Seit Anfang vergangenen Jahres werden auch die Verbräuche der Dom-Clemente-Schule monatlich erfasst. Foto: Börsig-Kienzler

Damit das Energiemanagement der Gemeinde keine leere Worthülse bleibt, hat die Gemeindeverwaltung in der jüngsten Gemeinderatssitzung erste Erkenntnisse aus den bislang gesammelten Daten bekanntgegeben. Tiefer eingestiegen wird in das Thema aber erst einmal nicht.

Schonach - Seit August 2020 betreibt die Gemeinde Schonach ein kommunales Energiemanagement. Die von der Kom.EMS geforderten Kriterien für ein Energiemanagement-System werden seither zusammengetragen. Gecoacht wird das Ganze von einem Betreuer der KEA Baden-Württemberg.

Seit Anfang vergangenen Jahres werden auch die Verbräuche der Schule und des Haus des Gastes monatlich erfasst, für alle gemeindeeigenen Gebäude wurde eine Dienstanweisung Energie aufgestellt, die seit April 2021 gültig ist.

Mittlerweile hat man 87 der zur Erstzertifizierung notwendigen Kriterien erarbeitet. Es fehlen zum Beispiel noch die Erstellung von Gebäudeordnern mit Mindestinhalten zur Unterstützung der Hausmeister, Erfassung der Anlagetechnik, Heizlast-Ermittlungen anhand der Energieverbräuche oder die Optimierung und die Anpassung von Betriebseinstellungen.

Fragezeichen beim Schulhaus

Aus den bereits erstellten Daten konnten schon erste Erkenntnisse gezogen werden, berichtete die Gemeindeverwaltung in der jüngsten Gemeinderatssitzung. So können durch die Zusammenlegung einzelner Nutzungseinheiten einige Stromzähler und dadurch die entsprechende Zählergebühr eingespart werden. Allerdings sind für diese Maßnahme auch Umbauarbeiten nötig, im alten Schulhaus hätte der Austausch und die notwendigen Arbeiten rund 4500 Euro gekostet. Aufgrund der Kosten und auch fehlender Kenntnis in Sachen künftiger Nutzung des Gebäudes, wurde diese Maßnahme daher noch nicht umgesetzt.

Sinnvoll, aber schwer umsetzbar

Insgesamt, so die Verwaltung, sei die Kom.EMS eine sinnvolle Sache, bräuchte es da nicht auch die entsprechende personelle Kapazität. Die enorme Anzahl der Projekte sowie Corona-bedingte Ausfälle hätten die weitere Bearbeitung der offenen Punkte nahezu zum Erliegen gebracht. Erst Anfang 2022 konnte die Bearbeitung wieder aufgenommen werden, eine Erstzertifizierung könnte nun im zweiten Quartal 2022 angestrebt werden.

Es bräuchte eine 25-Prozent-Stelle

Im Leitfaden zu Kom.EMS wird aufgeführt, dass bei Orten unter 5000 Einwohnern 25 Prozent einer Vollzeitstelle zur Verfügung gestellte werden sollte, um die Sache effizient zu betreiben. Dies decke sich auch mit den Erfahrungen der Verwaltung. Aktuell investiert man aber nur fünf bis zehn Prozent einer Vollzeitstelle. Um das Ganze auf alle Gemeindeliegenschaften auszuweiten, müssten zusätzliche Ressourcen beim Bauamt und den Hausmeistern geschaffen werden.

Für die weiterführende Fokusberatung wurden im Haushalt 2022 zusätzliche Mittel bereitgestellt. Ziel soll es sein, Gemeinden, die am Anfang ihres Klimaschutzengagements stehen, einen strukturierten Einstieg zu ermöglichen. Dazu soll in der Fokusberatung ein erster, grober Maßnahmenplan erstellt werden. 20 Beratertage, davon mindestens fünf vor Ort, wären mit 65 Prozent bezuschussungsfähig, bei finanzschwachen Kommunen gar mit 90 Prozent.

Wie steht der Gemeinderat zum Thema?

Laut Verwaltung müsste sich aber nun der Gemeinderat über die Abwicklung des Energiethemas grundsätzliche Gedanken machen. Mit dem vorhandenen Personal, vor allem im Bauamt, sei dies kaum zu realisieren. Auf Dauer werde man sich dieses Themas nicht verschließen können, aber ohne weitere personelle Kapazitäten im Bauamt, so die Verwaltung, könne dies nicht umgesetzt werden.

Bürgermeister: Zertifizierung ja, Energieberatung später

Bürgermeister Jörg Frey verriet, dass er mit der Situation nicht glücklich sei. Der Haushalt mit all seinen Investitionen, beschlossen vom Gemeinderat, sei ziemlich eng. Für ihn hätten Investition und Erhaltung Vorrang. Eine Energieberatung sah er als nicht unbedingt sofort nötig an und riet, diese zu verschieben. Die Zertifizierung hingegen solle man auf jeden Fall zu Ende führen.

Kienzler: Energieeinsparung Pflicht

Gerhard Kienzler (OGL) sah dies anders. Die Energieberatung würde man nun schon seit zwei Jahren verschieben, dass es entweder am Geld oder an der Zeit mangelte, wobei für viele andere Sachen sowohl Zeit als auch Geld verfügbar waren.

Er sah die Energieeinsparung auch als Kernaufgabe einer Gemeinde. Im Gegensatz dazu fragte er, ob all die anderen Kernaufgaben, die man sich sonst so auferlege, tatsächlich zu diesen zählen. Petra Hettich (FWV) fragte nach, ob eine Zertifizierung denn künftig eventuell auch Einflüsse auf Zuschüsse haben könnte. Stand heute sei das nicht der Fall. "Aber ich will ehrlich sein, ausschließen können wir das für die Zukunft nicht", antwortete Frey.

Wie lange man Zeit hätte, bei Bewilligung der Zuschüsse die Energieberatung tatsächlich durchzuführen, fragte Bernd Kaltenbach (FWV). Das wisse er nicht genau, gab Frey zu. Kienzler sagte: Nach Bewilligung habe man ein Jahr Zeit, die Beratungen durchführen zu lassen. Hinsichtlich der Dauer von 20 Beratertagen erklärte er, dass die Fokusberatung sicherlich auch Überschneidungen mit der Kom.EMS Zertifizierung habe, allerdings würde die Beratung einen großen Blick auf das Ganze verschaffen, so etwas würde natürlich mehr Zeit benötigen.

Wirkliche Kernaufgaben?

Christian Kuner (OGL) war der Meinung, dass der Umbau des Skilifts, die Dachsanierung an der Schule und Installation einer PV-Anlage dort, zwei der Gründe, warum dem Bauamt die Zeit knapp wird, auch nicht Kernaufgabe der Gemeinde wären und man diese Maßnahmen sicherlich schieben könnte. Frey meinte, man habe als Gemeinde mit dem Bau einer PV-Anlage sicherlich mehr für den Klimaschutz beigetragen als mit einer Energieberatung. "Aber das ist meine subjektive Meinung."

Rombach: "Bürokratischer Quatsch"

Herbert Rombach (CDU) zeigte sich da ähnlicher Meinung. Er bezeichnete eine Energieberatung als bürokratischen Quatsch. "Bisher haben wir durch die entstandene Arbeit keinerlei Einsparungen erreicht, ich bin mir sicher, viel kommt dabei nicht heraus." Und warum denn damit ein externes Büro beauftragen, man habe im Ort, auch im Gemeinderat, Experten, die einem da sicherlich auch einiges erklären könnten.

Frey schlug vor, dass man die Zertifizierung nach Kom.ES auf jeden Fall fertig stellen, die Fokusberatung dagegen aufschieben solle. Bei den Gegenstimmen von Petra Hettich, Lukas Spath (beide FWV) sowie der kompletten OGL-Fraktion wurde der Antrag angenommen.