Nutri-Score: Der Name der in Frankreich entwickelten Kennzeichnung bedeutet so viel wie „Nährwert-Punktzahl“. Foto: dpa/Patrick Pleul

Zugreifen oder im Regal lassen? Der Nutri-Score auf Lebensmitteln soll die Entscheidung erleichtern und bietet Hilfe auf den ersten Blick. Doch was sagt das Ampelsystem überhaupt aus?

Fischstäbchen mit hellgrünem B, die Chips-Packung mit orangenem D, das Müsli mit gelbem C. Im Supermarkt begegnen wir immer öfter Produkten, auf die der sogenannte Nutri-Score gedruckt ist.

Das Ampelsystem gibt auf den ersten Blick Auskunft über den Nährwert eines Lebensmittels. Das kann eine sinnvolle Hilfe beim Einkauf sein. Noch fehlt der Score aber auf vielen Produkten. Zudem zweifeln Experten daran, ob alle Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem System umgehen können. Was Kundinnen und Kunden über das Label wissen müssen:

Was sagt der Nutriscore?

Der Name der in Frankreich entwickelten Kennzeichnung bedeutet so viel wie „Nährwert-Punktzahl“. Der Nutri-Score von dunkelgrünem A bis rotem E ist eine fünfstufige Ampel. Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren und viele Kalorien wirken sich ungünstig aus. Ein hoher Anteil unter anderem an Obst, Gemüse, Nüssen, Ballaststoffen und Eiweißen bringt Pluspunkte. Seit November 2020 kann der Score hierzulande rechtssicher – aber auf freiwilliger Basis – auf verpackte Lebensmittel gedruckt werden. Der Nutri-Score soll Verbrauchern die Auswahl innerhalb einer Produktgruppe – also zum Beispiel innerhalb der Kategorie Brot oder der Kategorie Milchgetränke – erleichtern.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Nach einer festen Formel wird errechnet, in welche Kategorie ein Produkt fällt. Für die Mengen pro 100 Gramm werden jeweils Punkte vergeben. Heraus kommt ein einziger Gesamtwert, der in einer fünfstufigen Skala abgebildet wird: von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste.

Neue Regeln für Getränke

Im Frühjahr 2023 verkündete das Bundesagrarministerium Änderungen bei Berechnungen von Getränken. So sollen künftig auch Milch, Milch- und Pflanzengetränke als Getränke bewertet werden und nicht mehr als allgemeine Lebensmittel. Getränke mit wenig Zucker sollen eine günstigere Bewertung erzielen und so im Vergleich zu Getränken mit viel Zucker besser differenziert werden können.

Um keine Anreize für den Einsatz von Süßungsmitteln zu geben, soll dieser mit „Negativ-Punkten“ berücksichtigt werden, wodurch Produkte eine Kategorie schlechter abschneiden. Als einziges Getränk soll weiterhin Wasser eine beste A-Bewertung erhalten können.

In Deutschland sollen die aktualisierten Benutzungsbedingungen am 31. Dezember 2023 in Kraft treten. Bis Ende 2025 gilt dann eine Übergangsfrist für registrierte Firmen zur Umstellung der Kennzeichnung, um keine bereits produzierte Ware oder Verpackungen vernichten zu müssen. Anbieter können das Logo auf freiwilliger Basis nutzen, müssen sich dann aber an Vorgaben halten.

Wer macht beim Nutri-Score mit?

Der Nutri-Score funktioniert umso besser, auf je mehr Produkten er zu finden ist. Laut Verbraucherzentralen sind Pizzen mit 70 Prozent der untersuchten Produkte besonders häufig gekennzeichnet, Cerealien und Milchprodukte mit jeweils 28 Prozent eher selten. In den Regalen finden sich auch Weizenspaghetti, Tiefkühl-Spinatpizza oder Tortilla-Chips mit Kennzeichnung. Unter den Herstellern, die beim Nutri-Score mitmachen, sind einige Schwergewichte, darunter Danone, Nestlé und Dr. Oetker. Inzwischen haben sich laut Agrarministerium rund 700 Firmen mit mehr als 1000 Marken für die Verwendung auf dem deutschen Markt registriert (Stand: April 2023).

Welche Kritik gibt es am Nutri-Score?

Als größter Kritikpunkt am Nutri-Score wird immer wieder genannt, dass dass das System aufgrund seines einfachen Aufbaus falsch gelesen werden kann und erklärungsbedürftig sei. Grün gekennzeichnete Produkte werden als unbedenklich wahrgenommen, ein rotes E hingegen als Stop-Signal. Doch selbst „wer ausschließlich Produkte mit grünem Nutri-Score-Label kauft, tut seiner Gesundheit noch lange nichts Gutes“, heißt es etwa von der Verbraucherzentrale Hamburg, die das System grundsätzlich befürwortet. Bei gesunder Ernährung spiele sowohl Vielfalt als auch Menge eine Rolle – beides bilde der Nutri-Score aber nicht ab. Zum anderen sei das Ampelsystem nur auf abgepackten Lebensmitteln zu finden, nicht aber beispielsweise auf frischem Obst und Gemüse, die ein Grundpfeiler ausgewogener Ernährung sind.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Noch ist mehr als unklar, ob der Nutri-Score über kurz oder lang eine verpflichtende Angabe wird. Verbraucherschützer sind dafür, doch entschieden wird in Brüssel.