Auch im Kreis Freudenstadt kam es am Wochenende wieder zu "Hamsterkäufen". Foto: Balk

Auch Kinderbetreuungseinrichtungen betroffen. Bis Samstag zehn Fälle im Kreis.

Kreis Freudenstadt - Nachdem der Landkreis Freudenstadt lange Zeit von Corona-Infektionen weitestgehend verschont blieb, hat sich die Lage laut Landrat Klaus-Michael Rückert deutlich verschlechtert. Einrichtungen bleiben deshalb schon an diesem Montag geschlossen.

Rückert schreibt in seiner Verfügung: "Am Freitag, 13. März, wurden von der Landesregierung weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie beschlossen. In der Zeit nach diesem Beschluss hat sich die Lage im Landkreis Freudenstadt deutlich verschlechtert." So gab es am Freitag um 14 Uhr lediglich zwei positiv getestete Personen im Kreis. Bis Samstagnachmittag sei diese Zahl bereits auf zehn Fälle angestiegen. Am Sonntag wurde die aktuelle Zahl von Corona-Infizierten vom Landkreis nicht gemeldet.

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Doch diese Zahl kann wohl ziemlich schnell nach oben gehen. Denn der Landrat informiert, dass etliche der getesteten Patienten kürzlich aus der Gegend um Ischgl zurückgekehrt seien. Nach der Entscheidung der Landesregierung hat das Robert-Koch-Institut auch das österreichische Bundesland Tirol zum Risikogebiet erklärt. Weiter sei bekannt, dass unabhängig hiervon weitere Bürger aus dem Landkreis vor wenigen Tagen mit Bussen aus derselben Region zurückgekehrt seien. "Es gilt nun zu verhindern, dass Schüler, die sich darunter befanden, am Montag mit anderen Schülern in Kontakt kommen. Deshalb hat Landrat Rückert am Samstag verfügt, dass sämtliche Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis Freudenstadt ab Montag, 16. März, geschlossen bleiben.

Rückert folgt damit auch der Kreisärzteschaft, die massiv an den Landkreis appelliert hatte, die Schulen bereits am Montag zu schließen. Man wolle sicher gehen, dass keine Person, die aus Tirol oder einem anderen Risikogebiet zurückgekehrt ist, am Montag eine Vielzahl von Personen in einer Schule oder Kinderbetreuungseinrichtung ansteckt. Baden-Württemberg hatte anders als andere Bundesländer die Schließung der Einrichtungen erst für Dienstag und nicht Montag beschlossen, um eine geregelte Übergabe zu ermöglichen. Bei vielen Eltern der Region stieß das auf Unverständnis. Sie wünschten sich bereits sofortige Schließungen.

Auch Tageseltern dürfen Kinder nicht mehr betreuten

Auch Tageseltern dürfen Kinder grundsätzlich nicht mehr betreuten. Paul Huber, Vorsitzender des Tageselternvereins Kreis Freudenstadt, schreibt: "Für die Kindertagespflege gilt grundsätzlich die gleiche Regelung wie für Einrichtungen." Der Tageselternverein und das Jugendamt seien sich bewusst, dass es Situationen gibt, in denen eine Kinderbetreuung aufgrund der aktuell wichtigen beruflichen Tätigkeit der Eltern dringend erforderlich ist (Gesundheitswesen, Grundversorgung). Hier könne im begründeten Einzelfall in Abstimmung mit den Tagespflegepersonen geprüft werden, ob eine Betreuung notwendig und möglich ist.

Doch wie geht es nun für die Schüler weiter? Landrat Rückert schreibt: "Das Kultusministerium legt zurecht Wert darauf, dass die Schüler am Montag mit Hausaufgaben für die nächsten zwei Wochen versorgt werden." Er bittet die Schulen, dies auf schriftlichem oder elektronischem Weg sicherzustellen. An vielen Schulen sind diese Vorbereitungen schon angelaufen. Und was passiert mit den Kindern, die betreut werden müssen? "Die Betreuung von Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen (etwa Polizei, Feuerwehr, medizinisches und pflegerisches Personal, Lebensmittelproduktion, Infrastruktur und andere) berufstätig sind, die vom Kultusministerium sowie den Städten und Gemeinden über das Wochenende mit großer Kraftanstrengung organisiert wird, kann selbstverständlich auch am Montag stattfinden."

Die Gemeinden Horb und Eutingen hatten an diesem Wochenende bereits Hotlines geschaltet, um Eltern die Möglichkeit zu geben, sich anzumelden. Die Gemeinde Empfingen hatte eine E-Mail-Adresse angegeben. Auch die Gemeinde Baiersbronn startete eine Abfrage auf ihrer Internet-Seite. Auf den Internetseiten der anderen Gemeinden hat unsere Redaktion auf den ersten Blick bisher kein ähnliches Angebot gefunden. Unterdessen kam es im Kreis Freudenstadt ebenfalls zu "Hamsterkäufen". Viele Regale in Super- und Drogeriemärkten waren am Samstagabend leer – vor allem Nudeln, Toilettenpapier und Seife waren kaum mehr zu bekommen.

Gähnende Leere in vielen Gaststätten und Resturants

In vielen Gaststätten und Restaurants herrschte gähnende Leere. Die Gastronomie reagiert teilweise schon auf die Krise und bietet Heimservice oder sogar "Drive in" an. Das Hotel Langenwaldsee in Freudenstadt hat auf seiner Facebook-Seite ein "Außer-Haus-Essen" für Menschen im Angebot, "denen es nicht möglich ist, das Haus zu verlassen, beziehungsweise die aufgrund der momentanen Situation zu einer Risikogruppe gehören und besonders gefährdet sind".