Die Postkutsche, hier vor der Restauration Felsen in Hammereisenbach, verkehrte bis zum Jahr 1893. Mit der Inbetriebnahme der Bregtalbahn im gleichen Jahr wurde der Kutschenbetrieb eingestellt. Archivfotos: Ketterer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsgeschichte: Wanderung stößt auf reges Interesse / Vom Gemischtwarenladen bis zum Hammerwerk

Viel zu erfahren gab es für die Teilnehmer bei der geschichtlichen Wanderung über Gewerbe im Unterhammer und Bregenbach – früher und heute.

Vöhrenbach-Hammereisenbach. Fast 30 Personen begrüßte Ortsvorsteher Peter Hummel, die zur örtlichen Wanderung im Rahmen des Sommerprogramms der Stadt Vöhrenbach erschienen waren.

Wanderführer Thomas Demattio zeigte sich als fachkundiger Geschichtsforscher. Lebendig und mit vielen sehenswerten historischen Bildern gestaltete Demattio eine sehr kurzweilige dreistündige Ortsbegehung. Von etwa 40 Betrieben im Unterhammer und Bregenbach erzählte Demattio.

Start war vor dem jetzigen Lebensmittelgeschäft Schuler. Zwei Häuser nebenan wurden erstmals vor 100 Jahren Gemischtwaren verkauft. Die damalige Gemeinde Hammereisenbach erstellte dieses Haus als Schule. Als um 1910 das Rathaus mit Schulräumen gebaut wurde, gab es Platz für ein Gemischtwarengeschäft, das Gallus Wahl ab 1917 betrieb. Wahl war zugleich auch Verlademeister beim Hammereisenbacher Bahnhof.

Vom Namen Gallus Wahl lässt sich ableiten, dass das spätere Lebensmittelgeschäft Schuler im Ort "Galli" genannt wird.

Demattio führte die Wanderer zum Kloräwegle, wo gegenüber der ehemaligen Kromersäge Station gemacht wurde. Dort war ursprünglich das untere Hammerwerk, das erstmals 1523 in den Geschichtsbüchern auftauchte. Vermutet wird, dass das Hammerwerk auch als Waffenschmiede eine Funktion hatte. Demattio führte aus, dass Ferdinand von Steinbeis, Namensgeber der heutigen Steinbeis-Stiftung, eine wichtige Funktion im Hammerwerk hatte. Das benötigte Eisenerz wurde in der Umgebung von Hammereisenbach abgebaut. Das Haus Fürstenberg war Eigentümer des Hammerwerkes. Aus dieser Zeit ist ein humorvolles Zitat geblieben. Als der Fürst mit seiner Kutsche Hammereisenbach besuchte, erwähnte der Kutscher: "Wir sind hier im Ort, wo die Leute aus Dreck Geld machen."

Vor dem Gasthaus Felsen, so Demattio, verkehrte früher die kaiserliche Postkutsche. 1893 endete der Postkutschenbetrieb, denn die Bregtalbahn hatte ihren Betrieb bis Hammereisenbach aufgenommen. Der Hammereisenbacher Bahnhof war ein wichtiger Holzumschlagplatz. Davon profitierte auch die Kromersäge, die über einen Gleisanschluss verfügte.

Gegenüber vom Felsen stand einst der große Elsäßerhof, der Bäckerei und Mühle beinhaltete. 1972 wurde der Elsäßerhof abgebrochen, da er dem Straßenneubau im Wege stand. Nicht unerwähnt ließ Demattio, das der "Felsen", Elsäßerhof und Bahnhof auf Bregenbacher Gemarkung standen. Bregenbach wurde schon 1234, also zehn Jahre früher als die Stadt Vöhrenbach, geschichtlich erwähnt. 1896 schloss sich Bregenbach mit Hammereisenbach zusammen.

Eine bedeutende Stellung nahm der Fischerhof früher ein. Drei Brüder hatten hier ihr Auskommen mit Gastwirtschaft und Kegelbahn, Landwirtschaft und Sägebetrieb. Eine wandelnde Geschichte gab es über das Haus Kaltenbach gegenüber dem Gasthaus Felsen. Es wurde als Mesnerhaus geführt. Ein Gemischwarengeschäft und eine Schuhmacherwerkstatt folgten.

Geschichtsträchtig ist der unter Denkmalschutz stehende Weißkopfenhof. Darin wohnte auch der Förster. Demattio wusste von sechs Besitzern. Unter dem Dach des Weißkopfenhofes war früher noch eine Dreherei. Vom Forbenhof, der 1968 abbrannte, führte Demattio aus, dass ein ehemaliger Bewohner Uhrenhändler in England war. Die Brücke zum Winterhof heißt Schwerdtbrücke, so Demattio. Erbauer ist Michael Schwerdt von Villingen, einst Geschäftsführer im Hammerwerk. Schwerdt brauchte diese Brücke zur Holzabfuhr für das Hammerwerk. Zwei Bernreutehöfe gab es einmal. Demattio belegte dies anhand einer detaillierten Zeichnung, wo der vordere und hintere Bernreutehof eingetragen ist. Den vorderen Hof, der vier Höfe unter einem Dach beinhaltete, gibt es nicht mehr. Lediglich das stehende Kellergebäude ist heute noch zu sehen. Der jetzige Bernreutehof wurde 1957 umgebaut. Davor stand er quer zur Straße.

Ein wichtiger Arbeitgeber in Ort war die Firma Ehmann, die Uhrengehäuse herstellte. Im daneben stehenden Haus Scherzinger fing die Produktion mit acht Gesellen und zwei Lehrlingen an. Als das Firmengebäude vergrößert wurde, beschäftigte Ehmann zeitweise bis zu 40 Mitarbeitern. An der ehemaligen Kromersäge (früher unteres Hammerwerk) endete die Wanderung.

Bei der Kromersäge erfuhren die Wanderer noch, dass im Haus, wo das Sägenbüro war, zuerst ein Kaplan wohnte. Der hatte jedoch Meinungsverschiedenheiten mit den Hammerwerksarbeitern. Das dürfte ein Grund gewesen sein, dass schon 1846 ein Pfarrhaus erbaut wurde, obwohl die jetzige Kirche erst in den Jahren 1901/02 entstanden ist. Reichlich Gesprächsstoff untereinander hatten die Wanderer unterwegs zu dem geschäftlichen Leben aus vergangenen Tagen. Aktuell ergänzte Demattio seine Ausführungen zu jetzigen Betrieben wie Gürtelfabrik Bölle, Heizungsfirma Kerschbaum, Zimmerei Bärmann und Holzfuhrunternehmen Dorer.