Werbung zur Geschäftseröffnung des jüdischen Kaufmanns Wolf Hecht im "Schramberger Anzeiger" am 16. Februar 1897. Foto: Stadtarchiv Schramberg

Heimathistorie: Führung zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur am Sonntag

Schramberg. Zum Themenjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" gibt es bundesweit ein großes Programm. In Schramberg wird am Sonntag, 5. September, zu einem Rundgang auf den Spuren jüdischer Geschichte eingeladen. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr auf dem "Platz der Erinnerung an die Herrschaft Schramberg" bei der Sankt-Maria-Kirche. Die Teilnahme ist kostenlos.

Wolf Hecht eröffnet Kaufhaus im Zentrum der Stadt

Der Bezugspunkt des Gedenkjahres ist ein Edikt von Kaiser Konstantin aus dem Jahr 321 für die römische Stadt Köln, der damals die Erlaubnis erteilte, dass Juden Ämter in der Kurie und in der Stadtverwaltung erhalten konnten. Das Edikt gilt als das älteste historische Zeugnis jüdischen Lebens im heutigen Deutschland – und belegt 1700 Jahre wechselvoller jüdischer Geschichte von den Anfängen in der Antike bis zur Katastrophe nach der Shoah und einem bis in die Gegenwart reichenden Neubeginn, insbesondere durch Zuwanderer aus Osteuropa.

Auch in Schramberg gibt es einige Bezüge zur Geschichte der Juden in Deutschland, auch wenn sich hier nie eine jüdische Gemeinde gebildet hat. Bereits 1552 klagte Rochus Merz von Staffelfelden als Besitzer der Herrschaft Schramberg vor dem Reichskammergericht in Speyer gegen den Juden Gumpp aus Marschalkenzimmern.

Seit Jahrhunderten waren jüdische Kaufleute mit dem Marktflecken und der Industriestadt verbunden, kamen auf die bedeutenden Jahr- und Viehmärkte wie zum Beispiel Elias und Rudolf Schwarz aus Rexingen bei Horb oder eröffneten hier Geschäfte wie zum Beispiel Wolf Hecht aus Kempen in Preußen. Im Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Hecht befinden sich heute die Geschäftsstelle und Lokalredaktion des "Schwarzwälder Bote".

Im 20. Jahrhundert steht die Geschichte der Familie Meyer und ihrer Schramberger Majolikafabrik (SMF) eindrücklich für die Geschichte der Juden in Deutschland – mit der großen Besonderheit einer Rückkehr nach der Flucht in der Zeit des Nationalsozialismus und der Ernennung von Moritz Meyer zum Ehrenbürger der Stadt Schramberg für sein beispielhaftes Lebenswerk.

Museumsleiter Carsten Kohlmann zeigt wenig bekannte Spuren auf

Zum "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" laden das Stadtarchiv und Stadtmuseum in Kooperation mit dem Museums- und Geschichtsvereins am Sonntag dazu ein, die oft kaum bekannten Spuren jüdischen Lebens in Schramberg zu entdecken.

Archiv- und Museumsleiter Carsten Kohlmann wird aufzeigen, dass es auch ein "jüdisches Schramberg" gab, in dem sich viele Facetten des Themenjahrs "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" widerspiegeln.