Die Rottweiler Hubarbeitsbühne ist am Montag gegen 23 Uhr in der Bösinger Haslenstraße im Einsatz (untere Reihe, linkes Bild). Ein Ergebnis des Hagelsturms: zerstörte Lüftungsziegel (untere reihe, rechtes Bild). Endlich Feierabend für eine Bösinger Feuerwehrgruppe, als Mitternacht bereits sehr nahe ist (oberes Bild). Foto: Hölsch

Der Schreck sitzt vielen Bösinger Bürgern am Tag danach weiter in den Knochen. Dazu waren aber auch die Erlebnisse am Montagabend mit dem gewaltigen Hagelsturm viel zu nachdrücklich, um einfach zur Tagesordnung übergehen zu können.

Bösingen - Nein, Bösingen liegt nicht in den Alpen. Obwohl dieser Eindruck hat entstehen können, als Bürgermeister Johannes Blepp am Montag kurz nach 18 Uhr in der Dunninger Straße eintraf.

Wie ein Sturzbach wälzten sich Hagel- und Wassermassen durch die Ortsmitte und die Haslenstraße Richtung Kläranlage und Grabenwaldsee.

Dramatische Momente seien es gewesen, als der Himmel gegen 18 Uhr schwarz geworden sei und schwere Hagelbrocken heruntergekommen seien. Schnell, so Johannes Blepp, schnell sei klar gewesen, dass es nicht in einigen Minuten vorbeigehen würde.

Sturzbach so stark, dass ganze Schachtdeckel betroffen waren

Besagte Straßen füllten sich mit Wasser. Teilweise hüfthoch. Der Hagel verstopfte die Kanalisation, Blätter und Äste, die zu Boden geschleudert wurden, verstärkten das Unheil. Der Sturzbach nahm Fahrt auf. Und war teilweise so stark, dass ganze Schachtdeckel betroffen gewesen seien.

Simon Vetter, Gesamtkommandant der Feuerwehr Bösingen-Herrenzimmern, ergänzt den Bericht. Die Schachtdeckel seien zum Teil komplett herausgeholt worden, damit die Wassermassen hatten abfließen können.

Als ein neuralgischer Punkt erwies sich die Kläranlage oberhalb des Grabenwaldsees. Sie stand teilweise unter Wasser. Vor allem der Technikraum, ein sensibler Bereich für ihr Funktionieren. Doch er konnte, so Vetter, ausgepumpt werden.

Auf 42 Einsatzstellen seien die unermüdlichen Feuerwehrleute an diesem Abend gekommen. Bis auf eine Handvoll, die Herrenzimmern betroffen habe, alle in Bösingen. Der letzte sei um 0.30 Uhr beendet worden. Mindestens 35 Keller seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Dann habe es außerdem zahlreiche Dachfenster und Lichtkuppeln an Häusern erwischt. Aber auch Autos überstanden diesen Hagelsturm nicht heil. Blech- und Fensterscheibenschäden gab es zu beklagen.

Begutachtung des Gesamtergebnis

Am Dienstagmorgen waren Architekt Harald Ganter (Dunningen) und Ingenieur Martin Weisser (Villingendorf) in der Gemeinde, um die Schäden aufzunehmen. Ganter die Gebäude, Weisser die Straßen und Kanäle. So schnell wird jedoch ein Gesamtergebnis nicht zu erhalten sein, schließlich regnete es bereits seit Dienstagmittag erneut in Strömen.

Die Aufräumarbeiten am Tag nach dem Hagelsturm in Bösingen:

Vorbildlich haben sich am Montagabend neben den ehrenamtlichen Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK viele Bürger engagiert. Mit Radladern und Traktoren wurde den Hagel-Wassermassen zu Leibe gerückt. Sogar ein Geschäftsbus, der in der Dunninger Straße zum Erliegen kam, konnte gerettet werden. Alleine weiterfahren war jedoch für ihn nicht mehr möglich gewesen.

Zu erwähnen ist außerdem, dass ein ortsansässiger Zimmermann unkompliziert geholfen habe, als eine Erzieherin vor 21 Uhr den Kindergarten inspiziert und Schäden festgestellt habe. Das Dach sei abgedeckt worden, um weiteres Hineinregnen zu unterbinden. Der Handwerker habe außerdem an anderen Stellen ebenfalls tatkräftig geholfen.

Einsätze in allen Wohngebieten

Doch nicht nur die Achse Dunninger Straße, Haslenstraße, Grabenwaldsee hat es als einzige getroffen. Wie Simon Vetter sagt, habe es Einsätze im kompletten Ort, in allen Wohngebieten gegeben. Von Berg bis Breite Wiesen, von der Beffendorfer Straße bis zur Krebenstraße und von etlichen weiteren ist die Rede.

Hilfreich war, dass am Abend die Hubarbeitsbühne der Rottweiler Feuerwehr gekommen ist. Mit ihr ließ sich einfacher und vor allem gefahrloser den Schäden an den Dächer nähern. Das Aufstellen von Leitern wäre garantiert nicht das Gelbe vom Ei gewesen.

So half die Besatzung gegen 23 Uhr in der Haslenstraße verzweifelten Hausbesitzern, bei denen das Wasser vom Hausdach durch die zertrümmerten Dachfenster und Lüftungsplastikziegeln in die Wohnungen gelang.

Mit ihrem nächtlichen gefährlichen Einsatz (Stromleitungen!) tauschten die "Rottweiler Nothelfer" die zerstörten Ziegeln aus und deckten wasserdicht die vom Hagel zerbrochenen Dachfenster ab.