Mit viel Liebe zum Buch: Susanne Eberhart fühlt sich umgeben von ihren "Zeitentschleunigern" wohl. Foto: Deckert Foto: Schwarzwälder-Bote

Susanne Eberhart ist die neue Leiterin der Stadtbibliothek Geislingen / Großes Projekt: Umstellung auf EDV

Von Sabrina Deckert

Geislingen. Im Schlosspark plätschern die Brunnen vor sich hin, ein Liebespaar knutscht im Pavillon, und auf der Treppe zur Stadtbibliothek sitzt ein kleines Mädchen mit einem Stapel Bücher und wartet, bis die Bücherei öffnet. Drinnen wird ihr nicht mehr Elisabeth Oligmüller die Bücher zurücknehmen – denn die neue Leiterin heißt Susanne Eberhart.

Es ist angenehm kühl im Schloss – die Hitze des Tages bleibt vor den großen, schweren Türen. Ein großes Sofa lädt zum Lesen ein, davor steht ein Couchtisch voller Bücher über die Region der Partnerstadt, die Ardèche. "Das ist eines der neuen Projekte, die ich umsetzen möchte", sagt Susanne Eberhart und zeigt auf den Tisch. "Jeden Monat möchten mein Team und ich ein Thema aufgreifen, das mit Geislingen und der Umgebung zu tun hat." Zu diesem Thema schreibt Eberhart dann einen Beitrag und stellt einen Thementisch mit Büchern zusammen. "Wenn nächstes Jahr der Marathon wieder ist, könnte ich mir einen Büchertisch zum Thema Laufen vorstellen", sagt die 48-Jährige.

Welche Bücher auf ihrem persönlichen Büchertisch liegen? "Ich lese sehr gerne Hermann Hesse", sagt sie, und ihre Augen leuchten. "Aber auch Krimis, Historisches und Sachbücher." Mit den historischen Romanen liegt die Binsdorferin voll im Trend des Geislinger Geschmacks. "Frauen leihen historische Romane aus", weiß Eberhart. Bei Kindern lägen ihrer kurzen Erfahrung nach "Das magische Baumhaus" oder "Die hexe Lilli" momentan hoch im Kurs. "Jugendliche lesen Countdown 365", erklärt die fünffache Mutter. Kein Problem: Wer in die Geislinger Stadtbibliothek kommt, der kann aus rund 7000 Büchern wählen.

Als ihre Kinder jung gewesen seien, habe sie ihnen die Kinderklassiker vorgelesen: Räuber Hotzenplotz, Die Kleine Hexe, Pettersson und Findus. Denn Bücher seien wichtig. "Ein Buch ist etwas Besonderes; man nimmt es in die Hand, liest und taucht in eine andere Welt ab", sagt Eberhart. "Bücher sind Zeitentschleuniger – sie lassen faszinierende Bilder im Kopf entstehen."

Susanne Eberhart – der Bücherfan. Deswegen hat sie sich auch auf den Leiterinnenposten beworben. "Meine Familie hat die Anzeige gelesen und alle haben gesagt, dass das doch was für mich wäre", erinnert sich die Bisingerin. "Ohne meine Familie hätte ich mich nicht getraut." Etwa acht bis zehn Stunden die Woche wird die Hauswirtschaftlerin ihr Hobby zum Zweitberuf machen und in der Bücherei arbeiten.

Das nächste große Projekt ist die Umstellung der Bücherei auf EDV. Noch dieses Jahr soll ein Telefonanschluss in die historischen Gemäuer gelegt werden. Dann wird sich Eberhart ein kleines Büro in der Bücherei einrichten.

"Im Moment gibt es noch nicht so viel zu tun. Elisabeth Oligmüller hat mir ja alles in einem sehr guten Zustand übergeben", lobt die neue Büchereileiterin: "Sie hat 47 Jahre lang ihr Herzblut reingesteckt und einen treuen Leserstamm aufgebaut. Ich habe ein großes Erbe angetreten." Die Bibliothek für alle Geislinger attraktiv zu halten sei eine ihrer größten Aufgaben, betont Eberhart.

Auf das Stichwort stürmen drei Kinder in die Bücherei. "Sehen Sie, was ich meine? Das ist so schön zu sehen, wie viel Spaß den Kindern Bücher machen", sagt Eberhart.