Links landet an der Stadtmauer im Bockshof die neue Hängebrücke an. Drumherum wird deshalb allerhand umgestaltet, um die Besucherströme besser lenken zu können. Foto: Otto

Man kann es sich noch nicht so richtig vorstellen: Im Bockshof in Rottweil, wo sich derzeit meist nur vereinzelt Menschen finden, wird in absehbarer Zeit Trubel sein. Dort landet die Hängebrücke an – und der Bereich wird zum neuen "Entrée" für die Stadt. Deshalb muss er umgemodelt werden.

Rottweil - Die ganze jahrelange Planung für die Hängebrücke, die die Rottweiler Innenstadt mit dem Berner Feld samt Testturm verbinden wird, soll nun bald zu einem Ende kommen: Investor Günter Eberhardt ist derzeit mit den letzten Feinheiten befasst. Anfang des Jahres hatte er angekündigt, dass noch 2021 gebaut werden soll.

Die Stadt will derweil alles für die "Hängebrücken-Landung" im Bockshof vorbereiten. Es gilt, die Besucherströme richtig zu lenken und dabei Anwohneranliegen und den Denkmalschutz einzubeziehen, so Bürgermeister Christian Ruf. Er erinnerte daran, dass der Bockshof einer der "sensibelsten Punkte" beim Thema Hängebrücke war und ist. Bei der Umgestaltung strebe man eine funktionale, ästhetische und kostenmäßig vertretbare Lösung an.

Treppe am Kriegsdamm soll gedreht werden

Alles was ursächlich mit der Brücke zu tun hat, werde gemäß städtebaulichem Vertrag dem Investor als Kosten auferlegt, darüber hinaus gehende Maßnahmen trägt die Stadt.

Jürgen Pfaff vom Büro "faktorgrün" stellte das Konzept vor. Der Kernpunkt: Der Hauptzugang zur Hängebrücke soll nicht über die schmale Treppe erfolgen, die vom Kriegsdamm an der Stadtmauer entlang hinabführt, sondern durch die Passage zwischen Dominikanermuseum und Predigerkirche. Die Treppe am Kriegsdamm soll gedreht werden und die Besucher vom Nägelesgraben her direkt entlang des Gebäudes in Richtung Passage führen.

Unterhalb des Museums wird die bestehende große Fluchttreppe von der Freifläche weggedreht, um mehr Raum zu schaffen und dem Platz dort eine neue zentrale Funktion zu verleihen. Dort könnten die Besucherströme aufgenommen werden. Ein geschwungener Weg führt dann hinab zum Hängebrückeneinstieg. Der Weg entlang der Häuser in der Lorenzgasse soll entlastet werden, zudem wird dort eine Hecke gepflanzt. Laut Pfaff sollen bei der Umgestaltung Materialen aus dem Stadtkern aufgegriffen werden. Neue Sitzgelegenheiten und Fahrradabstellmöglichkeiten an der Predigerkirche vervollständigen das Bild.

Die Planung traf im Gremium auf Gefallen. Ein Punkt allerdings bereitete Bauchschmerzen: Pfaff kündigte an, dass die bestehenden Bäume zwar erhalten werden sollen – eine Eiche direkt am Brückeneinstieg aber weichen müsse.

"Die Bürger warten auf die Umsetzung"

Sowohl Jürgen Mehl (SPD+FFR) als auch Hermann Breucha (FWV) hakten nach, ob die Eiche vielleicht doch irgendwie erhalten werden könnte. Pfaff sieht hier keine Möglichkeiten, weil die Fundamente der Brücke an das Wurzelwerk heranreichen. Und die Freude von Jürgen Mehl, dass in den Planungen von einem bislang gefürchteten Geländer auf der Stadtmauer nichts zu sehen ist, löste sich auch schnell in Luft auf: "Das Geländer brauchen wir schon aus versicherungstechnischen Gründen", so Pfaff. Auch Oberbürgermeister Ralf Broß ließ durchblicken, dass dies bei einer Stadtmauer, die seit Hunderten von Jahren ohne Geländer auskam, etwas schwierig zu verstehen ist. Man komme aber wohl nicht drumherum. Ira Hugger (Grüne) fand die Planung im Großen und Ganzen gefällig. Über die Zukunft des Taubenhauses, so Broß auf ihre Nachfrage, sei noch nicht endgültig entschieden.

Günter Posselt (CDU) plädierte dafür, zuzustimmen und die Sache zeitnah in Angriff zu nehmen. "Die Bürger warten auf die Umsetzung." Der Empfehlungsbeschluss für den Gemeinderat nächste Woche erfolgte einstimmig. Jetzt muss dann nur noch die Hängebrücke kommen.