Narren der Konstanzer Narrenzunft Blätzlebuebe laufen am "schmutzigen Dunschtig" durch die Innenstadt. Foto: Felix Kästle/dpa

Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen, Kinderfasnet: Am 6. Januar starten die Narren im Südwesten wieder in die "fünfte Jahreszeit". 2024 wird ein großes Jubiläum gefeiert.

Mit knallenden Peitschen und bunten Masken starten die Narren im Südwesten am Dreikönigstag in die Fastnacht: Am 6. Januar steht traditionell bei vielen Zünften das "Einschnellen" an. Narren schwingen dabei ihre Karbatschen und Peitschen und machen jede Menge Lärm.

Die Zünfte im Ländle stimmen sich unterschiedlich auf die "fünfte Jahreszeit" ein: Viele "Mäschgerle" starten beispielsweise mit dem Abstauben der Masken und des Narrengewandes - denn an diesem Tag dürfen sie ihr "Häs", wie das Narren-Outfit auch genannt wird, zum ersten Mal öffentlich tragen.

Fastnachts-Saison ist 2024 relativ kurz

Rund fünf Wochen lang dauert die Fastnacht 2024. "Es ist eine der kürzesten Saisons, die man haben kann", sagte ein Sprecher der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Zeit zum Ausruhen gebe es an den kommenden Wochenenden deshalb nicht. "Die Narren haben viel zu tun."

In Stockach (Kreis Konstanz) wird am Dreikönigsabend verkündet, welcher Politiker sich in diesem Jahr vor dem traditionellen Narrengericht verantworten muss. Auf der Anklagebank saßen in der Vergangenheit bereits Franz Josef Strauß, Hans-Dietrich Genscher und Angela Merkel. Zuletzt musste sich der FDP-Frontmann Wolfgang Kubicki als Beklagter verantworten.

Verhandelt wird am "Schmotzigen Dunschtig" (8. Februar), an dem auch die Fastnacht in die "heiße Phase" geht. Dann haben für wenige Tage die Narren das Sagen - bis am darauffolgenden Aschermittwoch Schluss mit lustig ist. Der Termin dafür richtet sich nach Ostern und ändert sich damit jedes Jahr.

Großes Narrentreffen

Neben Straßenumzügen, Bällen, Schülerbefreiungen und der Kinderfasnet steht in dieser Saison ein rundes Jubiläum auf dem Programm: Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte wird 100 Jahre alt - und das soll laut VSAN-Präsident Roland Wehrle ordentlich gefeiert werden.

Die Vereinigung zählt mehr als 70.000 Mitglieder. 68 traditionell ausgerichtete Narrenzünfte gehören dazu. Gegründet wurde der Verband am 16. November 1924. Schirmherr für das Jubiläum ist Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der regelmäßig den Fasnetsdienstag beim traditionellen Froschkuttelnessen in Riedlingen verbringt.

Gleich im Januar steht im Rahmen des Jubiläums ein großes Narrentreffen im oberschwäbischen Weingarten mit mehr als 10.000 Teilnehmern an. Die 25.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Ravensburg soll sich vom 19. bis zum 21. Januar in eine Fasnetshochburg verwandeln.

Kuriose Weltmeisterschaft

Auf dem Programm stehen etwa Narrensprünge, Wirtshausliederabende, Fackelumzüge und eine Weltmeisterschaft im "Schnellen mit der Karbatsche". Bewertet wird die Körperhaltung, die Peitschenführung, die Knallentwicklung und der Takt, wie es von den Veranstaltern hieß.

Die Fastnacht im Südwesten ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum "Häs" tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.

Beim Alemannischen Narrenring freuen sich die fast 90 Zünfte und mehr als 27.000 Mitglieder auch schon auf den Start der Fastnacht. Erste Höhepunkte nach dem Dreikönigstag sind die Regionenbälle Mitte Januar am Bodensee, in Oberschwaben und im Allgäu. "Jeder freut sich auf eine kurze, aber schöne Fastnacht", sagte Präsident und Narrenmeister Markus Stark. Auch in einer kurzen Fastnet könne man Spaß haben.

Ein größeres Narrentreffen und Jubiläum stehe auch beim Narrenring an, berichtete Schwarz. Am Fastnachtsamstag (10. Februar) wollen mehr als 4000 Narren in Friedrichshafen das 75-jährige Bestehen der dortigen Narrenzunft feiern. 10.000 Zuschauer werden am Bodensee erwartet.