Marco Garofalo Foto: Jens Fröhlich

Drei Gastronomen sind nach Donaueschingen gezogen. Steckt dahinter der Zufall oder ein konkreter Grund? Was hat Donaueschingen, was Villingen nicht hat?

Diese Frage ist berechtigt, wirft man einen Blick auf die Veränderungen in der Gastronomiebranche der Donaustadt in den vergangenen Jahren. Schon bald werden es bereits drei ehemalige Villinger Wirte sein, die sich um das Wohl von Donaueschinger Gästen kümmern. Gibt es einen Grund dafür?

Der erste Wechsel-Wirt war Bernhard Zipfel, der in Donaueschingen Ende 2018 den Kulturbahnhof eröffnete. Zuvor führte er viele Jahre lang die Szenekneipe Limba in der Villinger Schlösslegasse.

Ist das Zufall, oder gibt es Gründe?

2022 folgte ihm Veysi Sahin, der nach 15 Jahren das Glunkenhaus in der Villinger Färberstraße verließ, um in Donaueschingen das Quellhöfle zu übernehmen. Und in wenigen Monaten will den beiden Marco Garofalo folgen, der seit 2020 das Gasthaus Löwen in Villingen führt und nun den Donaueschinger Schützen übernehmen will.

Ist das Zufall, oder gibt es Gründe? „Zufall“, lautet die Antwort von Bernhard Zipfel. Und er begründet das so: „Weil die Bahnhofsgaststätte von seiner damaligen langjährigen Besitzerin aus Altersgründen aufgegeben wurde, ich gerade auf Suche war und ich das beste Nachfolgekonzept hatte.“

Bernhard Zipfel öffnet seine Alternativkneipe Kulturbahnhof in Donaueschingen Ende 2018.

Durch den Bahnanschluss könne man in acht bis 15 Minuten von Villingen aus hier sein. Und nicht nur das. Zipfel zählt weitere Punkte auf, die Donaueschingen für ihn als Gastronom attraktiv machen: „Meine fantastische Räumlichkeit im Bahnhof direkt an Gleis 1, eine freundliche Verwaltung sowie offene Gemeinderäte und überhaupt nette Menschen. Und hoffentlich bald das 49-Euro-Ticket“.

Dass neben ihm weitere Villinger Wirte hier Fuß fassen, führt er auf zusätzlich verlockende Bedingungen zurück. Denn: „Gute gastronomische Orte in attraktiver Innenstadtlage sind selten zu finden.“ Dass die Donaustadt bald dem Nachbar Villingen den Rang in Sachen Gastronomie ablaufen könnte, sieht er allerdings nicht. „Die Gastronomieszene in Donaueschingen ist sehr klein. Die Donaueschinger gehen anders herum sehr gerne in die Villinger Innenstadt“, sagt er mit Blick auf die Gäste.

Michael Steiger (Dehoga) Foto: Ralf Graner

Ebenfalls von einem Zufall spricht Marco Garofalo, aktuell noch Wirt im Restaurant Löwen in Villingen. Er wird bald den Schützen in der Donaueschinger Josefstraße übernehmen. Seine Vorgänger, Clemens und Emma Baader, hören aus gesundheitlichen Gründen auf. Im Einvernehmen mit dem Inhaber hätten sie frühzeitig gekündigt, um Raum für die Nachfolgersuche zu ermöglichen. Nun sind sie froh, dass mit Marco Garofalo bereits ein „passendes Konzept“ umsetzungsbereit sei, teilen sie im Gespräch mit unserer Redaktion mit. Garofalo begründet seinen Wechsel derweil mit dem enormen Potenzial aufgrund der üppigen Räumlichkeiten, das die neue Immobilie ihm biete. Der Abschied aus Villingen sei ihm auch nicht leicht gefallen, verrät der 38-Jährige.

Veysi Sahin betreibt seit vergangenem Jahr die Taparia Quellhöfle in der Karlstraße. Foto: Jens Fröhlich

Der Zufallsfaktor spielte im vergangenen Jahr auch bei Veysi Sahin eine Rolle. Wie er damals erklärte, sei er durch Zufall auf das leerstehende Quellhöfle in der Karlstraße aufmerksam geworden. Das war in einer Zeit, in der er ohnehin über einen langsamen Ausstieg aus dem Nachtleben in der Färberstraße nachdachte. Für Sahin war das Quellhöfle schließlich der perfekte Ort, um sich nach 15 Jahren im Glunkenhaus seinen Traum von einer Taparia erfüllen zu können. „So ein Konzept habe ich schon immer im Kopf gehabt“, so Sahin.

Bernhard Zipfel kommt zu dem Schluss, dass ein Großteil der Gastronomie einen harten Überlebenskampf zu führen habe. „Die Kosten sind am explodieren und gleichzeitig haben es sich die Leute, die ausgehen könnten, in zwei Jahren Corona-Krise zuhause schön eingerichtet.“ Und mit der jetzigen Inflation werde beim Ausgehen als erstes mit dem Sparen angefangen.

Das sagt die Dehoga

Michael Steiger, stellvertretender Dehoga-Kreisvorsitzender und Gastronom, ist der Ansicht, dass es sich bei den drei Fällen nicht um eine Trend handle, sondern um einzeln gelagerte Entscheidungen gehe, nicht zuletzt wegen der zeitlichen Differenz, die zwischen den Abwanderungen liege. Der Grund liege nicht bei der Stadt Villingen-Schwenningen, so seine Meinung.