Wie geht es mit dem Thema Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg weiter? Foto: dpa

Wie steht Guido Wolf zur grün-roten Gemeinschaftsschule? Ausbauen will er sie auf keinen Fall, sondern eher austrocknen. Selbst in der CDU geht das manchem zu weit.

Stuttgart - In der CDU ist eine Debatte über die Zukunft der von Grün-Rot eingeführten Gemeinschaftsschulen nach einem möglichen CDU-Sieg bei der Landtagswahl 21016 entbrannt. Der Landesvorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Christian Bäumler, forderte eine Bestandsgarantie für die Schulart. Eltern und Kinder benötigten eine Pause von der bildungspolitischen Strukturdebatte. Auch CDU-Landeschef Thomas Strobl warnte vor Veränderungen mit der Brechstange.

Zuvor hatte der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf angekündigt, man werde alles, „was momentan unternommen wird, um die Realschule am goldenen Zügel auf den Weg der Gemeinschaftsschule zu führen, rückgängig machen“. Er fügte mit Blick auf die Realschule hinzu: „Wir wollen diese Schulart stärken und nicht schwächen.“ Damit handelte er sich bei SPD-Generalsekretärin Katja Mast den Vorwurf „völliger Realitätsferne“ ein. Seine Aussagen zeugten von mangelnder Einsicht in die Praxis der Gemeinschaftsschule, in der Schüler mit Empfehlungen für alle Schularten gemeinsam lernen.

Auch Bäumler betonte, eine Abschaffung der Gemeinschaftsschulen nach einem CDU-Sieg bei der Landtagswahl sei jenseits der bildungspolitischen Wirklichkeit. Nach Einschätzung der CDU-Bildungsexpertin Donate Kluxen-Pyta werden sich die Gemeinschaftsschulen von selbst wieder verändern. Das Gros sei nicht von deren pädagogischen Nutzen überzeugt. Etwa zwei Drittel aller ab kommenden Schuljahr 271 Gemeinschaftsschulen habe sich aus Haupt-, Werkreal- und Realschulen nur zu dieser Schulart gewandelt, um den Standort zu erhalten, sagte die Vorsitzende des Landesfachausschusses. Auch Strobl meinte, Grün-Rot habe den Bürgermeistern „die Pistole auf die Brust gesetzt“: Sie würden vor die Wahl gestellt, entweder keine Schule oder eine Gemeinschaftsschule zu haben.

Diese Sichtweise entbehre jeglicher Beweise, hieß es aus dem Kultusministerium. Ein Sprecher von Ressortchef Stoch sagte: „Ich kann nur jedem dazu raten, sich selbst einmal davon zu überzeugen, mit wie viel Kompetenz und Engagement Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen ihre Schüler in deren individueller Lernentwicklung unterstützen und fördern.“ Zudem werde das für die Genehmigung dieser Schulen notwendige pädagogische Konzept von den Schulen selbst erarbeitet.

Strobl betonte, die Gemeinschaftsschulen mit ihren Schülern und engagierten Lehrern seien ein Fakt. Deshalb gelte: „Wir machen die Gemeinschaftsschulen nicht mit der Abrissbirne platt.“ Bei einem Wahlsieg 2016 werde die Bildungspolitik nicht auf das Niveau von 2011 zurückgeschraubt. Auch Bäumler meinte: „Politik darf nicht auf dem Rücken der Schulkinder gemacht wird.“

Strobl betonte wie Kluxen-Pyta, die Realschule sei die zentrale Säule in der Bildungslandschaft Baden-Württembergs. Nach ihren Vorstellungen soll auf eine Orientierungsstufe in der fünften und sechsten Klasse ein Realschul- und ein Hauptschulzweig aufbauen. Dieser Wandel müsse aber mit größter Sensibilität vollzogen werden. Die Fehler von Grün-Rot sollten nicht in die umgekehrte Richtung wiederholt werden. Anders als in der Gemeinschaftsschule soll es grundsätzlich keine gymnasiale Oberstufe an der Realschule geben, um das Gymnasium nicht auszuhöhlen.