Foto: Lothar Schwark

Narren beherrschen öffentliches Leben in Stadt. 10.000 Zuschauer bei großem Umzug.

Freudenstadt - Lohn für die Mühen im Vorfeld: Rund 70 Gruppen mit zusammen 2500 Narren brachten am Samstag Fasnetstimmung nach Freudenstadt. Rund 10.000 Zuschauer säumten die Straßen.

Sonnenschein, blauer Himmel und milde Temperaturen hoben die Stimmung bei Hästrägern und Publikum zusätzlich. Zu sehen gab es eine große Vielfalt der schwäbisch-alemannischen Fasnet: Wilde Hexen und Teufel und weitere Sagenfiguren übernahmen für Stunden die Regie auf Freudenstadts Straßen.

Der große Umzugstag hatte mit dem Zunftmeisterempfang im Rathaus begonnen. Für den erkrankten OB Julian Osswald sprang kurzerhand dessen persönlicher Referent Marco Gauger in die Bresche. Obwohl er nach eigenem Bekunden mit der Fasnet nicht viel am Hut hat, machte er seine Sache als Gastgeber richtig gut. Auf die Schnelle war er verkleidet als Feuerwehrmann gekommen. Und zum OB gab er Entwarnung: "Auslandreisen standen nicht auf seinem Kalender."

Die Gäste wurden vom Vorsitzenden der Narrenzunft Freudenstadt, Derk Wittnebel, und der Vize-Vorsitzenden Kathrin Joos-Mockler begrüßt. Wittnebel dankte allen Zünften für ihr Kommen. Statt Gastgeschenken gab es jeweils einen kleinen Obolus. Der soll später als Spende dem Projekt "60-plus-Auto" zufließen. Musikalisch stimmten die "Hexa-Heuler" auf die nächsten Stunden ein. Dass "Nothing Else Matters" von "Metallica" auch in der Version für Guggen-Musiken zündet, war schnell klar. "Ich war noch nie auf einem Metallica-Konzert. Aber besser hätten die es auch nicht machen können", so Gauger unter dem Jubel im Saal.

Gauer schlägt sich wacker

Eine Überraschung hatte der persönliche Referent noch parat. Unter Applaus überreichte er Karl-Heinz Schau die Landesehrennadel für langjähriges ehrenamtliches Engagement im Verein. Schau, seit 1994 Mitglied der Narrenzunft Freudenstadt, war zwei Jahre lang Beisitzer und 18 Jahre lang Vize-Vorsitzender. "Du hast die vergangenen 20 Jahre bei uns wesentlich geprägt", so der ehemalige Vorsitzende Christoph Hartmann. Schau zeichne sich durch seine bescheidene und gutmütige Art aus. Ein dickes Lob erhielt auch Schaus Ehefrau Renate, die ihren Mann bei der Arbeit im Verein unterstützt habe.

Auf dem oberen Marktplatz sammelten sich derweil die Gruppen, während die Gespanne auf der Martin-Luther-Straße Aufstellung nahmen. Die Umzugsstraßen waren dicht von Menschen gesäumt. Geduld mussten die Gäste aufbringen: Bis sich die letzte Gruppe in Bewegung setzte, dauerte es nahezu zwei Stunden. Wie üblich machten die "Hexa-Heuler" den Anfang. Das Spektakel wurde von Karl-Heinz Schau und Erhard John an der Venus-Statue kommentiert. Die Zünfte ließen sich nicht lumpen, verteilten freigiebig Süßigkeiten und trieben ihre Scherze mit dem Publikum. Ein Flaggschiff boten die "Glotterpiraten" auf. Nach sieben Jahren Pause haben die Piraten über die großen Weltmeere mal wieder den Weg nach Freudenstadt gefunden. Schelmle, Hamperle, Spätzlesfresser, Talwölfe und viele mehr begeisterten, ebenso die zahlreichen Musikgruppen.