Nachdem die Wildschweine eingefallen sind, hat Christof Geißler viel zu tun. Er repariert den Beschleunigungsstreifen . Foto: Schwark

Schwarzkittel graben in Musbach Wiesen um. Segelflieger errichten Elektrozaun.

Freudenstadt-Musbach - Sie kommen in der Nacht, und wo sie durchpflügen, sind Wiesen und Felder nicht mehr wiederzuerkennen. Wildschweine machen Jägern und Bauern in Musbach derzeit das Leben schwer.

Die Segelflieger reagierten jetzt mit einem Elektrozaun. Irgendetwas unter der Grasnarbe muss besonders gut schmecken. Eine Rotte Wildschweine grub seit Herbst mehrmals den Startbereich des Segelfluggeländes um und hinterließ ein Schlachtfeld. Mehrere Arbeitsaktionen, die Gruben wieder zu füllen, brachten nicht viel. Schon kurze Zeit später wurde die Wiese wieder umgepflügt.

Jetzt riss den Fliegern der Geduldsfaden. Rund um den Startbereich installierten sie nun einen Elektrozaun, um die Tiere von unliebsamen Besuchen abzuhalten. Die Pfähle sind aus recyceltem einfachem Kunststoffmaterial, der Draht aus Kunststoff, umsponnen mit feinen Drahtlitzen, also aus ganz leichtem Rohmaterial. Das Netzgerät versorgt den Zaun mit ganz kurzen Spannungsimpulsen von etwa 5000 Volt. Das Gerät nimmt nur so viel Energie auf, wie auch am Zaun verbraucht wird. Bei Dauerberührung, beispielsweise durch Gras oder Schnee, wird die Impulsfolge langsamer, was auch wieder Energie spart. Die Berührung sei für Menschen oder Tiere ungefährlich, aber sehr schmerzhaft, heißt es von Seiten der Segelflieger.

Population nimmt zu

Trotz andauernden Bemühungen der Jäger, den Bestand klein zu halten, nimmt die Population der Wildschweine in der Umgebung zu. Die Jäger liegen fast jede Nacht auf der Lauer, sagt der Jagdpächter. Wird man dem Problem nicht Herr, sei für Januar eine Treibjagd angedacht.

Wildschweine sind als kluge und sensible Tiere bekannt. Ihnen Herr zu werden, ist deutschlandweit ein echtes Thema. Da fordert sogar der Landesjagdverband mittlerweile Drückjagden.

Manche Musbacher Wiese auch außerhalb des Flugplatzes sieht derzeit aus wie ein umgepflügter Acker. Unter der Grasnarbe finden die Wildschweine begehrtes tierisches Eiweiß in Form von Regenwürmern, Insektenlarven oder auch Mäusen. Sorgen sonst Eicheln und Buchäckern im Winter für reichlich Futter, ist in diesem Winter das Gegenteil der Fall, weshalb die Wildschweine nun auf offene Flächen und Wiesen ausweichen. Aktuell begegnet man tagsüber den Tieren auch auf Waldwegen.

Zeitzeugen können sich an eine größere Wildschweinplage in den 50er- und 60er-Jahren rund um Musbach erinnern. Damals drangen die Tiere in kalten Wintern bis in den Kernort von Hallwangen ein. In dieser Zeit wurden Wildgatter (heute verboten) im Wald aufgestellt, um der Plage Herr zu werden.