Uwe Kaminski, Vorstandsmitglied der BUND-Regionalgruppe und Birgit Strohmeier, Biolandwirtin und aktiv in der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die beiden Verbände laden zum Filmabend mit anschließendem Gespräch in Sachen Gentechnik ein. Foto: Wilfried Strohmeier

Der BUND und der AbL zeigen den Film „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ im Guckloch-Kino in Villingen. Es geht um die geplante Novellierung eines Gesetzes in Brüssel, damit neue Gentechnik nicht mehr kennzeichnungspflichtig ist. Es gibt ein Gespräch dazu.

2018 entschied der Europäische Gerichtshof, dass auch die neuen Gentechniken wie Crispr/Cas und Gen Editing kennzeichnungspflichtig sind. Ein Aufatmen ging durch die landwirtschaftliche Branche und Umweltverbände, da weiterhin gewährleistet war, dass der Verbraucher Wahlfreiheit hat und die Landwirte auf der sicheren Seite sind in Sachen Saatgut.

Lobby in Brüssel aktiv

Nun war die Lobby der Agrarkonzerne in Brüssel aktiv und das Gesetz soll gekippt werden informierte Birgit Strohmeier, ihres Zeichens Landwirtin mit eigenen Biobetrieb und Hofladen. Dies hat nun zur Folge, dass im Juni in Brüssel das Gesetz novelliert werden soll und dies dahingehend, dass die neuen Gentechniken nicht mehr Kennzeichnungspflichtig sind.

Folgen für Verbraucher und Landwirte

Das habe Verschiedenes zur Folge, führt Birgit Strohmeier aus: Der Verbraucher hat keine Wahlmöglichkeit mehr, da er im Zweifel gar nicht weiß, dass gentechnisch verändertes Getreide oder tierische Produkte verarbeitet wurden. Die Bauern wissen nicht, was für Getreide sie aussäen – und bei Biolandwirten ist gentechnikfreies Saatgut eine der Säulen auf denen sie arbeiten, und es können vermehrt Patente auf Getreide, Pflanzen oder auf Tiere erteilt werden. Das hat zur Folge, dass Landwirte Abgabe bezahlen müssten oder auch die Verbraucher – sprich Lebensmittel würden im Preis steigen und das Geld an die Agrarkonzerne fließen.

Als weitere Forderung der Agrarkonzerne steht laut Strohmeier im Mittelpunkt, dass die Haftung auf den Landwirt übergeht, weil sie eine gentechnisch veränderte Getreideart aussäen – was sie eventuell noch nicht mal wissen.

Konzerne wollen aus Verantwortung raus

Die Konzerne würden in keinem Fall mehr finanziell haftbar und in die Pflicht genommen werden können, sei es bei Ernteausfällen, Umweltverschmutzungen oder ähnlichem. Aktuelles Beispiel dafür ist der Bayer Konzern, der Monsanto kaufte und in den USA hohe Schadensersatzklagen entgegensieht wegen Gesundheitsschäden die teilweise nachweislich, teilweise mutmaßlich auf den Einsatz von Round Up, beziehungsweise Glyphosat, zurückzuführen sind.

Für Birgit Strohmeier und ihre Mitstreiter aus der Landwirtschaft und auch vom BUND birgt die Gentechnik noch eine weitere Gefahr: die der unbeabsichtigten Effekte. Die Botschaft ist einfach: Man kann durch die genetische Veränderungen wie mit der Crispr-Technik vieles verändern und kennt aber die Langzeitfolgen nicht.

Zentrale Forderung

Der BUND und die Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft (AbL) haben eine zentrale Forderung: Die neue Gentechnik ist Gentechnik und muss auch als solche nach Gentechnikrecht reguliert werden. So wie es der Europäische Gerichtshof 2018 in dem bereits genannten Urteil bestätigt hat. Ihnen ist klar: eine Umkehr der Entwicklung ist nicht möglich, aber eine Koexistenz.

Kennzeichnungspflicht muss bleiben

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen gibt es am Donnerstag, 4. Mai, im Guckloch-Kino in Villingen den Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“. Die heute über 70-jährige indische Wissenschaftlerin ist eine Ikone der Öko-Bewegung und der Globalisierungskritiker. Der Film zeichnet ihre Lebensgeschichte nach. Anschließende gibt es eine Diskussions und Fragerunde.