Gastronomie: Die Familien Wiech/Chemello geben das Schloss-Café am Haigerlocher Marktplatz auf

Es war einer der "wonderfitzigsten" Plätze, den das Städtle im Sommer zu bieten hatte. Doch das ist jetzt Geschichte. Das Schloss-Café am Marktplatz hat seine Türen geschlossen. Die Betreiber konzentrieren sich in Zukunft auf ihren Pizza-Bring- und -Abholservice.

Haigerloch. "Die Entscheidung zu diesem Schritt nagt schon an mir, denn ich habe das Café mit Leidenschaft gemacht", erklärt die 29-jährige Tania Wiech diesen Schritt. Sie hat das Schlosscafé am 5. Februar 2011 – da war sie erst 19 – übernommen und gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Thomas und dank der großen Unterstützung durch ihre Eltern Antonietta und Pietro Chemello erfolgreich geführt.

Zunächst hatte Tanja Wiech das alteingesessene Café von der vorherigen Besitzern gepachtet, dann im Dezember 2014 das Haus gekauft und das Café renoviert und umgebaut. In die Küche, die Umgestaltung des Gastraumes, in neue Fenster oder in eine neue Theke floss so ein hoher fünfstelliger Betrag.

Hat ihr die von der Corona-Pandemie erzwungene Schließung ihrer Gastronomie noch vor Saisonbeginn wirtschaftlich das Genick gebrochen? Nein, so ist es nicht. "Ich hatte eigentlich nicht vor zu schließen", stellt die junge Cafébetreiberin fest. Noch im Frühjahr habe sie sich auf der Gastronomie-Messe Intergastra eine neue Sahne-Maschine für 3000 Euro gekauft.

Aber dann kam Corona und mit ihr viel Zeit, in der man über das Ganze einmal in aller Ruhe nachdenken konnte. Denn schon vor der Krise kamen einige Dinge zusammen, die sich nicht gerade günstig auf den Betrieb des Café auswirkten.

Nach dem Gefühl der Café-Betreiberin kommen weniger Touristen und Ausflügler mit Bussen als früher nach Haigerloch. Während sich in der warmen Jahreszeit ihre Außengastronomie am Marktplatzbrunnen (13 Tischen) an den Samstagen, Sonntag und Feiertage praktisch von selbst füllt, ist Tanja Wiech während der Woche auf solche Bus-Gäste jedoch angewiesen. Dass es weniger geworden ist könnte viele Ursachen haben: Der Flieder, eine Haigerlocher Touristen-Attraktion im Mai, ist reduziert worden, die Haigerlocher Museumslandschaft hat möglicherweise nicht mehr die Strahlkraft wie in ihren Anfangsjahren. Auch das beliebte Alraune-Museum in ihrer direkten Nachbarschaft hat seine Öffnungszeiten reduziert und konzentriert sich jetzt auf Sonn- und Feiertage.

Und nicht zuletzt kamen ins Schloss-Café auch Gäste, die noch vor kurzem den Haigerlocher Rosengarten in der Oberstadt besuchen konnten. Doch dieser hat inzwischen seine Türen geschlossen. Selbst treue Jahrgänge brachen aufgrund von Sterbefällen weg und die Kosten für den Wareneinkauf oder die Energiepreise sind in den letzten Jahren ohnehin nicht niedriger geworden. "Allein für Strom muss ich monatlich 750 Euro ausgeben", führt Tania Wiech als Beispiel an.

Und dann kam auch noch ein ganz anderer Faktor hinzu, den die Corona-Krise ans Licht gebracht hat: Nämlich die Belastung des Privatlebens durch die Arbeit im Schlosscafé.

"Während der Schließung haben wir sozusagen das Familien-Leben neu entdeckt", sagt Tanja Wiech ganz offen. Vorher hatten ihr Mann und ihr Vater, die beide voll berufstätig sind, in der Regel eine Sieben-Tage-Woche. Auch ihre inzwischen dreieinhalbjährige Tochter und ihr einjähriger Sohn kamen wegen der täglichen Arbeit im Café meistens viel zu kurz.

Es sind also viele Punkte, die die Familie dazu geführt haben, diese nicht einfache Entscheidung zu treffen. Eines aber bleibt: Der Pizza-Express auf den man von Anfang an als zweites Standbein gesetzt hatte. "Der hat sich von Jahr zu Jahr immer besser entwickelt", betont Tania Wiech. Deshalb werden sie damit weitermachen. Der Pizza-Liefer- und Abholservice ist weiterhin von Mittwoch bis Sonntag ab 17 Uhr erreichbar.