In jungen Jahren bereits Weltspitze: Muriel Hess beim Platzieren ihrer Spielkugel. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Muriel Hess spielt auf internationalem Niveau

Von Eberhard Wagner

Die aktuelle Spielzeit für Pétanque ist vorbei und die Ergebnisse der Spieler des Pétanque Club Burggarten Horb (PCB) können sich wahrlich sehen lassen – auch dank einer jungen, ambitionierten Sportlerin im Team.

Mit dem Titel des Deutschen Pétanque Verbandes (DPV) "Bester Bouleclub Deutschlands" geschmückt, darf man sich als "jüngster" Verein Deutschlands glücklich schätzen. Es sind nämlich die "jungen Wilden", die mit Herzblut und Sportsgeist ihren Sport ausüben und den PCB Jahr für Jahr in die Ranglisten Deutschlands, Europas und die Welt bringen.

Mitten drin die 23-jährige Muriel Hess aus Waldachtal. Meistens ist sie auf den gepflegten Plätzen des PCB nicht anzutreffen, denn sie spielt auf hohem, internationalem Niveau. Dementsprechend oft und viel ist sie unterwegs und wenn man einmal das Glück hat, dass sie vor Ort ist, heißt es: "Sie wollen sehen, wie man Pétanque spielt? Dann gehen sie zum oberen Platz, da spielt unsere Muriel!" Dabei wird der Name mit einem extrabreiten Ypsilon anstelle des "U" ausgesprochen – warum, weiß niemand, ist eben so.

Muriel erinnert sich, dass sie den Sport durch ihren Vater Winfried (Winne) Hess kennenlernte, als sie gerade einmal trocken hinter den Ohren war. Gerne begleitete sie den Vater anfangs nicht auf den sandigen Platz, um zuzusehen, wie er "doofe", schwere Eisenkugeln durch die Gegend warf. Aber irgendwann einmal siegte die Neugier in ihr sowie die Beharrlichkeit ihres Vaters, sie trotz ihres kindlichen Wiederstandes immer wieder mitzunehmen.

Also begann sie im zarten Alter von neun Jahren, ihre ersten Kugeln auf die kleine rote Kugel namens "Sau" zu werfen. Auch im Familienurlaub, der natürlich wegen des Boulespiels in Frankreich stattfand, war sie mit dem Sport des Vaters konfrontiert. Dass sie später einmal zu einer Spitzenspielerin heranreifen würde, konnte sie zu dieser Zeit noch nicht ahnen. Vielleicht ahnte oder wusste es Vater Winne, der sicherlich das gewisse Talent in ihr erkannte und sie fortan unterstützte.

Der Aufstieg der Horber Spielerin führte von da an steil bergauf. Ihre ruhige Art und die Fähigkeit, sich auf den Punkt konzentrieren zu können, sind nur zwei Merkmale, die sie mitbrachte. Irgendwie erarbeitete sie sich ihre eigene Technik und feilte so lange an ihr herum, bis sie zu den treffsichersten Spielerinnen gehörte. Sie weiß inzwischen auch, dass viele nicht gerne gegen sie spielen, denn es ist stets ihr Ziel, jedes ihrer Spiele zu gewinnen.

Zwei Europa-Meistertitel mit der Mannschaft der U 23-Nationalmannschaft holte sie in den Jahren 2009 und 2011. Als WM-Teilnehmerin erreichte sie in Frankreich einen hervorragenden dritten Platz.

Auch in diesem Jahr setzte sich der Siegeszug von Muriel Hess fort: Mit ihrem Freund und Spielpartner Niclas Zimmer holte sie im Juli bereits ihren dritten Deutschen Meistertitel im Mixed und reiste drei Tage später zu den World Games nach Cali (Kolumbien), um dort als eine von zwei Damen die Farben Deutschlands zu vertreten. In den Spielen des Olympischen Sportverbandes erreicht sie mit der Mannschaft einen fünften, im Einzel einen hervorragenden vierten Platz.

Die gelernte Arzthelferin liebt ihren Sport inzwischen heiß und innig, aber nicht nur wegen der großen Erfolge, die sie erringen konnte. "Es ist toll, wenn man immer wieder in andere Länder wie Frankreich, Dänemark, Tschechien oder sogar Thailand und gerade erst Kolumbien reisen darf", sagt sie. Dabei entstanden viele Bekanntschaften und Freundschaften, die gepflegt werden. Für die kommenden Saison stehen die Pläne der jungen Spielerin bereits fest. Von einem Nationaltrainer aus Frankreich unterstützt, peilt sie wieder einmal den Deutschen Meistertitel im Triplette und Mixte an, außerdem will sie auch im Spiel eins gegen eins (Tete a Tete) mitmischen.