Feuerwehr und DRK trainierten gemeinsam für den Ernstfall. Foto: Fahrland

Selbst unter erschwerten Bedingungen ist die Freiwillige Feuerwehr Wittershausen zur effektiven Brandbekämpfung, Menschenrettung und technischen Hilfeleistung fähig. Dies stellten die 30 Kameraden unter den Augen zahlreicher Zuschauer unter Beweis.

Vöhringen-Wittershausen - Mit weiteren sieben Personen beteiligte sich die DRK-Bereitschaft des Ortsvereins Vöhringen an der Hauptübung.

Als Übungsobjekt diente ein Bauernhaus mitten im Straßensanierungsbereich an der Ecke Ahlenstraße/Sigmarswangerstraße. Laut Übungsannahme kam es in der Küche im ersten Stock zu einer Fettexplosion. Infolge seines misslungenen Versuchs, den Brand mittels Feuerlöscher zu bekämpfen, erlitt der Hausbesitzer schwere Verbrennungen sowie eine Rauchgasvergiftung. Als sein Sohn in Panik Hilfe holen wollte, stürzte er die Treppe hinunter und blieb hilflos mit gebrochenem Bein liegen.

Auto überschlägt sich

Ein vorbeifahrender Autofahrer sah Rauchschwaden aus dem Fenster quellen und kam aus Unachtsamkeit im Baustellenbereich der Straßensanierung von der Fahrbahn ab. Das Fahrzeug prallte so heftig auf die schwere Straßenwalze am Fahrbahnrand, dass sich der Pkw überschlug und mit dem schwer verletzten Fahrer auf der Seite liegenblieb.

Die Einsatzkräfte wurden per Funkmeldeempfänger und per Einsatz-App über die Mobiltelefone alarmiert. Die Sirene habe man zusätzlich zu Übungszwecken ausgelöst, erläuterte Abteilungskommandant Michael Keck. Sie diene im Ernstfall ausschließlich dem Katastrophenschutz.

Innerörtliche Baustelle erschwert Anfahrt

Aufgrund der innerörtlichen Baustellensituation konnten die Einsatzkräfte mit dem Mittleren Löschfahrzeug (MLF), einem Mannschaftstransportwagen (MTW) und einem Mehrzweckfahrzeug anstatt über die Ortsdurchfahrt nur über die Seitenstraßen anrücken. Von dort wurde auch die Wasserversorgung aufgebaut. Mit vier C-Rohren und einem B-Rohr wurde der Brand von außen und innen gelöscht.

Atemschutzgeräteträger gelangten über die Steckleiter ins Obergeschoss, um den Verletzten auf demselben Weg aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Ein weiterer Angriffstrupp holte den nicht ansprechbaren Verletzten aus dem Treppenhaus. Beide wurden zur weiteren Versorgung an das DRK übergeben.

Zufrieden mit der Leistung der Einsatzkräfte

Gespannt verfolgten die Zuschauer, wie die Feuerwehr den Unfallwagen gegen Umkippen sicherte und zügig mit einer Spezialsäge aus dem "Glasmanagement" die Frontscheibe heraustrennte. So konnte dem DRK ein rascher Zugang zum Verletzten ermöglicht werden.

Dessen Vitalfunktionen wurden überprüft, kreislaufsichernde Maßnahmen ergriffen und noch im Auto eine Infusion gelegt. Er wurde stabilisiert, auf dem Rettungsbrett fixiert, durch die Heckklappe nach draußen befördert und weiter versorgt. "Auch ohne großes Spezialgerät können kleinere Abteilungen sehr effektiv Hilfe leisten", zeigte sich Keck höchst zufrieden mit der Leistungsfähigkeit seiner Einsatzkräfte.

Geeignetes Übungsobjekt zur Verfügung gestellt

Bei der Nachbesprechung waren sich alle Redner einig über die realistische Verkettung der beiden Szenarien Brand und Verkehrsunfall.

Der Hausbesitzer erhielt ein kleines Präsent, da es nicht selbstverständlich sei, ein geeignetes Übungsobjekt zur Verfügung gestellt zu bekommen. Das schrottreife Fahrzeug stammte von dem Feuerwehrmitglied, das den verunfallten Fahrer mimte. Die Rolle der Brand- und Sturzopfer übernahm die Jugendfeuerwehr.

Für unvorhersehbare Fälle gut gerüstet

Trotz erschwerter Zufahrt und eingeschränkter Übungsmöglichkeiten während der Pandemie habe alles hervorragend funktioniert, lobte Gesamtkommandant Raimund Jauch. Er stellte fest, die Abteilung sei für unvorhersehbare Schadensfälle gut gerüstet und dass bei einem realen Brandfall auch Vöhringen mitalarmiert worden wäre.

Bürgermeister Stefan Hammer sprach von denkwürdigen Rahmenbedingungen, bedankte sich für die gute Zusammenarbeit zwischen DRK und Feuerwehr und hob die hohe Zahl an Einsatzkräften aus der eigenen Gemeinde hervor, die rund ums Jahr stets einsatzbereit seien. Er dankte den Aktiven für ihren hohen zeitlichen Einsatz zum Schutz der Bevölkerung und den Angehörigen für ihre Unterstützung.

20 Minuten fühlen sich lang an

Ortsvorsteherin Kerstin Jauch fand, "es ist ein gutes Gefühl, euch beim Üben zuzusehen und zu wissen, dass wir im Notfall über eine starke Mannschaft verfügen." Ihre Bemerkung, die 20 Minuten vom Eintreffen der Wehr bis zur Rettung des dritten Verletzten aus dem Fahrzeug hätten sich ganz schön lang angefühlt, gab den Fachleuten Anlass zur Erläuterung der Prioritäten. Ein nicht lebensgefährlich Verletzter werde nach der Erstversorgung so schonend wie möglich gerettet, um weitere Gesundheitsgefahren zu minimieren.

Noch während der Abschlussbesprechung zur Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Wittershausen wurden der Vorsitzende des Vöhringer DRK-Ortsvereins Florian Glökler und Nadine Schulz, die bei der Übung die DRK-Einsatzleitung übernommen hatte, als Helfer vor Ort zu einem realen Einsatz im Ortsteil alarmiert.

Auf die Übung folgt der Ernstfall

Beide verfügen aufgrund ihrer haupt- und ehrenamtlichen Tätigkeit im Rettungswesen über einen hohen Ausbildungsstand. Bereits nach wenigen Minuten konnten sie drei Kreuzungen weiter qualifizierte Hilfe leisten. Da sich die Verletzung des Patienten als schwerwiegender herausstellte als zunächst gemeldet und chirurgische Hilfe erforderlich war, forderten sie noch vor dem Eintreffen des Rettungswagens einen Notarzt nach.

Am selben Abend zeigten zwei weitere Einsätze für die "First Responder" (Helfer vor Ort), welch wertvolle Hilfe ihr schnelles Eintreffen und Handeln vor Ort für die Betroffenen darstellt.