Die Zeichen stehen auf Aufrüsten statt abschaffen. Der Kampf mit dem Münzgeld könnte jedoch in Zukunft vorbei sein. Foto: Eich

Die Bargeld-Parkscheinautomaten sollten zeitnah ausgedient haben und im Rahmen der Digitalisierung ebenso ersetzt werden wie einst die Telefonzellen. Diese Erwartungshaltung hat jedoch nicht jeder, denn als Auslaufmodelle sieht die Stadtverwaltung die grau-blauen Kästen längst noch nicht.

Villingen-Schwenningen - Endlich einen Parkplatz gefunden und dann das: Der Blick in den Geldbeutel vor dem Parkscheinautomaten geht ins Leere – wieder einmal kein Münzgeld. Wie praktisch wäre es da doch, zukünftig ganz auf Bargeld und sogar auf diese grau-blauen Kästen verzichten zu können.

Diese Diskussion führten auch die Stadtverwaltung und Mitglieder des Technischen Ausschusses in ihrer Video-Sitzung. Dabei ging es grundsätzlich darum, ob die vorhandenen Parkscheinautomaten dahingehend sukzessive nachgerüstet werden sollten, sodass zukünftig Bar, mit Kreditkarte oder per NFC-Technik, also kontaktlosem Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch, möglich ist. Oder ob die Automaten ganz abgeschafft werden, um nur noch per App auf dem Smartphone Parktickets lösen zu können.

Stadtrat Dirk Gläschig (Freie Wähler) kritisierte die Informationsvorlage der Stadt zu diesem Thema scharf. Er warf der Stabstelle Digitalisierung sogar vor, sie würde mit ihrer Empfehlung, die Parkscheinautomaten nur nachrüsten zu wollen, statt auf Handyparken mit App umzustellen, "so tun, als würden wir was auf den aktuellen Stand bringen". Nicht nur, dass aus seiner Sicht ein Nachrüsten mit der NFC-Technologie jetzt schon veraltet sei, auch die Kosten in der Vorlage seien "nicht transparent und vollständig dargestellt, sodass ein richtiger Vergleich der beiden Optionen nicht möglich sei".

Widerstand von OB Roth

Diese Kritik wies Oberbürgermeister Jürgen Roth entschieden zurück: "Es ist vielleicht nicht ganz fortschrittlich, aber es ist der Standard, den wir seit Corona überall haben", verteidigt der OB die NFC-Technik. Außerdem betonte er, dass es keinesfalls so sei, dass der Gemeinderat keinen Einfluss mehr auf die Entscheidung habe. Auch Bürgermeister Detlev Bührer stellte klar: "Es ist eine Informationsvorlage, also ein Sachstandsbericht zu diesem Thema. Das heißt nicht, dass das Thema abgearbeitet ist."

Sachlich argumentierte Helga Baur (Grüne) mit dem Verweis auf diejenigen, die kein Smartphone besäßen, die man aber nicht abhängen dürfe. Ein Argument, das vor allem bei den jüngeren Gremiumsmitgliedern wie Gläschig und Steffen Ettwein in Anbetracht dieses Zukunftsprojektes nur bedingt auf Verständnis stieß. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch zehn Jahre geht. Diese Automaten werden ebenso verschwinden wie damals die Telefonzellen", glaubt Ettwein, dass bis zur endgültigen Umrüstung die Technik überholt sei.

Gegen die ausschließliche Smartphone- und App-Variante sprechen aus Sicht der Verwaltung und auch einiger Gremiumsmitglieder vor allem zwei Faktoren: Zum einen erwartet das Bürgeramt bei den Kontrollen einen deutlichen Mehraufwand durch die fehlenden Parkscheine hinter der Windschutzscheibe. "Wir erwarten, dass sich die Kontrollzeit pro Fahrzeug etwa verdoppelt", berichtete Amtsleiter Ralf Glück.

Vorteil im Winter?

Hier konterte jedoch CDU-Stadtrat Dirk Sautter: "Wenn aber im Winter die Scheiben zugeschneit sind und durch das Handyparken nur die Kennzeichen binnen einer Sekunde gescannt werden müssen, statt die Scheiben freizumachen, dürfte sich das doch ausgleichen."

Wichtig wäre es allerdings, so betonte unter anderem SPD-Stadtrat Bernd Lohmiller, dass man sich bei der Auswahl der App in der Region informiere und mit anderen Kommunen abstimme. "Sonst lade ich in jeder Stadt eine andere Park-App herunter."

Katharina Biethinger von der Stabsstelle Digitalisierung erläuterte den städtischen Ansatz: "Wenn wir auf die NFC-Technologie gehen, decken wir alles ab: Bargeld, Kreditkarte, aber auch Handy und Smartwatch." Einen Punkt, so Stadtrat Gläschig, habe man dabei aber nicht bedacht: "Handyparken heißt nicht nur mit App bezahlen, sondern über diese auch freie Parkplätze zu finden." Dabei würden auch nachgerüstete Automaten nicht helfen.

Bürgermeister Bührer versicherte, alle Anregungen und Argumente "nochmals mitzunehmen" und es intern zu besprechen. "Dann kommen wir mit diesem Thema sicher erneut ins Gremium."