Zur Unterstützung war die Drehleiter aus Sulz beim "Vollbrand" vor Ort. Foto: Fahrland

Hauptübung: Knifflig: Gebäudebrand in engen Gassen

Vöhringen-Wittershausen. Ein defekter Ölofen als Auslöser für einen Zimmerbrand, der sich rasch zum Gebäudevollbrand entwickelt und parallel zur Brandbekämpfung die Personenrettung von vier vermissten Menschen aus den beiden Obergeschossen koordinieren: So gestaltete sich das Szenario, mit dem Abteilungskommandant Michael Keck von der Freiwilligen Feuerwehr Wittershausen seine Wehrleute bei der Hauptübung konfrontierte.

Erschwerend kam die Lage des Übungsobjektes hinzu: ein leerstehendes Gebäude neben dem Schlachthaus in der Steingasse im Besitz von Feuerwehrkamerad Jörg Springmann und seiner Familie. Das Gebäude liegt im Bereich enger Dorfstraßen.

Nach der Alarmierung per Meldeempfänger trafen das Mittlere Löschfahrzeug (MLF) in der Steingasse und das Mehrzweckfahrzeug in der Oberen Gasse ein. Die Einsatzkräfte bauten von zwei Seiten die Löschwasserversorgung und Riegelstellungen zu den Nachbargebäuden auf.

Das erste Rohr führte nach neun Minuten Wasser. Atemschutzträger begannen mit der Personenrettung aus dem ersten Stock per Steckleiter. Dringend benötigt wurde die Drehleiter aus Sulz, die beim Stichwort "Vollbrand" stets mitalarmiert wird. Sie wurde erfolgreich eingesetzt, um zwei vom Feuer eingeschlossene Personen über ein kleines Fenster am Giebel aus dem zweiten Stock zu retten.

Innerhalb von 15 Minuten konnten die "Geretteten" zur professionellen medizinischen Versorgung an den Rettungsdienst übergeben werden. Danach übernahm die Drehleiterbesatzung die Brandbekämpfung von oben.

Bis zu 2700 Liter Wasser pro Minute wurden dem Netz von den Einsatzkräften entnommen, bis der Brand gelöscht war.

"Bis auf Kleinigkeiten hat alles gut geklappt", konstatierte Michael Keck am Ende. Er betonte gegenüber den Zuschauern, dass die Feuerwehr wegen Corona erst im September wieder mit den normalen Übungsdiensten beginnen konnte und die Hauptübung nach so kurzer Zeit alles andere als Routine sei.

Umso wichtiger sei es, die Mitglieder zu den Übungsdiensten zu motivieren, um vorbereitet zu sein. Dank galt der Gemeinde für die neue Einsatzkleidung, die erstmals bei einer Übung getragen wurde. Die DRK-Bereitschaft Vöhringen war ausnahmsweise nicht beteiligt. Ihre Präsenz war wegen der Demonstrationen rund um Heckler & Koch in Oberndorf erforderlich.

"Wir können uns darauf jederzeit verlassen", lobte Bürgermeister Stefan Hammer auch im Namen von Ortsvorsteherin Kerstin Jauch und ihren Stellvertretern. Hammer stand noch ganz unter dem Eindruck vom Samstag zuvor, als die Vöhringer Wehr anstatt zur Hauptübung plötzlich zu einem Verkehrsunfall mit zwei Schwerverletzten ausrücken musste. Hammer lobte, drei Abteilungen hätten Hand in Hand gearbeitet. Auch die drei Ersthelfer in Zivil, die bei einer Erntevorführung auf dem angrenzenden Acker waren, seien ausgebildete Feuerwehrleute aus Wittershausen, Dürrenmeßstetten und Hopfau gewesen. Sie hätten trotz des schlimmen Szenarios richtig reagiert und das Schlimmste verhindert. Beide Opfer befinden sich, so war zu erfahren, inzwischen außer Lebensgefahr. Gesamtkommandant Raimund Jauch war froh, dass wieder mit voller Mannschaftsstärke geübt werden konnte und alles hervorragend geklappt hat. Die funktionierende Zusammenarbeit mit Sulz stufte auch er als sehr wichtig ein.

Ehrenkommandant Wolfgang Hofstetter berichtete, landesweit würden nach der Pandemie im Durchschnitt noch 25 Prozent der Wehrleute fehlen, um deren Rückkehr sich die Feuerwehren bemühen müssten. Die Stärkung beim gemeinsamen Abendessen im Gasthaus Linde hatten sich alle redlich verdient.