Zum ersten Mal war der Teufel im Jahr 2008 los – auch wenn seither kräftig an Häs und Maske gefeilt wurde. Foto: Auber Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Historie der Steinreute-Teufel (I) / Einst als einmalige Aktion vorgesehen / Vergessliche "Urteufel"

Man schreibt das Jahr 2008: Beim Hardter Umzug am Fasnetssonntag durften die Besucher damals keine fünf Minuten zu spät kommen – sonst wäre er schon fast wieder vorbei gewesen. Das Volk gierte geradezu nach neuen närrischen Impulsen.

Hardt. Ein ideales Umfeld also für die Geburt einer neuen Narrenfigur – dem Steinreute-Teufel, dessen elfjähriges Bestehen am Samstag, 16. Februar, mit dem "Devil’s Dungeon" in der Arthur-Bantle-Halle mit vielen Gästen gefeiert wird. Beginn ist standesgemäß um 20.08 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr.

Doch zurück ins Jahr 2008. Damals wurde nicht nur Barack Obama zum US-Präsidenten gewählt und die Bank Lehman Brothers krachte zusammen – der für Hardt letztlich größere "Schlag" war das erstmalige Auftreten der Steinreute-Teufel. Diese waren zuvor, so wird in der Legende gemunkelt, für Jahrhunderte vom Erdboden verschwunden.

Katzenzunft und Musikverein führten den Hardter Umzug in den Jahren vor 2008 sehr stattlich an, aber dahinter wurde es dünn. Eine Gastzunft und die eine oder andere versprengte Gruppe machten den Umzug zu einem kurzen Vergnügen – was heutzutage zum Glück wieder ganz anders ist.

"Das kann nicht sein", sagten sich damals Florian Storz, Andreas Auber, Oliver Ganter und Marco Rapp – und trafen eine Entscheidung, deren Tragweite noch nicht absehbar war. Die vier wackeren Narren beschlossen, beim Umzug eine eigene Fußgruppe zu bilden.

In den Jahren zuvor bauten sie meist am Fasnetswagen des FC Hardt mit, aber der Verein stellte das irgendwann ein. Die Alternative, zu den kurz zuvor ebenfalls neu gegründeten Wagenbauern zu gehen, schied aus: "Jeden Samstag am Wagen zu bauen, war mir zu stressig", erzählt Florian Storz.

Böse Überraschung beim Öffnen des Pakets

Aber was für eine eigene Gruppe sollte es sein? Oliver Ganter bestellte aus einer Laune heraus Teufelsmasken aus einem Katalog. Lieferungen dauerten damals noch länger als heute und so trudelte das Paket am Fasnetssamstag – also einen Tag vor dem Umzug – ein. Eine echte Punktlandung.

Als die "Urteufel" das Paket öffneten, waren sie aufgeregt wie Drittklässler bei der Bescherung an Weihnachten. Dumm nur: Es waren Kindermasken. Der Teufel schaute zwar furchteinflößend, aber er war so klein, dass selbst Kinder damit nicht verschreckt werden konnten.

Doch davon ließen sich die "Urteufel" nicht unterkriegen. Mit einem Leiterwagen ausgerüstet und mit Andrea Auber als Unterstützung ging es zum Umzug – auch wenn die Verkleidung etwas spartanisch war, da die Beteiligten nur die (Kinder-)Maske trugen, aber ansonsten kein Häs hatten.

Die Nervosität war groß, aber das Publikum feierte die Gruppe der Steinreute-Teufel beim Umzug. Anschließend gab es viel Lob und mehrere begeisterte Fans. Ralf Kopf, Martin Moosmann, Tobias Müller und Tobias Klausmann waren derart begeistert, dass sie fragten, ob sie im kommenden Jahr ebenfalls mitmachen könnten – sie durften. "Sonst hätten wir das gar nicht mehr gemacht", sagt Andreas Auber. "Vielleicht wären wir sonst 2009 als Marienkäfer gegangen", so Oliver Ganter.

Gesagt, getan: Bei der Neuauflage im Jahr darauf hatten sich die Steinreute-Teufel flugs verdoppelt. In all der Hektik vergaßen sie aber, Auswurfmaterial für den Umzug zu besorgen. "Wir haben in der ›Krone‹ gefragt, ob wir kleine Schokoladentafeln bekommen und diese dann beim Umzug ausgeworfen", erinnert sich Florian Storz.

Warum der Name der Figur auf Steinreute-Teufel fiel, ist übrigens schnell erklärt: Florian Storz wohnt dort und so war die Bezeichnung nahe liegend. "Das hört sich besser an als Oberhardtweg-Teufel oder Mariazeller Straßen-Teufel", waren sich alle einig.