Von links. Julia Heller und Christian Rettich vom RP Tübingen übergeben Rektor Norbert Kantimm und Britta Eppler die WSB-Urkunde. Foto: Roth

Das Gymnasium Meßstetten ist nun offiziell eine weiterführende Schule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt (WSB) – und damit erst die dritte im Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen (RP). Die Kriterien für das Siegel haben es in sich.

„Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich eine tolle Sache“, schmunzeln Julia Heller und Christian Rettich vom RP Tübingen über das WSB-Siegel, das sie Norbert Kantimm, Schulleiter am Meßstetter Gymnasium, im Rahmen eines Sport-Aktions-Tages übergeben haben.

„Bewegung für Kinder ist unersetzlich“

Denn: „Bewegung ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unersetzlich. Gerade die Coronavirus-Pandemie hat in Sachen Bewegungsmangel wie ein Brandbeschleuniger gewirkt.“ Das wirkliche Leben spiele sich schließlich nicht vor dem heimischen Computer ab, sondern draußen in der Natur mit Freunden.

„Bewegung kann auch helfen, beeinträchtigte Hirnfunktionen infolge einer Corona-Infektion zu reaktivieren“, betont Heller, die mit Rettich als Repräsentantin der WSB-Initiative die Schulen im Bewerbungsprozess unterstützt.

Norbert Kantimm ist stolz auf Schüler- und Lehrerschaft, die die Anstrengungen für die Zertifizierung auf sich genommen haben. Und es hat sich gelohnt: Meßstetten darf sich ab sofort zu einem illustren Trio zählen – nur die Gymnasien in Leutkirch und Ulm dürfen neben jenem auf dem Heuberg das WSB-Siegel ihr eigen nennen. „Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar für das offene und engagierte Kollegium“, betont Kantimm.

Kantimm: „Dankbar für engagiertes Kollegium“

Doch was zeichnet eine WSB-Schule aus? Acht Bausteine müssen die Schulen erfüllen. Dazu gehören gesunde Mahlzeiten in der Mensa genauso wie aktive Pausen oder außerunterrichtliche Bewegungsangebote. Und auch im Alltag – in jeden einzelnem Fach – sind die Schüler aktiv.

28-seitige Dokumentation für Siegel

Das heißt zum Beispiel: Der Deutschlehrer vermittelt die Rechtschreibung mit einem Laufdiktat und in Kunst darf mit dem Pinsel getanzt werden.

„Es ist bewiesen, dass die Jugendlichen nicht sechs Schulstunden am Stück aufmerksam lernen können. Kurze Bewegungsintervalle sind da willkommen und fördern auch kognitive Funktionen“, ist der Rektor vom Konzept der „bewegten Schule“ überzeugt.

Federführend hat sich im Meßstetter Gymnasium Sport- und Englischlehrerin Britta Eppler für das WSB-Siegel eingebracht und dafür eine 28-seitige Dokumentation über die bewegten Schulaktivitäten beim RP eingereicht.

Selbst der Advent ist bewegend

Die Meßstetter Aushängeschilder: Der bewegte Adventskalender etwa, in dem statt Schoko-Nikoläusen kurze Fitness-Einheiten auf die Schüler warten. Oder Balancehocker der Tieringer Firma Interstuhl in den Klassenzimmern, die eine aufrechte Sitzhaltung fördern. Nicht zuletzt darf in den „aktiven Pausen“ – bis auf die Kursstufe werden alle Schüler zweimal täglich für zehn Minuten an die frische Luft geschickt – auf der Slackline und am Klettergerüst getobt werden.

Ihren Bewegungsdrang unter Beweis gestellt haben die Schüler auch beim Sport-Aktions-Tag bei der Zertifikat-Übergabe. Kantimm hat mit Fördermitteln aus dem Programm „Rückenwind“ die Bewegungsexperten der Firma „Trixitt“ gebucht, welche die Meßstetter Schüler an aufgeblasenen Basketballkörben, Zwei-Felder-Flächen und vielen weiteren Stationen herausgefordert haben.

Im Unterricht dürfen die Schüler die Balancehocker nutzen. Foto: Kantimm

Beim Anblick der strahlenden Augen der Jugendlichen scheint bei Heller und Rettich – trotz Dauerregen vor der Heuberghalle – die Sonne. „Wir wollen noch mehr weiterführende Schulen für das WSB-Siegel gewinnen.“ Wichtig ist Rettich: „Es geht nicht um den sportlichen Wettbewerb, sondern um die Freude an der Bewegung.“ Die zeigen die Meßstetter Schüler mit Bravour.

Die acht Bausteine für das WSB-Siegel

Sportunterricht
Der Sportunterricht wird im Rahmen der Kontingenzstundentafel erteilt – und zwar von Fachkräften.

Bewegung in allen Fächern Im Unterricht wird mit Bewegungsintervallen gelernt. Die Fachlehrer besuchen Fortbildungen zum Thema Bewegung im Unterricht.

Rhythmisierung des Schulalltags Die Schule orientiert den Schultag, die Schulwoche und das Schuljahr an Bewegung, Spiel und Sport.

Schulgelände Pausenhof und Schulgebäude sind bewegungsfreundlich gestaltet.

Aktive Pausen Große Pausen sind Bewegungspausen; auch in der Mittagspause sind Spielgeräte vorhanden.

Außerunterrichtliche Sportangebote Die Schule richtet mindestens eine jährliche Schulsportveranstaltung aus und nimmt an Sportwettbewerben wie „Jugend trainiert für Olympia“ teil.

Schulweg Die Schule sensibilisiert für einen bewegten Schulalltag.

M ensa Das Mittagessen und die Verkaufsangebote in Pausen sollen gesund sein.