Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: dpa

Die Zeiten, in denen Camilla als meistgehasste Frau Englands galt, sind vorbei. Heute feiert sie ihren 65.

London - Es schien fast wie selbstverständlich, als Camilla kürzlich zur Feier des 60. Thronjubiläums der britischen Königin mit der engsten Familie vom Balkon des Buckingham-Palastes winkte. Dabei ist es kaum zehn Jahre her, dass sie bei den Gartenpartys der Queen – wenn überhaupt – in der letzten Reihe Platz nehmen musste. Doch die Zeiten, in denen die Geliebte des Thronfolgers als meistgehasste Frau des Königreichs galt, sind lange vorbei. An diesem Dienstag feiert Camilla, inzwischen Prinzgemahlin und Herzogin von Cornwall geworden, ihren 65. Geburtstag – und möglicherweise auch die Ankunft in der königlichen Familie.Die Frau, die mit 50 fast das britische Königshaus zu Fall brachte, zählt mit 65 zu den nützlichsten Persönlichkeiten des Palastes.

Bei Volk und Klatschpresse ist Camilla schon lange nicht mehr die Hassfigur, die die vergötterte Prinzessin Diana ins Unglück stürzte. Man hat sie akzeptiert, mag sie und ihre bodenständige Art mittlerweile sogar fast. Und selbst das Herz der Königin scheint Camilla inzwischen gewonnen zu haben. 2012 demonstrierte die Queen nicht nur bei mehreren großen Feiern Einigkeit mit ihr – sie machte ihre Zuneigung und Anerkennung ganz offiziell. Ausgerechnet zum siebten Hochzeitstag von Charles und Camilla im April ehrte die Queen ihre Schwiegertochter mit der höchsten möglichen Auszeichnung. Sie erhob Camilla in den höchsten Rang für Frauen des Victoria-Ordens. Königshausexperten interpretierten den Schritt als Zeichen, dass Camilla nach allen Turbulenzen nun vollkommen anerkannt ist. Die Auszeichnung wird für besondere Dienste verliehen. Zu ihrem 60. Thronjubiläum etablierte die Queen dann eine Art königliche Kernfamilie, auf der Insel die „Glorreichen Sieben“ genannt. Dazu gehören neben der Königin Philip, Charles, dessen Söhne William und Harry, Williams Frau Kate – und eben Camilla.

Der Queen galt Camilla einst als „schreckliche Frau“

Camilla und Charles lernten sich 1970 bei einem Polo-Spiel kennen. Selbst in seiner Ehe mit Diana konnte Charles seine Jugendliebe, die den Offizier Andrew Parker Bowles heiratete und zwei Kinder zur Welt brachte, nicht vergessen. Über Jahre war die Frau, die ihm mit ihrer Liebe zu Natur, zu Tieren und der Jagd so viel ähnlicher zu sein schien, seine Geliebte.

Als nach dem Unfalltod von Diana 1997 klar war, dass Charles die mittlerweile ebenfalls geschiedene Camilla nicht noch einmal gehen lassen würde, soll die Queen alles andere als erfreut gewesen sein. Mit „dieser schrecklichen Frau“ wolle sie nichts zu tun haben, soll sie gesagt haben. 35 lange Jahre lagen zwischen dem Tag, an dem sie sich in Charles verliebt hat und dem Tag, an dem sich beide – auf den Trümmern ihrer gescheiterten Ehen – das Jawort gaben. Für ihr Ansehen beim Volk tat die späte Hochzeit 2005 herzlich wenig: Der als „Rottweiler“ beschimpften Camilla fehlt Dianas Anmut; das Seufzen von Charles’ erster Ehefrau bleibt unvergessen: „Wir führen eine Ehe zu dritt, und das wird manchmal ein bisschen eng.“

Und es kam noch schlimmer: Charles lieferte unfreiwillig weitere Details, als er Camilla am Telefon seine Sehnsucht beichtete, ihr Tampon sein zu wollen, was die britischen Medien begeistert ausschlachteten. Kein Wunder, dass neun von zehn Briten die herbe Country-Lady auf gar keinen Fall als Nachfolgerin von Diana im Palast sehen wollten. Kübelweise Häme kippte die Boulevardpresse über Camilla, beim Einkaufen lauerten Diana-Fans ihr auf und schmissen mit Brötchen nach ihr. Der Volkszorn kochte: Charles sollte besser abdanken, als diese Frau nach der Vorgeschichte auf den britischen Thron zu heben, forderten selbst liberale Politiker.

Hass und Empörung sind mittlerweile aufgezehrt

Wenn sie gelitten hat, dann hat sie das gut versteckt. Klagen hat man sie nie gehört, die billigen, aber konsensfähigen Trost-Rollen bei Hofe ertrug sie jahrelang mit Fassung. Doch abseits vom Rampenlicht hat Camilla sich still rehabilitiert, ihre Macht ausgeweitet: Kate dient sie als Beraterin; in Palastkreisen sieht man sie als Fels in der Brandung, als „personifizierte Kopfschmerztablette“ gegen Charles’ schlechte Launen. Camilla steht mittlerweile 51 gemeinnützigen Organisationen vor und erledigt diesen Job ohne viel Aufhebens. So viel öffentliche Zurückhaltung zahlt sich aus: Der Hass und die Empörung der Öffentlichkeit sind mittlerweile aufgezehrt. Die britische Presse behandelt das Paar heute mit Nachsicht. „Ihr Liebesleben ist mittlerweile so interessant wie ein Herbarium getrockneter Blumen“, konstatiert der „Daily Telegraph“. In ihrer Liaison sehen viele nicht mehr die unmoralische Affäre, sondern eine große Lebensliebe, die alle Hindernisse überwunden hat.

Inzwischen wird sogar spekuliert, ob sie einst Königin werden könnte. Ausgerechnet die Frau, für die extra der Titel „Prinzgemahlin“ geschaffen wurde, um die Volksseele zu beruhigen. Camilla hat schon mehrfach angedeutet, dass sie gar nicht Königin werden will. Sie wolle ihren Mann in seiner Rolle unterstützen – egal, welchen Titel sie dabei trage, heißt es. Charles allerdings scheint das etwas anders zu sehen. Im November 2011 sagte er in einem aufsehenerregenden Interview mit dem US-Sender NBC auf die Frage, ob Camilla Königin werden könnte: „Wir werden sehen . . . Ich weiß nicht, ob ich dann noch am Leben bin – aber wenn, dann könnte es sein.“