Jule Ettmayer (7) hat bei der Tombola am Samstag den Hauptpreis gewonnen. Ihr gratulieren ihre Mutter Sabrina und Uwe Schramm, Vorsitzender des Freundeskreises der Burg Hohenzollern. Foto: Kauffmann

Die Restauratorentage haben einen Eindruck vom Aufwand gegeben, der nötig ist, die Ausstattung der Burg Hohenzollern zu erhalten. Im Burghof ist der Freundeskreis mit einer originellen Tombola präsent, bei der jedes Los gewinnt.

Restaurierungen und die Burg Hohenzollern: Das ist eine Geschichte, die nicht endet, gibt es im altehrwürdigen Gebäude doch immer etwas auszubessern zu reparieren oder originalgetreu wieder herzustellen. Stand bisher die Sanierung der Bastionsmauer im Fokus der Öffentlichkeit, rückt die Burg dieses Wochenende mit den „Restauratorentagen“ den Fokus auf all das, was man als Besucher vielleicht nicht auf den ersten Blick wahrnimmt: historische Kronleuchter, Raffhalter, Quasten mit Fransen. Auch diese Ausstattung wird fortlaufend restauriert, und dabei legen Experten Hand an, die am Samstag und Sonntag unter dem Motto „Seide, Samt und Gold – Restauratoren bei der Arbeit“ bei Live-Vorführungen Einblicke in ihre Arbeit gegeben haben.

UV-Licht, Mottenfraß und Abnutzung setzen dem Sessel von 1867 zu

Darunter ist Matthias Golle aus Plauen (Sachsen), der seit zwölf Jahren alles auf der Burg restauriert, was mit Textilien zu tun hat. Er berichtet von Mottenfraß, von UV-Licht, das Kettelfäden zerstört, von zerbröselnder Hanfpolsterung in den Stühlen. Im Burghof arbeitet er für die Besucher gerade an einem Stuhl von 1867 und die zahlreichen handgemachten Knoten auf den Federn geben einen kleinen Eindruck wie viele Details in der Restaurierung eines solchen Sessels stecken.

Matthias Golle stellt das Material her, mit dem der Stuhl (auf dem Tisch) gepolstert wird. Im Vordergrund zu sehen ist ein Stuhl, der noch restauriert wird. Foto: Kauffmann

Simone Howe, die aus der Nähe von Leipzig angereist war, weiß wie viel Geduld und Ausdauer man bei Restaurierungsarbeiten braucht: Sie ist zuständig für die Quasten mit Fransen, die an den Vorhängen herunterbaumeln. Howe nutzt dazu eigens einen Webstuhl, der im Jahr 1900 hergestellt wurde. Für zwei Quasten braucht die gelernte Weberin einen ganzen Arbeitstag. In der Fürstenwohnung können aufmerksame Besucher die Ergebnisse ihrer Arbeit bestaunen.

Simone Howe zeigt Quasten mit Fransenbüscheln für die Vorhänge. Sie stellt die Stücke in einem aufwendigen Prozess mit einem Webstuhl aus dem Jahr 1900 her. Foto: Kauffmann

Ein Kronleuchter für Kerzen wird aufwendig elektrifiziert

Eine Etage tiefer, im Salon der Fürstin, strahlt der historische Kronleuchter: Es ist der erste auf der Burg Hohenzollern, der elektrifiziert wurde, und zwar von Ulrich Weidauer, Werkzeugmacher, Metallbaumeister und studierter Restaurator. Die 18 Kerzen mit LED-Licht und sechs weitere Leuchten, die den Boden anstrahlen, einzubauen, war gar nicht so einfach. Der Leuchter war ursprünglich ja für Kerzen konzipiert, nicht für elektrisches Licht. Die Kabel hat Weidauer so geschickt verbaut, dass man sie als Laie gar nicht sehen kann. Weidauer: „Die Arbeit soll man ja auch nicht sehen, ich als Restaurator trete hinter das Kunstwerk zurück.“ Beim Restauratorentag führt er vor, wie er Raffhaken für die Vorhänge herstellt, die unter anderem im Schlafzimmer der Fürstin verwendet werden.

Ulrich Weidauer bei der Herstellung von Raffhaken. Er hat bereits den Kronleuchter im Salon der Fürstin restauriert und elektrifiziert. Foto: Kauffmann

Eine Siebenjährige gewinnt bei der Tombola des Freundeskreises das Unikat

Vor Ort war natürlich auch der Freundeskreis der Burg Hohenzollern. Die Mitglieder boten eine Tombola an, bei der hinter jedem Los ein Gewinn steckt, darunter Preußens-Bier, Badeenten mit Krone oder Bücher zur Geschichte der Burg. Der Hauptpreis ist jedoch war ein Unikat: Es war eine Schale, die aus dem Holz der Linde gefräst wurde, die dort stand, wo heute der Aufzug oben ankommt. Gewonnen hat es am Samstag die siebenjährige Jule Ettmayer aus Frickenhausen (Kreis Esslingen). Der Erlös der Tombola fließt in die Restaurierung der Gegenstände in der Burg und es kommt deshalb nicht von Ungefähr, dass der Verein auch beim Restauratorentag im Burghof präsent war. 1997 gegründet, hat es sich der Freundeskreis zur Aufgabe gemacht, zum Schutz und zur Erhaltung des bedeutenden Bauwerks beizutragen. Der Verein hat zahlreiche Unterstützer: Inzwischen sind rund 930 Personen Mitglied, die den kostspieligen Erhalt der Burg Hohenzollern unterstützen.

Die Restauratoren stehen Rede und Antwort. Foto: Kauffmann

Die Veranstaltung

Von 11 Uhr bis 16 Uhr
Die Restauratorentage sind im regulären Burgeintritt enthalten. Die Burg öffnet um 10 Uhr, letzter Einlass ist um 17 Uhr, die Burgtore schließen um 18.30 Uhr. Die Handwerker präsentieren sich jeweils von 11 bis 16 Uhr je nach Gewerk im Innen- oder Außenbereich. Die Restauratorentage finden am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Mai, statt.

Die Restauratoren
Die Restauratoren lassen sich über die Schulter schauen und erklären den Burgbesuchern ihre Arbeitstechniken: Max Götter ist spezialisiert auf die Restaurierung und den Erhalt von Stuck-Ornamente und Wandgemälde; Susanne Kleindienst kümmert sich um die Reinigung, Reparatur und Retusche von Öl-Gemälden; Matthias Golle ist der Profi, wenn es um historische Textilien und Polsterungen geht; Ulrich Weidauer ist der Experte für historische Metallarbeiten; Anja Bachmann und Jörg John leimen, schnitzen und hobeln zum Erhalt historischer Möbel und Holzverzierungen; Simone Howe hat sich der originalgetreuen Herstellung historischer Posamenten verschrieben; Marie Boos verwandelt mit Hammer und Meißel grobe Sandsteinblöcke in passgenaue Quader für die Burgmauer.