Zwei Bestandsgebäude (links) werden saniert, zwei weitere neu gebaut. Foto: Trumpp

In Stammheim, genauer auf dem Gelände der Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten (GWW), wird gebaut. Zwei der bestehenden Gebäude wurden abgerissen und derzeit neu errichtet, zwei weitere werden saniert. Nun soll noch ein Anbau für eine Tagespflege für Senioren folgen.

Calw-Stammheim - Eigentlich stünde schon bald das Richtfest für die beiden neuen Bauten auf dem GWW-Wohnareal in der Mörikestraße in Stammheim an. Die ehemaligen Gebäude eins und vier wurden im vergangenen Jahr abgerissen, im Spätsommer begann der Neubau. Doch wie so vieles in den vergangenen Jahren muss auch das Richtfest ausfallen, wie dem "Baublog" der GWW zu dem Projekt in Stammheim zu entnehmen ist. Die Arbeiten gehen derweil weiter. Versorgungsleitungen werden verlegt, der Kran soll dieser Tage abgebaut werden. Ende 2023, so die Prognose von Steffen Sandrock, Bauprojektleiter "Campus Mörike", wie das Ganze genannt wird, soll alles fertig sein.

Mit "alles" meint er neben den beiden neuen Gebäuden auch die Sanierung der Bestandsgebäude mit den Nummern zwei und drei, die nicht abgerissen wurden. Diese soll Anfang 2023 beginnen. Und einen Anbau, für den der Bau- und Umweltausschuss der Stadt Calw jüngst grünes Licht gab. 15 Tagespflege-Plätze für Senioren sollen dort entstehen, erläuterte Sandrock in der Sitzung des Gremiums. Der 87 Quadratmeter große Anbau an Haus zwei ist eingeschossig und mit einem Flachdach geplant.

Im Alter hier wohnen bleiben

Das Deutsche Rote Kreuz habe zwar in besagtem Gebäude schon Flächen für die Betreuung von Senioren, doch diese reichen nicht aus, sagte Sandrock. Mit dem Anbau und der darin geplanten Tagespflege verfolge man zudem einen "innovativen Ansatz": Senioren mit Behinderung und solche ohne können sich begegnen. "Gelebte Inklusion", nennt Sandrock das. Ein weiterer Vorteil sei, dass Senioren aus Stammheim im Alter dort bleiben können. Und: GWW und DRK profitieren von Synergieeffekten, was beispielsweise die IT-Struktur oder das Essen anbelangt, so der Bauprojektleiter weiter.

Dieter Kömpf (Freie Wähler) meldete sich als erster zu Wort. Zwar sei gegen den Anbau an sich nichts einzuwenden, betonte er. Aber wie das alles gelaufen sei, habe ihm gar nicht gefallen. Was er damit meint? Darüber verlor Andreas Quentin, Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Verkehr bei der Stadt Calw, einleitend ein paar Worte. Die GWW hatte zwar von Anfang an vor, den Anbau zu realisieren, kam aber mit dem Bebauungsplan "Mühläcker" ins Gehege, in dem das Areal liegt. Mit dem Anbau würde nämlich die für das Gebiet zulässige Grundflächenzahl, also der Anteil des Grundstücks, der bebaut werden darf, überschritten, ist in der Sitzungsvorlage zu lesen. In Einzelfällen gibt es zwar Ausnahmen von dieser Regel, doch weil dies nicht im Bebauungsplan festgehalten ist, nicht hier. Die einzige Lösung – neben dem Abschied von den Anbau-Plänen – schien hier eine "eigenständige Bauleitplanung" durch die Aufstellung eines Vorhaben- und Erschließungsplans. Der soll laut Beschlussvorschlag als "sogenannter Bebauungsplan der Innenentwicklung im beschleunigten Verfahren" aufgestellt werden.

Entstehen zu wenig Parkplätze?

"Erst machen wir es nicht, wenn der Plan es nicht hergibt, dann plötzlich doch", fasste Kömpf zusammen. Seines Erachtens hätte man die Pläne von Anfang an kommunizieren müssen. So jedoch "sorgt es für Frustration".

Bedenken wegen eines anderen Themas äußerte Thomas Zizmann (FW). Auch er habe nichts gegen den Anbau, fürchtete aber wegen des gesamten Vorhabens eine schwierige Parksituation. Dies, forderte er, müsse man nochmal prüfen. Zwar besäßen die Bewohner in aller Regel kein Auto, sehr wohl aber die Mitarbeiter. Und Besuch gibt es auch noch. Wie auf Rückfrage unserer Redaktion bei Sandrock zu erfahren war, sind vonseiten der GWW zehn Stellplätze geplant. Baurechtlich gefordert seien demzufolge 7,38, also acht Plätze.

"Nach dem Aufstellungsbeschluss werden die Bauantragsunterlagen fertiggestellt und mit der Baurechtsbehörde abgestimmt", sagt Quentin zum weiteren Vorgehen. Im Rahmen dieser Vorabstimmungen werde dann auch der Stellplatznachweis überprüft und gegebenenfalls noch optimiert. "Die Öffentlichkeit wird – vor der abschließenden Beratung in den städtischen Gremien – im Rahmen der Offenlage beteiligt."

Einstimmig dafür

Der Bau- und Umweltausschuss stimmte einstimmig dafür, dem Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss zu empfehlen.

Anfang 2021 gab die GWW auf Anfrage unserer Redaktion bekannt, dass die bestehenden Gebäuden nicht mehr den Anforderungen an Wohngebäude für Menschen mit Behinderung entsprächen und deshalb saniert, beziehungsweise abgerissen werden müssen. Sie seien alt, es gebe mehr Bedarf, neue Verordnungen und mehr "Ambulantisierung", zählte Sandrock in der Sitzung auf. "Wenn hier nichts getan wird, besteht die Gefahr einer Unterversorgung älterer Menschen mit Behinderung, die nicht mehr von Angehörigen betreut werden können. Außerdem fehlt Wohnraum für Entwicklungsmöglichkeiten, damit Menschen mit Behinderung zunehmend selbstständig wohnen können", hieß es damals in einem Schreiben der GWW.