Das Krankenhaus Freudenstadt privatisieren? Kreisrat Ernst Wolf meint, dass man darüber reden sollte. Foto: Störzer

FDP-Kreisrat Ernst Wolf wirbt mit Rottweiler Helios-Zahlen. Weg geht in Richtung Teilneubau.

Freudenstadt - Der Weg geht klar in Richtung Teilneubau des Krankenhauses in Freudenstadt. Doch sollte es weiterhin durch den Landkreis verwaltet werden? FDP-Kreisrat Ernst Wolf fordert, dass man über eine Privatisierung nachdenken sollte. Der KLF-Geschäftsführer warnt davor.

Die Warnung war vor acht Tagen in der Kreistagssitzung deutlich: Ralf Heimbach, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH, erklärte, dass eine Privatisierung aktuell nur mit hohen Verlusten für den Landkreis möglich sei. Ein Teilneubau wäre auch in Sachen Privatisierung später vorteilhaft, falls man sich irgendwann einmal zu diesem Schritt entschließen würde oder müsste. Denn dann habe man größere Erlöschancen.

Jahresüberschuss von 5,7 Millionen Euro

Der FDP-Kreisrat Ernst Wolf will aber trotzdem über eine Privatisierung sprechen. Immer wieder werde gesagt, dass man schlecht an Zahlen von privaten Trägern herankomme, so Wolf. Das will Wolf widerlegen. Man komme an die Zahlen der Helios-Klinik in Rottweil relativ einfach dran. Wolf teilte seine Ergebnisse aus der Sichtung der Helios-Zahlen seinen Kreistagskollegen mit. Die Helios- Klinik Rottweil sei im Landeskrankenhaus-Bedarfsplan des Landes Baden-Württemberg mit 275 Betten und den Fachabteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Dermatologie (Belegabteilung) sowie Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Belegabteilung) und Augenheilkunde (Belegabteilung) geführt. Im Geschäftsjahr 2014 seien insgesamt 10 466 Patienten stationär behandelt worden (2013: 10 309). Die durchschnittliche Verweildauer habe 6,0 Tage (2013: 6,0 Tage) betragen. Diese Klinik sei eine Akut-Klinik mit 393,3 Mitarbeitern. Sie habe einen Jahresüberschuss von 5,7 Millionen Euro 2014. 360 .000 davon würden dem Staat als Steuergeld zugute kommen. Der Rest stehe für Investitionen in neue Geräte und Verfahren zur Verfügung. Wolfs Fazit: "Ein Krankenhaus, das Steuermittel erwirtschaftet und nicht auffrisst." Er fragt deshalb: "Wo ist also das Problem? Warum sollte man da ein schales Gefühl haben?"

Das Geld, das man für das Krankenhaus in kommunaler Hand spare, könne man an anderer Stelle investieren: "Die Einrichtungen und Geräte veralten, auch in neuen Gebäuden. Schade, dass die Mehrheit des Kreistags nicht bereit ist, sich Modelle für einen erfolgreichen Krankenhausbetrieb anzusehen. Bitte rechnen Sie mal nach, wie viel Geld der Kreis Rottweil mehr zur Verfügung hat als wir. Für Bildung, Soziales, Straßen und Breitband. So hat Rottweil jüngst 11,8 Millionen Euro für Breitband investiert."

Sind das nicht Argumente, die überzeugen? Geschäftsführer Heimbach bleibt trotzdem bei seiner Meinung und bringt ein Beispiel aus seinem früheren Berufsleben: "In Offenbach wurde das Krankenhaus für einen Euro an einen privaten Anbieter verkauft." Von einem großen Verkaufserlös kann man da wohl eher nur träumen. Außerdem habe man schließlich viel Geld für das Personal aufbringen müssen, weil dieses in kommunaler Hand blieb und teilweise nicht übernommen worden sei. Auch das könne dem Landkreis dann blühen.

Hohe Fördergelder werden erwartet

Da könnte es sich lohnen, die "Braut vor der Hochzeit noch hübsch zu machen". Mit dem Teilneubau werden wohl hohe staatliche Fördergelder fließen. Gerechnet wird mit rund 50 Millionen Euro. Ungefähr die gleiche Summe müsste der Landkreis aufbringen. Dennoch könne sich diese Rechnung lohnen, weil der Wert des Krankenhauses insgesamt höher würde. Heimbach ließ das in der Kreistagssitzung bereits durchklingen, ohne eine Privatisierung zu einem späteren Zeitpunkt anzupreisen.

Wird auf eine Privatisierung zum späteren Zeitpunkt spekuliert? Wolfgang Kronenbitter, Kreisrat der Freien Wähler, rechnet zumindest damit, dass nach der Realisierung des Teilneubaus die Privatisierungsdebatte losgehen könnte: "Wenn das Defizit aus dem Ruder läuft, dann gewinnt das Thema sicherlich an Fahrt."