Die Beiratssprecher Thi Dai Trang Nguyen, Sana Alyaaqubi und Wolfgang Meier haben die Erklärung im Namen des Gremiums verfasst. Foto: Stadt

Das Gremium bittet in einer Stellungnahme um zahlreiche Teilnahme an der Kundgebung am 3. Februar auf dem Rathausplatz. Von der Erklärung haben sich die AfD-Stadträte Sven Haller und Christine Amann-Vogt distanziert.

Der Interkulturelle Beirat der Stadt Lahr hat sich mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Anlass ist das Treffen von Mitgliedern der rechten Szene in Potsdam, das zu bundesweiten Protesten gegen Rechtsextremismus geführt hatte. Das Lahrer Gremium ruft nun in seiner Mitteilung zur Teilnahme an der „Demonstration für Toleranz, Respekt und Vielfalt“ am Samstag, 3. Februar, auf dem Lahrer Rathausplatz auf. Unterschrieben ist das Statement von den Beirats-Sprechern Thi Dai Trang Nguyen, Sana Alyaaqubi und Wolfgang Meier. Der Interkulturelle Beirat vertritt die Interessen der Zugewanderten Menschen in der Stadt.

Man sei „tief betroffen und empört über die Inhalte“ des Treffens, heißt es darin. Die Folgen des Nationalsozialismus, „der Tod von Millionen Menschen, sollten uns heute Warnung sein“, heißt es.

Millionen Menschen mit nichtdeutscher Herkunft seien in der Gesellschaft integriert und würden ihren Teil zum allgemeinen Wohlstand beitragen. „Sie sind für uns unverzichtbar und nicht nur willkommen, sie gehören einfach dazu.“ Diese Menschen würden jetzt mit Entsetzen und wachsender Angst wahrnehmen, „dass ihr Beitrag zu unserer Gemeinschaft nicht geachtet, ja, sie sogar bedroht werden“.

Die Medien seien voll von beängstigenden Informationen, die eine gravierende wirt-schaftliche Schwächung vorhersagen, weil Arbeitskräfte fehlen und das Ansehen Deutschlands in der Welt leidet, heißt es in dem Schreiben des Beirats. „Wie sollen qualifizierte Menschen Interesse an einer Tätigkeit in Deutschland entwickeln, wenn die Medien über solche Szenarien berichten müssen?“

Als vielfältige und demokratische Gesellschaft, besonders in Lahr, lasse man es nicht zu, dass Menschen ausgegrenzt werden. „Alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und Biographie, sind willkommen in unserer Stadt und gehören dazu“, so der Wortlaut des Schreibens. Lahr mit seinen mehr als 120 Nationalitäten brauche jeden Bürger und jede Bürgerin. „Wir stehen zusammen mit all unserer Buntheit und Vielfältigkeit“, heißt es.

Man rufe deshalb alle Menschen auf, „sich dieser Zusammenhänge bewusst zu werden und sich gegen solche Unmenschlichkeiten und Bedrohungen zu erheben“. Niemand werde in Zukunft sagen können, er sei nur Protestwähler und habe nicht gewusst, wen er wirklich wählt, wird betont. Es gelte für jeden Menschen, der die Demokratie und die Freiheit in Deutschland liebt, jetzt Verantwortung zu übernehmen und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten.

Deshalb rufe man alle Menschen in Lahr dazu auf, „an der Kundgebung für Freiheit, Vielfalt und Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ am Samstag, 3. Februar, um 11 Uhr auf dem Rathausplatz in Lahr teilzunehmen.

Dem Interkulturellen Beirat gehört auch AfD-Stadtrat Sven Haller an; seine Stellvertreterin in dem Gremium ist AfD-Stadträtin Christine Amann-Vogt. Beide haben sich der Erklärung des Beirats nicht angeschlossen. Ihre Beweggründe dafür, sich davon zu distanzieren, hätten sie der städtischen Integrationsbeauftragten Charlotte Morton in eigenen Schreiben mitgeteilt, so Amann-Vogt und Haller auf Nachfrage unserer Redaktion. Amann-Vogt sagte dabei, dass zurzeit eine Schmutzkampagne gegen ihre Partei gefahren werde, die sie natürlich nicht mitmache. Sie selbst brauche sich nicht Fremdenfeindlichkeit vorwerfen zu lassen, da sie nicht fremdenfeindlich sei.