Ist marode: das alte Rathaus in Altbulach. Foto: Archiv/Oehler

In Neubulach wird emsig über das Schicksal des Alten Rathauses im Ortsteil Altbulach diskutiert. Ein Abriss wird vom Denkmalschutz verwehrt, eine Sanierung in Eigenregie ist zu kostspielig. Jetzt soll es ein Investor richten – den man aber erst einmal noch finden muss.

Neubulach-Altbulach - Nein, so richtig uneingeschränkt freuen konnte sich der Neubulacher Gemeinderat dann doch nicht, als Götz Hofmann von der STEG Stadtentwicklung seine Ausführungen rund um das Alte Rathaus Altbulach beendet hatte.

Der Experte hatte sich, den Worten von Bürgermeisterin Petra Schupp zu Folge, "knietief" in das Gebäude eingearbeitet. Höchstens kniehohe Überreste des Altbaus hätte aber am liebsten der Gemeinderat gesehen. Denn der alte Kasten wird im Lauf der Zeit nicht besser, sondern kostet immens viel Geld zur Erhaltung. Doch jetzt kam in Abstimmung mit den Denkmalschutz-Behörden heraus, dass eben genau das, eine Erhaltung, passieren muss.

Kein Wunder also, dass die eher abrisswütigen Gemeinderäte wenig begeistert dreinblickten, als Hofmann von der STEG vergnügt verkündete, dass die Denkmalschützer vergleichsweise wenige Auflagen gemacht hätten und ein "einfacher Umbau" möglich sei. Auch Stadtchefin Schupp konnte die Begeisterung von Hofmann "nicht teilen", sondern fasste das Ergebnis wie folgt zusammen: "Im Grunde sollen wir alles so lassen, wie es ist. Da sind wir schon eng am Gängelband", klagte die Rathauschefin.

Abrissbirne in Stellung bringen

Ginge es nach Bauamtsleiter Gerhard Schlecht, hätte man im Hintergrund schon längst die brachiale Abrissbirne in Stellung gebracht. Der pragmatische Einwurf des Neubulacher Bauamtsleiters bei der Vor-Ort-Begehung, dass man das Gebäude doch auch abbrechen könnte, sei recht deutlich zurückgewiesen worden, berichtete Hofmann im Rückblick.

Vor allem die beiden alten Treppenhäuser müssen bleiben, ebenso sollte die Schindelfassade erhalten werden. Auch die Holzständerbauweise darf nicht weichen, erklärte Hofmann. Immerhin: der Anbau kann und darf weg. Der Sanitätstrakt sei eben nur angebaut worden und ist als solcher nicht sonderlich erhaltenswert. "Dieser Sanitätstrakt hat den Charme einer Schultoilette, auf die keiner drauf will", fasste der STEG-Mann zusammen. Die Stadt kann also doch die Abrissbagger betanken.

Zumindest wenn es nach Ratsmitglied Andreas Volz geht. Der sprach sich nämlich dafür aus, dass sich die Stadt um den Erhalt und Umbau des Gebäudes kümmern sollte und kein externer Investor. Dann käme auf die Fläche nämlich nur ein Bau der Art "quadratisch, praktisch, gut", so Volz. Eventuell wäre ja auch ein Projekt "Junges Wohnen", ähnlich wie in Oberreichenbach-Würzbach, eine Möglichkeit, stellte er in den Raum.

Keine große Varianz an Grundrissen

Doch das Problem: Laut Hofmann sei im Innern des Gebäudes "keine große Varianz an Grundrissen" möglich, da eben beide Treppenhäuser am Leben gelassen werden müssen. Sonderlich attraktive Wohnungen würde man dort ohnehin nicht unterbekommen, unkt der Altbauanalyst. Zumal es im Moment keine funktionierende Heizung gibt. Kurzum: das alte Gebäude muss für teures Geld saniert werden. Übrigens zum Stichwort "alt": Wie alt das Alte Rathaus ist, weiß man gar nicht so genau. Erste Aufzeichnungen, die Hofmann ausgegraben hatte stammen aus dem Jahr 1863, der aktuellste Gebäudequerschnitt stammt noch aus Zeiten vor dem Krieg – dem ersten der beiden Weltkriege wohlgemerkt. 1902 ist als Jahreszahl hier zu entziffern.

Hintertürchen geht schnell wieder zu

Nach der Vorstellung der umfangreichen Analyse stellte Gemeinderat Stefan Pfrommer fest: "Das Gebäude ist alt und fertig, ich hätte es abgerissen. Aber jetzt sollten wir es an einen Investor geben, weil wir als Stadt können uns das nicht leisten."

Für Ratskollege Lars Dannenmann ist das Ergebnis "eine Katastrophe", denn das Gebäude "hätte weg gehört". Dannenmann hatte da aber noch ein Hintertürchen erspählt, das ihm Hofmann aber später zuschlug: "Wenn es nach zwei Jahren keiner will, können wir es dann abreißen?", fragte er. Das gehe nicht so einfach, es brauche dann einen Nachweis, dass die Sanierung wirtschaftlich nicht zumutbar sei, entgegnete Hofmann.

Bad Teinach einst erfolgreich

Ähnliches gelang aber im Jahr 2019 der Stadt Bad Teinach-Zavelstein. Die Sanierung eines denkmalgeschützten Altbaus hätte unglaubliche 600 000 Euro gekostet, obendrein war die Statik wacklig und der Bau von Schädlingen zerfressen. Die Denkmalbehörde hatte daraufhin ein Einsehen und ließ die Bagger anrollen. Doch danach sieht es in Neubulach nicht aus, zumal das Alte Rathaus für Altbulach ein "ortsbildprägendes Gebäude" ist. Alois Jerges fasste dann den weiteren Fahrplan kurz und knackig zusammen: "Von Altbeständen trennen, an Investor verkaufen, Saal für Bürger und Vereine anmieten." Dem folgte der Gemeinderat dann auch und beschloss, die STEG Stadtentwicklung weiterarbeiten zu lassen. Die findet nun heraus, zu welchem Preis der Altbau noch verkauft werden kann. Rat Andreas Blaurock hatte da eine düstere Vorahnung: "Wir verkaufen das nachher für einen symbolischen Euro."