Ein weiteres Zertifikat könnte schon bald Freudenstadt schmücken: Anja Bode (rechts) stellte zusammen mit Michael Krause und Ellen Bidermann-Hoppart das Projekt vor. Foto: Günther

Freudenstadt könnte Prädikat "Allergikerfreundliche Kommune" erhalten. Standards sind streng.

Freudenstadt - Den Titel "Heilklimatischer Kurort" trägt Freudenstadt bereits seit vielen Jahren. Ab Juni könnte noch das Zertifikat "Allergikerfreundliche Kommune" hinzukommen.

Anja Bode, beim Deutschen Heilbäderverband Berlin zuständig für das Projekt "Allergikerfreundliche Kommune", erläuterte mit Tourismusdirektor Michael Krause und Projektkoordinatorin Ellen Bidermann-Hoppart in einem Pressegespräch die Hintergründe der Aktion.

Allergien nehmen in allen industrialisierten Ländern dramatisch zu. Bereits heute umfasst die Zielgruppe der Allergiker und ihrer Familienangehörigen etwa die Hälfte aller Reisenden. In nahezu jeder Familie gibt es einen Allergiker. Um diesen Herausforderungen in der Tourismusbranche adäquat begegnen zu können, wurde die Auszeichnung "Allergikerfreundliche Kommune" entwickelt.

Überwacht wird die Zertifizierung durch die an der Berliner Charité angesiedelte Europäische Stiftung für Allergieforschung, ECARF, die das Zertifikat anhand strenger und medizinisch gesicherter Kriterien vergibt. Damit Kurorte den Titel erhalten, müssen in dieser Kommune zehn Prozent aller Betriebe der Bereiche Gastronomie, Unterkünfte und Einzelhandel eine Reihe von Anforderungen erfüllen. So müssen mindestens zehn Prozent der Unterkünfte rauch- und haustierfreie Zimmer zur Verfügung stellen, die zudem mit teppichfreien oder kurzflorigen Bodenbelägen ausgestattet sind.

Ferner müssen für alle Unterkünfte, die unterhalb von 1500 Meter Höhe liegen, wozu ja auch Freudenstadt zählt, auf Nachfrage für die Betten allergenundurchlässige Schutzbezüge zur Verfügung stehen. Vorausgesetzt wird ferner, dass die Unterkünfte frei von allergenen Grünpflanzen sind, damit keine Pollen freigesetzt werden können.

Messlatte liegt bei zehn Prozent

Für Gaststätten einer "Allergikerfreundlichen Kommune" wird vorausgesetzt, dass sie einerseits ein Allergenmanagement betreiben, das unter anderem die Kennzeichnung allergenhaltiger Speisen beinhaltet, andererseits aber auch ein ausreichendes Alternativangebot an Speisen bereithalten. Dies beinhaltet unter anderem laktosefreie Milch, glutenfreies Brot, milch-, ei- und nussfreie Desserts oder selleriefreie Brühen. Auch hier liegt die Messlatte bei zehn Prozent aller Gastronomiebetriebe.

Damit die einheimischen Betriebe zur Teilnahme motiviert und entsprechend geschult werden, bietet Freudenstadt Tourismus mehrere Informationsveranstaltungen und Schulungen an. Wie Ellen Bidermann-Hoppart berichtet, ist das Interesse dafür groß.

Auch was die dritte Voraussetzung anbelangt, genügend Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelgeschäfte zu finden, die an der Aktion teilnehmen, sieht Tourismusdirektor Michael Krause seine Stadt gut aufgestellt.

Es gebe bereits heute in Freudenstadt ein breites Angebot an glutenfreiem Brot, an ei-, laktose- oder nussfreien Backwaren, an alternativen Wurstsorten oder an Sojamilch. Was den Umgang mit der Ware anbelangt, müssen bereits von der Anlieferung bis zum Verkauf allergene und nicht allergene Nahrungsmittel getrennt gelagert werden.

Schulungen und regelmäßige Kontrollen

Alle teilnehmenden Betriebe werden geschult, um ein Bewusstsein für diese Problematik zu schaffen, sagte Anja Bode. Durch all diese Standards – deren Einhaltung regelmäßig kontrolliert werden muss – werden laut Anja Bode rund 90 Prozent aller Allergiker erreicht.

Angesichts dieser Zahlen zeigte sich Tourismusdirektor Michael Krause zuversichtlich: "Natürlich gehen Allergiker auch in Urlaub. Durch die Standards einer ›Allergikerfreundlichen Kommune‹ verspricht dieses Urlaubserlebnis angenehmer und gesünder zu werden."

Auch Anja Bode ist überzeugt davon, "dass Allergiker in den zertifizierten Orten möglichst gute Voraussetzungen für einen beschwerdefreien Urlaub haben". Für sie steht nicht so sehr eine Steigerung der Gästezahlen im Vordergrund, vielmehr geht sie davon aus, dass das Angebot langfristig Gäste an den Urlaubsort binde. Die These belegten auch die Erfahrungen der bislang acht in Deutschland zertifizierten Heilbäder und Kurorte.

Nach großen Kurorten wie Bad Hindelang oder Bad Salzuflen hat Freudenstadt nun die Chance, ab Juni die neunte zertifizierte "Allergikerfreundliche Kommune" Deutschlands zu werden.