Vor neun Jahren sah es im Gewerbegebiet Breite noch so aus. Heute sind die Ackerflächen, wie auf dem Bild zu sehen, links und rechts, längst bebaut. Foto: Reinhardt

Über die anlaufenden Planungen zum interkommunalen Gewerbegebiet auf Deißlinger Gemarkung diskutierte unlängst der Bund-Ortsverband Deißlingen. Dabei wurde von den Mitglieder Tacheles geredet.

Deißlingen - Die Anwesenden waren sich einig, dass man jetzt viele behutsame Abwägungs- und Bewusstseinsprozesse brauche. Denn das Thema werfe doch viele weitreichende Fragen auf. Zum Beispiel: "Wie gehen wir mit den planetarischen Grenzen verantwortungsvoll um? Brauchen wir immer mehr? Oder müssen wir auch einmal ein ›Es ist genug‹ sagen, wie beim Flächenverbrauch, der ja auch Landschaftsverbrauch in jeder Hinsicht ist?"

Lebensqualität sei schließlich auch, wenn man noch spazieren gehen könne und nicht ständig an Industriehallen vorbeilaufen müsse, sagte eine ältere Mitbürgerin. Man könne hier den Eindruck gewinnen, dass bei der Gemeinde, vor lauter Angst, die Gewerbesteuer könnte rückläufig werden, all diese anderen Themen nicht bedacht werden. Eine großzügige Flächenplanung sei also heutzutage das verkehrte Signal.

Problem Fachkräftemangel

"Die Frage müsse indessen sein, wie man Konzepte entwickele mit einem Bündel an Maßnahmen wie Aufstockungen, intensiver Nachverdichtung und Umnutzung im Bestand, Ansiedeln von flächensparenden Gewerben und so weiter," meinte ein Gesprächsteilnehmer. "Wenn man all diese Potentiale ehrlich ausschöpfe, reichen doch die vorhandenen, schon anvisierten Flächen locker aus", war die einhellige Meinung.

Natürlich seien das nicht immer Wunschflächen im herkömmlichen Sinn, aber auch da müsse man sich umstellen. Die weit verbreitete Angst, Gewerbe zu verlieren, wie man es oft in Diskussionen hört, solle da nicht schrecken, denn Fachkräftemangel und Abwerbungen seien ja eher das Problem.

"Wenn wir mit zwei anderen Kommunen zusammen planen, haben wir einen viel trägeren Tanker zu steuern, als wenn wir mit unserer eigenen Kommune, die ja schließlich die Flächen bereitstellen soll, Steuerungen vornehmen." Dies spreche eindeutig gegen ein so großes und letztlich unnötiges Gewerbegebiet, warf eine andere Teilnehmerin in die Diskussionsrunde ein und erfuhr dabei viel Zuspruch.

Gefahr für Untergrund

Besondere Sorge wurde außerdem über den zu befürchtenden Verlust von Äcker und Wiesen ausgedrückt. Die Aussagen der Planerin bei der Bürgerversammlung hätten da wirklich nicht überzeugt.

"Wollen wir wirklich unseren Untergrund zerstören, der Wasserrückhalt für die Keckquellen ist und wahrscheinlich dazu noch Dolinengebiet? Und was ist eigentlich bei einem Chemieunfall mit unserem Trinkwasser?", fragte man sich. Ein umfangreiches hydrologisches Gutachten sei aus Bund-Sicht natürlich unabdinglich.

Die Ortsgruppe nahm sich vor, am politischen Willensprozess mitzuarbeiten, und plant eigene Veranstaltungen, vor allem, wenn sich der Gemeinderat für eine Bürgerabstimmung ausspricht.