nun nicht mehr ausreichend versorgt werden könnten, kann das Tierheim jedoch nicht mit Sicherheit sagen.

In Tübingen bereitet man sich auf Ankunft von Tieren vor

Einige Katzen aus der Ukraine sollen in naher Zukunft jedoch im Kreis eintreffen und sollen in Horb Platz finden und gepflegt werden können.

Das Tierheim in Freudenstadt berichtet Ähnliches: Laut Janika Dattler gibt es hier derzeit keine Kapazitäten, um Tiere aufzunehmen. Man kümmere sich noch um Straßenhunde aus Rumänien. Erst wenn Plätze im Heim frei werden, könnten sie sich bereit erklären, ebenfalls Tiere aus der Ukraine aufzunehmen.

In Tübingen bereitet man sich auf die Ankunft der Samtpfoten vor: Das Tierheim rechnet derzeit mit Hunden, Katzen und auch Kleintieren, die aus der Ukraine nach Deutschland mitgebracht werden. Da diese nicht in die Notunterkünfte der Flüchtenden mitgenommen werden dürfen, das Tierheim aber befürchtet nicht genug Kapazitäten zu haben, sollten nun Pflegestellen gesucht werden. Das Tierheim selbst hat lediglich Platz für sechs bis maximal acht Hunde in ihrem Hundehaus, während Katzen überhaupt nicht aufgenommen werden können.

Suche nach tatsächlich nutzbaren Pflegestellen schwierig

Nach einem Aufruf für genannte Pflegestellen meldeten sich zwar genug Privatpersonen, dennoch dürfte es eng werden. Das Veterinäramt gibt bestimmte Auflagen vor und es gibt derzeit keine Sonderregelungen: Bei Tieren mit gültigem Impfausweis müssen Tests durchgeführt werden, um eine Ansteckung anderer Tiere zu vermeiden. Nach drei Wochen können diese Tiere dann erst an Pflegestellen vermittelt werden. Bei Tieren ohne Ausweis wird eine Quarantäne von drei Monaten verhängt, bevor sie das Grundstück, auf dem sie aufgenommen wurden, verlassen dürfen.

Entsprechend gestaltet sich die Suche nach tatsächlich nutzbaren Pflegestellen schwierig. "Die Alternative sind die anderen Tierheime im Umkreis", wie eine Mitarbeiterin des Tierheims in Tübingen mitteilt: "Es ist furchtbar für die Tiere, es ist furchtbar für die Menschen." Man habe keine Wahl, müsse die Tiere, die in der Umgebung ankommen auf die Heime verteilen – eine andere Option existiere derzeit nicht.

Stephan Götz, aktiv im Tierschutzverein Tübingen, hegt weitere Befürchtungen: "Viele Leute bringen Tiere mit, die gar nicht ihre Haustiere sind, sondern die sie an der Grenze aufgegriffen haben." Die Zahl der Tiere, die nicht registriert werden und bei welchen der Impfstatus entsprechend unbekannt ist, sei nicht zu unterschätzen.