Reinhard Mahn, Werner Sum und Markus Armbruster vom Vorstand des Historischen Vereins können zufrieden sein. Foto: Buzzi

Die Hauptversammlung des Historischen Vereins dokumentierte von vielen Aktionen und Aktivitäten im vergangenen Vereinsjahr.

Die Sanierung eines Feldkreuzes, der Blick auf das architektonische Erbe Deutschlands in Straßburg, die Lesung von Briefen der Schiltacher Lehrerin Luise Schulte am Esch und der Besuch des Ehepaars Podzinski auf den Spuren ihres hier 1942 ermordeten Familienangehörigen Bernard Podzinski – das waren nur einige der Aktionen.

Erfreulich auch, dass die Zahl der Mitglieder laut Mitteilung auf 87 gewachsen ist und vor allem weibliche Neuzugänge gewonnen werden konnten.

Der Vorsitzende Markus Armbruster begrüßte auch den Co-Präsidenten des Mittelbadischen Gesamtvereins Bertram Sandfuchs, Ortsvorsteher Thomas Kipp sowie Gäste aus verschiedenen Orten.

Ausflug nach Straßburg

Anschließend ging es mit Berichten und Rückblicken Schlag auf Schlag: In Schenkenzell geht es mit der Sicherung des Kreuzes in der Bahnhofstraße voran. Hier engagierte sich in erster Linie Willy Schoch, der auch für die Erhaltungen der Schwallungen auf Schenkenzeller Gemarkung als ein wichtiges kulturhistorisches Erbe warb.

Klaus Wolber berichtete über die Vorbereitungen einer Sicherung des Transformatorenhauses in Hinterlehengericht. Zwischenzeitlich konnte die Federführung im Kontakt mit dem Denkmalamt an die Schiltacher Stadtverwaltung übertragen werden.

Falko Vogler hatte einen besonderen Ausflug nach Straßburg initiiert. Vor allem das Kennenlernen des Wilhelminischen Viertels eröffnete einen neuen Blick auf die elsässische Metropole.

Während der NS-Diktatur wurde in Schiltach der polnische Zwangsarbeiter Bernard Podzinski wegen eines „Rasseverbrechens“ hingerichtet. Markus Armbruster machte sich auf die letztlich erfolgreiche Suche nach Angehörigen in Polen. Großneffe Marek Podzinski konnten im November Lebens- und Leidensorte in Schiltach vorgestellt werden. Er erfuhr so erstmals vom Schicksal seines Angehörigen. Auch besuchten sie gemeinsam mit Vertretern der Stadt den „Polenstein“. Eine angedachte Versetzung auf den Schrofen wurde angesprochen.

Schiltacher Studierende dabei

Geschichte und Aussagekraft der Rathausfassade wird demnächst durch ein neues Hinweisschild besser erklärt. Die Arbeitsgruppe, vorgestellt von Michael Buzzi, umfasste erfreulicherweise auch junge Schiltacher Studierende.

Nachdem Helmut Horn einen Ausblick auf neue Veranstaltungen bot – beginnend mit einer Multivisionsshow zu zwei Pilgertouren von Schiltach zum Kloster Einsiedeln in der Schweiz am 26. September und am 20. Oktober spricht Archäologe Johann-Christoph Wulfmeier über aktuelle Grabungen im Kreisgebiet – kehrte das Programm nochmals zu der von Eduard Trautwein gestaltete Rathausfassade zurück.

Darstellung von Hitler-Zitaten

Hans Harter ließ die Zuhörer an seinen jahrelangen Forschungen in einem detailreichen Vortrag teilhaben. Der 1942 verwirklichte Entwurf zeuge selbst ohne die einstige Darstellung von Hakenkreuzfahne und Hitler-Zitat noch heute vom hier in Bildform gegossenen „Arbeits- und Gestaltungswillen eines nationalsozialistischen Volkes“. Das 1959 in Schriftform aufgetragene Handwerkerlob wirke zwar wie „aus der Zeit gefallen“, jedoch lobte Harter es als unübersehbares „Antidiskriminierungsgebot“. Das neue Schild wolle aufklären, nachdem sich die Stadtverwaltung zur Geschichte der Fassade bisher „als Bilderbuch zur Stadtgeschichte bedeckt gehalten“ habe. So erfordere das Großkunstwerk Trautweins eine dauernde Auseinandersetzung als Weg zur Erkenntnis.

Helmut Horn ergänzte in der Diskussion, weitere Informationen seien auf der Homepage des Historischen Vereins zu finden.