Einblicke in das sorgenbeladene Leben von Landwirten geben Jürgen Kaufmann (von links) und Eberhard Kübler. Mit auf dem Bild sind Rolf Müller (daneben) und Pfarrer Johannes Wegner sowie Waldachtals Bürgermeisterin Annick Grassi am Rednerpult. Foto: Maier

Lebensmittel sind in den Blickpunkt geraten. Denn, es ist infolge der Krisen auf der Welt keine Selbstverständlichkeit mehr, dass diese ausreichend und in Qualität zur Verfügung stehen, wie man es hierzulande seit Jahrzehnten gewohnt ist.

Waldachtal - Dieses brennende Thema unserer Zeit wurde beim Erntebittfest auf dem Waldachtaler Bibelweg besonders beleuchtet. Bangen nicht viele landwirtschaftliche Betriebe um ihre Existenz? "Wenn man die Entwicklung heute so sieht, wird einem Angst", meinte Moderator Rolf Müller. Christen sorgten sich um die Bewahrung der Schöpfung und den Frieden, der nicht selbstverständlich sei.

Aus erster Hand informierten Vollerwerbs-Landwirt Jürgen Kaufmann (66) vom Schellenberghof in Tumlingen und Nebenerwerbs-Landwirt und Maschinenbautechniker Eberhard Kübler (50) aus Hörschweiler über ihre tägliche Arbeit sowie ihre Sorgen und Nöte.

Trockenheit und steigende Kosten

Jürgen Kaufmann, der zusammen mit der Familie seines Bruders Werner 1984 den Milch-Viehbetrieb von seinen Eltern übernommen hat, sagte: "Viehwirtschaft hat auf dem Schellenberghof Vorrang." Viehzucht gehöre zur 2005 angeschafften Biogas-Anlage. Bewirtschaftet werden 90 Hektar Grünland und 50 Hektar Ackerland. Neben einer Bullenmast zählt eine Ferienwohnung zum Bauernhof.

"Wir haben seit drei Jahren einen neuen Mitarbeiter, einen Melkroboter", teilte Kaufmann mit und löste Schmunzeln im Auditorium aus. Als "Hausherr am Bibelweg" informierte er über die Probleme von landwirtschaftlichen Betrieben: "Wir haben ständig mit Trockenheit zu kämpfen." Und: "Die Kosten steigen. Wir werden nicht adäquat bezahlt."

Hamsterrad hält nicht an

Heutzutage wisse man nicht mehr, wovon der Mensch abhängig sei. Im Ringen um richtige Entscheidungen auf dem Hof warb der evangelische Kirchengemeinderat um Vertrauen auf den Schöpfer. Denn: Auch die Pandemie könne kein Wissenschaftler besiegen. "Wir müssen um Gottes Hilfe fragen. Nur das ist die Lösung." Das solle man weitersagen bis es der letzte Zweifler verstanden habe.

Eberhard Kübler, Vater von vier Töchtern, bearbeitet in Hörschweiler eine 60 Hektar große landwirtschaftliche Fläche und baut von Weizen über Roggen bis zu Linsen an. Die Nebenerwerbs-Landwirtschaft wurde 2015 auf einen Öko-Betrieb umgestellt. Als Bioland-Hof mit Cut -and-Carry-Kreislaufwirtschaft, so Kübler, müsse er bei weniger Erträgen schauen, wie er aus dem Hamsterrad herauskomme. Aber es funktioniere.

Warnung vor Gentechnik

Er warnte, Lebensmittel gentechnisch zu verändern. Noch hielten die EU-Schranken. Er zeigte klare Kante: "Das ist ein Eingriff in die Schöpfung Gottes. Da versündigt man sich. Das darf der Mensch nicht machen!" Ansonsten pflichtete er mit Blick auf die so lebenswichtige Bewahrung der Schöpfung seinem Vorredner Kaufmann voll bei.

Rolf Müller, Laienvorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderates Waldachtal, wünschte Gottes Segen für Wachstum und Ernte, einen Arbeitsplatz und Einkommen. Er betonte: "Es gibt einen Schöpfer, der alle Dinge in der Hand hat. Wir müssen einfach dankbar sein, dass Gott bis heute die Schöpfung bewahrt hat."

Annick Grassi zollt Landwirten ihren Respekt

Waldachtals Bürgermeisterin Annick Grassi zollte allen Landwirten, auch den Nebenerwerbs-Bauern, ihren Respekt für die Aufrechterhaltung der für die Ernährung so wichtigen Landwirtschaft im "wunderschönen Waldachtal".