Nur noch analog und per Telefon. Auch im Vorzimmer von Rathauschef Davide Licht gehen die Computer nicht mehr. Foto: Rapthel-Kieser

Nach einem erpresserischen Hackerangriff auf die IT der Burladinger Stadtverwaltung geht im Rathaus nichts mehr. Um die Daten nicht noch mehr zu gefährden, nahm das Rathaus alle Systeme komplett vom Netz. Polizei, IT-Experten und Forensiker arbeiten auf Hochtouren.

Burladingen - Nach der Weltfirma Bizerba in Balingen hat es jetzt die viertgrößte Stadt im Zollernalbkreis erwischt. "Keiner von uns hat mehr einen Computer", sagt Hauptamtsleiterin Katja Reck in einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Mittwochabend im Fraktionszimmer des Rathauses. Zu Dienstbeginn am Mittwochmorgen, so schilderte es Bürgermeister Davide Licht, hatten die Rathaus-Mitarbeiter gemerkt, dass keine Kommunikation nach außen mehr möglich ist, dass sie keine E-Mails verschicken können, dass das Rathausnetzwerk nicht mehr funktionierte. Reck-Stellvertreter und EDV-Fachmann Tobias Mauz wurde eingeschaltet und checkte die Systeme.

Daten auf dem Server verschlüsselt

Er fand heraus, dass die Server der Stadtverwaltung verschlüsselt worden waren. Deshalb kam kein Rathausmitarbeiter mehr an die Daten. Der Hacker hatte auf den Servern gar eine Erpresser-Nachricht mit Anweisungen auf Englisch hinterlassen. Die Daten auf den Servern seien gehackt und verschlüsselt worden, man solle folgende Links anklicken, die weitere Anweisungen erhalten.

Die Polizei wurde sofort informiert

"Das haben wir natürlich nicht gemacht", sagt der säuerlich drein blickende Stadtchef Davide Licht, "sondern sofort die Polizei eingeschaltet". Genauer gesagt die Spezialeinheit der Kripo, die für derlei Hackerangriffe und Cyberkriminalität zuständig ist. Das Rathaus selber ging danach mit allen Systemen komplett vom Netz und wird es den Rest der Woche wohl auch bleiben. Das heißt aber auch, dass außer den Telefonen und den Akten aus Papier nichts mehr funktioniert. "Wir arbeiten gerade alle analog – so gut wie es eben geht", sagt Bürgermeister Davide Licht.

Verwaltungen der Nachbarschaft helfen aus

In dringenden Fällen könnten Bürger anrufen und würden für unaufschiebbare Dienstleistungen an Nachbarkommunen verwiesen, die dann aushelfen, sichert Katja Reck aber zu.

Inzwischen wurden auch die städtischen Einrichtungen die Kindergärten, die Ortsverwaltungen, der Bauhof, die Schulen und die Jugendmusikschule informiert. Auch das Rechenzentrum in Reutlingen ist eingeschaltet. Da die Homepage der Stadt Burladingen bei einem anderen Host abgelegt ist, funktioniert wenigstens die. Auf der wurden die Bürger von der misslichen Knebel-Lage ihres Rathauses informiert. Auch nutzte der eilig einberufene Krisenstab der Burladinger Stadtverwaltung Soziale Netzwerke wie Facebook oder WhatsApp, um die Burladinger zu informieren.

Ab heute die Forensiker im Rathaus

"Wir arbeiten mit Hochdruck an dem Problem", sagt Markus Häfner, Kommunikationsadministrator im Burladinger Rathaus. Er machte Druck – und so sollen ab Donnerstag auch die ansonsten viel beschäftigten und ausgebuchten IT-Forensiker im Rathaus die Server untersuchen. Aber weil das Rathaus alle Schotten dicht machen musste, erschwert das eben auch die Suche nach dem Virus. Ob es eine zufällig geöffnete Mail war, die einen blöden Virus freisetzte oder ob es ein gezielter Angriff auf die Systeme der Stadt Burladingen ist, all das ermittelt im Moment die Spezialeinheit der Kripo.

"Wir wollen erst wieder online gehen, wenn wir sicher sind das alles wieder einwandfrei funktioniert und wir unseren Bürgern einen stabilen Service bieten können", sagt Stadtchef Davide Licht.