Krankmeldungen in der Region Calw nehmen laut DAK-Gesundheit im ersten Halbjahr 2023 deutlich zu. (Symbolbild) Foto: dpa/Jens Büttner

Die DAK-Gesundheits hat ihren Bericht zum ersten Halbjahr 2023 veröffentlicht. In der Region Calw ist ein starker Krankenstand festgestellt worden, womit der Kreis leicht über dem Landesniveau liegt. Vor allem gehen die Fehltage auf Erkältungen und Rückenleiden zurück.

Der Krankenstand im Landkreis Calw sei im ersten Halbjahr 2023 weiter gestiegen. Die Beschäftigten in der Region hätten 26 Prozent mehr Fehltage als im Vorjahreshalbjahr, teilt die DAK Gesundheit mit. Mit 4,8 Prozent liege der Krankenstand leicht höher als im Landesdurchschnitt (4,7 Prozent), heißt es in einer Pressemitteilung.

Laut DAK-Gesundheitsreport fallen die Veränderungen in manchen Altersgruppen stärker ins Gewicht als in anderen. Insgesamt hätten Fehltage aufgrund von Atemwegsproblemen und Rückenleiden zugenommen, Arbeitsausfall durch Corona sei hingegen um 67 Prozent zurückgegangen. Der hohe Krankenstand verschärfe die Situation für Beschäftigte in Berufen mit hohem Personalmangel weiter.

„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand im Landkreis Calw“, wird Rainer Hagenlocher, Leiter des Servicezentrum der DAK-Gesundheit in der Region Calw, zitiert. Dafür werte die Kasse die Krankschreibungen aller Beschäftigten aus, die bei ihr versichert sind. „Unsere aktuelle Halbjahresanalyse für 2023 zeigt, dass die Fehlzeiten auch nach dem Ende der Pandemie ein wichtiges Thema für die Unternehmen und Betriebe vor Ort bleiben“, so Hagenlocher. Ein Krankenstand von 4,8 Prozent bedeute immerhin, dass von 1000 Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni insgesamt 48 krankgeschrieben waren.

Mehr Atemwegsprobleme und Rückenleiden Die meisten Ausfalltage gingen im ersten Halbjahr diesen Jahres auf das Konto von drei Erkrankungsgruppen: An erster Stelle standen die Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis, heißt es weiter. In dieser Gruppe stieg die Anzahl der Fehltage demnach um 43 Prozent an, von 142 Tage je 100 Beschäftigte auf 203 Tage.

Viele Fehltage verursachten auch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie etwa Rückenschmerzen. Hier erhöhte sich der Arbeitsausfall um 51 Prozent. Aufgrund von psychischen Erkrankungen waren DAK-versicherte Beschäftigte im ersten Halbjahr ebenfalls häufig krankgeschrieben (133 Fehltage je 100 Beschäftigte). Das Plus betrug laut Kasse hier 65 Prozent. Deutlich rückläufig waren dagegen die Fehlzeiten durch Corona, die um 67 Prozent sanken.

Die Hälfte der Beschäftigten hatte mindestens eine Krankschreibung Schon etwa die Hälfte der Beschäftigten hatte im ersten Halbjahr also mindestens eine Krankschreibung (46,1 Prozent). So eine hohe Quote werde gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Bei den jungen Erwerbstätigen bis 30 Jahren war die Steigerung der Krankschreibungen mit einem Plus von 70 Prozent besonders deutlich. Auf 100 Beschäftigte kamen in dieser Altersgruppe insgesamt 112 Krankschreibungsfälle. Bei den über 50-Jährigen waren es mit 70 Fällen je 100 Beschäftigte wesentlich weniger. Allerdings seien ältere Erwerbstätige dafür eher von langwierigen Erkrankungen betroffen wie etwa Bandscheibenvorfällen oder schweren Depressionen. Für ihre Altersgruppe zeige die Analyse deshalb zwar weniger Fälle, aber insgesamt mehr Fehltage.

Sonderanalyse zum Gesundheitsrisiko Personalmangel Die DAK-Gesundheit habe in einer Sonderanalyse gemeinsam mit dem IGES Forschungsinstitut in Berlin auch die Auswirkungen von Personalmangel auf den Krankenstand untersucht und dafür eine repräsentative Forsa-Befragung beauftragt. Demnach erleben im Bundesland Baden-Württemberg 42 Prozent der Beschäftigten regelmäßig Personalmangel in ihrem Arbeitsumfeld.

Das führe zu einem starken Leistungs- und Termindruck, zu Überstunden und zu einem Verzicht auf Pausen. In der Folge berichten die Betroffenen von allgemeiner Erschöpfung (50 Prozent), von Schlafstörungen (35 Prozent) und Kopfschmerzen (22 Prozent). Sie geben solche Beschwerden wesentlich häufiger an als Beschäftigte ohne Personalnot.

„Wir müssen die Situation von Menschen, die unter Personalmangel arbeiten, besonders im Blick behalten. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich die damit verbundenen Belastungen auf den Krankenstand auswirken“, sagt Hagenlocher. „Firmen und Betriebe in Baden-Württemberg sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und weitere Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren“, betont Hagenlocher.