Trotz Krise guten Mutes ist die Tafelleiterin mit ihren fleißigen Helferinnen: Angelika Egerter (von links), Barbara Meyer, Sabine Göhring, Monika Schleeh, Ingrid Haitzmann, Elisabeth Ruoff und Susanne Lein. Foto: Hezel

Ukraine-Krieg und Inflation haben für die Sulzer Tafel noch immer spürbare Folgen. Was wenn keine Reserven mehr bleiben?

260 Ausweisbesitzer verzeichnet die Sulzer Tafel derzeit, berichtet Tafelleiterin Sabine Göhring im Gespräch mit unserer Redaktion. Und noch immer steige die Zahl. Wöchentlich kämen bis zu zehn frische Ausweiskarten dazu. Reserven blieben so kaum noch. Im Augenblick könnten zwar noch Ausweisbesitzer aufgenommen werden, aber es sei endlich.

Läden müssen wirtschaftlich arbeiten

Bereits im Oktober hatte unsere Redaktion über die Auswirkungen von Ukraine-Krieg und Inflation auf die Tafel in Sulz berichtet. Damals gab Göhring an, dass sich die Zahl der Ausweisbesitzer im Vergleich zu den vergangenen Monaten beinahe verdoppelt habe und bei 140 liege.

Noch immer könne von Normalbetrieb nicht die Rede sein, auch, was die Warenlieferung angehe. Das Obst und Gemüse, welches die Tafel früher von den Läden erhalten habe, sei sehr teuer geworden. Die Läden würden dies nun anders verwerten und Abends Tüten zum Preis von drei Euro verkaufen. Dies fehle der Tafel entsprechend. „Klar können unsere Menschen auch da kaufen, aber man muss erstmal dahin kommen, oder muss es wahrnehmen können“, erklärt Göhring. Doch zeigt sie Verständnis, die Läden müssten natürlich wirtschaftlicher arbeiten und sie könne niemanden zwingen, etwas abzugeben.

Was also, wenn die Kapazitäten endgültig erreicht sind? Dann werde die geringe Ware auf mehr verteilt und es gebe weniger für die, die da sind. „Wir können ja nicht ausgrenzen“, erklärt Göhring die missliche Lage, „wem soll ich sagen, dass er nichts bekommt?“ Die 260 ausgegebenen Ausweise seien berechtigt. Tafelausweise können bei der Diakonie beantragt werden. Dazu muss nachgewiesen werden, dass die bezogene Rente oder die bezogenen Sozialleistungen nicht zum Leben ausreichen.

Überfluss kann auch abgegeben werden

Ein Großteil der Kunden sei aus der Ukraine. Viele blieben fern, weil ihnen der Trubel zu viel ist und auch das Anstehen nun länger dauert als vor der Krise, wo 85 bis 100 Leute pro Woche gekommen seien. Diese Zahl sei nun auf wöchentlich 150 bis 160 Personen angestiegen. Die 260 Ausweisträger kämen über den Monat verteilt zur Tafel.

Entsprechend wichtig sind Lebensmittelspenden. Doch herrsche auch hier Notstand. Spenden kämen überwiegend von Privatleuten oder Firmen aber auch Kirchenboxen aus Dornhan. Als erwähnenswert empfindet Göhring die regelmäßige Eierspende durch den Geflügelhof Schneckenburger. Ebenso sei ein guter Bestand an Butter, abgegeben durch Läden, zu verzeichnen. Aus der Gemeinde spende immer wieder jemand eine Lebensmitteltüte. „Es ist schön, wenn Menschen Lebensmittelspenden vorbeibringen. Uns hilft jedes Stück, das kommt“, betont Göhring. Oft bekämen sie Äpfel, Zwetschgen oder Trauben, auch das helfe. Oft fehle das Bewusstsein, dass bei Überfluss auch abgegeben werden kann, ermahnt Göhring. Eine Frau komme zwei bis drei Mal im Monat, um Konservenspenden zu bringen, welche sie für die Tafel kaufe.

Kauf im Kleiderladen erfordert keinen Ausweis

Was die Anzahl an Ehrenamtlichen angehe, sei die Sulzer Tafel derzeit mit 15 Helfern „gut bestück“. Hinzu kämen Praktikanten von Realschule oder Gymnasium, die im Rahmen ihres sozialen Engagements aushelfen.

Darüber hinaus informiert Göhring über den Kleiderladen, der sich über der Tafel befindet. Dort kann ohne Ausweis gut erhaltene Kleidung günstig gekauft werden.