Annette Klausmann gibt in der indischen Kleinstadt Englischunterricht. Foto: Klausmann Foto: Schwarzwälder Bote

Erfahrung: Annette Klausmann aus Hardt verbringt ein Freiwilliges Soziales Jahr in Indien

Ein Jahr in Indien – zwölf Monate in einer vollkommen neuen Kultur. Für Annette Klausmann aus Hardt wurde das Realität. Im September startete sie in ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Kleinstadt im Süden Indiens.

Hardt. Fünf Jahren hat die 20-Jährige auf diesen Moment gewartet: Nachdem bereits ihre beiden großen Schwestern ein FSJ in Südamerika und Afrika geleistet hatten, zog es auch sie in die Ferne. Nach dem Abitur in diesem Jahr und mehreren Auswahl- und Vorbereitungsseminaren konnte das Abenteuer Anfang September endlich losgehen.

Entsendet wurde sie von der Organisation Don Bosco Volunteer. Die Salesianer Don Boscos, die ihren Hauptsitz in München haben, sind die zweitgrößte katholische Ordensgemeinschaft der Welt. Sie entsenden jährlich zahlreiche Freiwillige in die Welt.

Nur sonntags ist frei

Für Indien entschied Annette Klausmann sich, weil sie die Kultur und das Projekt, in dem sie arbeitet, besonders reizten. Nun lebt sie in einem katholischen Bruderhaus in der 15 000 Einwohner-Stadt Vilathikulam im Bundesstaat Tamil Nadu, 20 Minuten entfernt vom Indischen Ozean.

Morgens um sieben Uhr beginnt Klausmanns Tag mit der Morgenmesse, nach dem Frühstück bereitet sie dann den Unterricht für ihre Schüler vor. Von Montag bis Freitag arbeitet sie gemeinsam mit einer weiteren Freiwilligen als Englischlehrerin an der staatlichen Gesamtschule St. Charles Labor School. Sie übt Lesen, Schreiben und Vokabeln mit mehreren Klassen, von der sechsten bis zur achten Stufe.

Samstags gibt es zusätzlich ein Betreuungsprogramm, in dem die Kinder spielen und Hausaufgaben erledigen können. Nur am Sonntag findet kein Unterricht statt. Obwohl Englisch die zweite Amtssprache in Indien ist und schon von klein auf unterrichtet wird, unterscheidet sich das Sprachniveau von Kind zu Kind stark. Klausmann habe am Anfang erst einmal etwas Zeit gebraucht, bevor sie ihre Schüler richtig einschätzen konnte, sagte sie.

Im Gegenzug lernt sie gerade die Muttersprache der Kinder, Tamil. Durch die anderen Schriftzeichen und die spezielle Aussprache sei das zwar schwer, aber nach nun knapp vier Monaten in Indien kein großes Problem mehr. Auch ihren Kleidungsstil hat sie angepasst: Traditionell tragen die unverheirateten Frauen in Indien eine Cholida, ähnlich den bekannten Saris. Die langen, bunten Gewänder besitzt Klausmann mittlerweile in den verschiedensten Farben und Mustern. Sie sind nicht nur schön, sondern in der indischen Hitze auch sehr praktisch. "Mit den Temperaturen hatte ich anfangs große Probleme, mehr als mit dem scharfen Essen", meinte die Hardterin lachend.

Anfangs gibt’s Heimweh

Mehr 30 Grad und die sengende Sonne, daran musste sie sich erst einmal gewöhnen. Gerade ist aber Regenzeit: Der Monsun bringt starke Überschwemmungen mit sich, aber auch eine willkommene Abkühlung. Nicht nur das Klima, sondern auch die indische Kultur unterscheidet sich in vielen Aspekten von der europäischen. Zum Beispiel spielt sich in Indien der Großteil des Lebens auf der Straße ab. Hier wird eingekauft, geredet und gehandelt während Busse, traditionelle Rikschas und Kühe vorbei ziehen. Letztere gelten für die Hindu in Indien als heilige Tiere und dürfen deshalb nicht eingesperrt oder getötet werden.

Trotz des ungewohnten Essens und der mangelnden Hygiene im Land habe sie gesundheitlich noch keine ernsthaften Probleme gehabt, sagte Klausmann. Nur mit Heimweh hatte sie anfangs etwas zu kämpfen. Nachdem sich ein geregelter Arbeitsalltag eingestellt hat, sei aber auch das besser geworden. Mehr als ein Vierteljahr ist nun schon vorbei – und Indien bietet noch so viel mehr zu entdecken und zu erleben, da ist sich Annette Klausmann sicher.