Sie sind die Steinreute-Teufel der ersten Stunde und somit quasi die Urviecher: Oliver Ganter (von links), Florian Storz und Andreas Auber. In der Mitte die viel zu kleine "Urmaske" des Premierenjahres, die von der farbenfrohen Gummimaske (rechts) abgelöst wurde. Links die neue Holzmaske, quasi der "Rolls Royce" der Steinreute-Teufel-Masken. Foto: Dold

Chronik der Steinreute-Teufel (II). Geheimnis enthüllt: Kindergarten würde von Auflösung profitieren. Mit Video

Hardt - Spätestens nach der Fasnet 2009 war die Katze aus dem Sack und es gab kein Halten mehr: In den Folgejahren vermehrten sich die Steinreute-Teufel schneller als die Karnickel. 2010 waren es schon mehr als 30 Personen.

Nun ging es – zumindest ansatzweise – in etwas geordnetere Bahnen über. Der wilde Haufen war ab 2010 immerhin mit einem "halblebigen" Häs unterwegs – auch wenn bei diesem optisch noch reichlich Luft nach oben war. "Schlauch" wurde dieses Kleidle der Steinreute-Teufel in Insiderkreisen genannt. Die zu kleine "Urmaske" wurde von Gummimasken abgelöst, die optisch schon etwas mehr hermachten.

Viel wichtiger aber: Spätestens 2010 war deutlich, dass die Steinreute-Teufel kein "One-Hit-Wonder" sein sollten, sondern sich dauerhaft etablieren. Andere Gruppen wie beispielsweise die Faltenhexen verschwanden hingegen zumindest unter diesem Namen wieder in der närrischen Versenkung.

2011 ging das Wachstum ungebrochen weiter. In diesem Jahr kam ein Wagen hinzu, den die Steinreute-Teufel seitdem beim Umzug nutzen und das eine oder andere Opfer hinein ziehen. Immer mit dabei: Erwin Kopf, der seit jeher mit seinem Traktor den Teufelswagen zieht. Auch er hat seinen Spaß an dem Treiben, das er genüsslich verfolgt. "Er hält es mit uns aus", lobt "Urteufel" Florian Storz.

Ein Jahr später kamen die ersten Holzmasken hinzu. Zudem entwarf Julia Müller ein Häs, das nun so gar nicht mehr "schlauchmäßig" aussah, sondern professionellen Ansprüchen genügt.

2014 waren die Steinreute-Teufel schon derart groß, dass aus dem ursprünglichen "Sauhaufen" ein Verein gegründet wurde. "Der Zulauf wurde immer größer. Auch haftungsrechtliche Gründe gaben den Ausschlag", sagt Gründungsmitglied Oliver Ganter, der seit vielen Jahren den Vorsitz inne hat, nachdem Gründungspräsident Marco Rapp nach stürmischen Episoden in der Anfangszeit den viel gerühmten Bettel hingeschmissen hatte.

Die Steinreute-Teufel haben uns ein Video zum "Devil’s Dungeon" zur Verfügung gestellt:

Anfangs waren die Steinreute-Teufel nur beim Hardter Umzug präsent. Seit einigen Jahren beteiligen sie sich auch am Rolletag, besuchen Auswärtsveranstaltungen oder sind beim Dorffest aktiv.

Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von den "schrägen Uhus" der Anfangszeiten zu einer ernster zu nehmenden Zunft war der eigene Narrenmarsch. Diesen komponierte Klaus Lamprecht im Jahr 2015 und auch der Text stammt von ihm.

Mittlerweile suchen an der Fasnet 52 Steinreute-Teufel Hardt und die Umgebung heim, hinzu kommen elf Anwärter. Das Rad dürfte sich also nicht mehr zurückdrehen lassen, auch wenn die Dynamik dieser Entwicklung die Katzenzunft – der eigentliche Platzhirsch der Hardter Fasnet – etwas überrascht haben dürfte. Es harmoniert aber trotzdem weitgehend zwischen den beiden Gruppen. "Das liegt auch daran, dass der Vorstand der Teufel den der Katzen gut kennt", schmunzelt Oliver Ganter, ist doch dessen Vater Jürgen Zunftmeister der Katzenzunft.

Hinzu kam ein Ausflug zum Betzenberg nach Kaiserslautern, was naheliegend ist, spielen doch dort die "Roten Teufel" des 1. FC Kaiserslautern. Trotzdem hob der eine oder andere Zuschauer die Augenbrauen, als er die Steinreute-Teufel dort in voller Kostümierung sah. Zudem gibt es häufig eine Weihnachtsfeier, bei der illustre Örtlichkeiten in Schramberg angesteuert werden.

Ein Geheimnis lüften die "Urteufel" Andreas Auber, Florian Storz und Oliver Ganter: Am meisten freuen dürfte sich der Kindergarten über eine wenig wahrscheinliche Auflösung der Steinreute-Teufel. In der Satzung steht nämlich, dass bei einer Vereinsauflösung das gesamte Vermögen dem Kindergarten zugute kommen würde. Die Teufel haben also ein gutes Herz.

Als sich Hardt 1840 selbstständig machte, hätten bösartige Gestalten ihr Unwesen getrieben, heißt es in der vergilbten Legende der Steinreute-Teufel. Nach der jahrzehntelangen Unterdrückung der Hardter durch die Mariazeller seien die Teufel aus den Abhängen der Steinreute gekrochen, um Rache zu nehmen.

Anschließend hätten sich die Teufel zurückgezogen, um noch schlimmere Taten zu planen. Seit 2008 würden diese wieder ausgeführt und das Unheil nehme seinen Lauf.

Ob diese Legende historisch "einen Wert hat", lässt sich kaum sagen. Oder ist das möglicherweise alles nur Kappes? Erstunken und erlogen? Es gibt einige Anzeichen, die dafür sprechen.