Stellte gestern die Kriminalstatistik vor: Georg Moll, Leiter der Polizeidirektion Freudenstadt, flankiert von Walter Görlich, Erster Kriminalhauptkommissar. Foto: Haubold

Aufklärungsquote liegt besser als im Landesdurchschnitt. "Leute werden deutlich aggressiver".

 Kreis Freudenstadt - 4.240 Straftaten wurden 2011 im Landkreis Freudenstadt verübt, 4,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Weit über 60 Prozent der Delikte konnten aufgeklärt werden und damit zwei Prozent mehr als im Gesamtdurchschnitt in Baden-Württemberg.

"Die Bürger im Landkreis können weiterhin beruhigt schlafen." Das war gestern die Botschaft von Georg Moll, Chef der Polizeidirektion Freudenstadt, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2011. Seit 2007 habe man eine kontinuierliche Verbesserung erzielt und liege weitaus besser als im Landesdurchschnitt, freute sich Moll.

Der Löwenanteil mit 1383 Taten entfällt auf Diebstähle. Gegenüber 2010 gab es dabei einen Anstieg von 187 Delikten. Laden- und Taschendiebstahl, aber auch Auto- und Fahrraddiebstahl sowie Wohnungseinbrüche sind vermehrt verzeichnet worden. Das Gesamtniveau bewegt sich aber noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt (Fünfjahresschnitt: 1428).

"Die Leute werden deutlich aggressiver"

In Sachen Körperverletzung hat die Polizei mit 449 Fällen 46 weniger als im Jahr davor verzeichnet. Die schwere Körperverletzung (147 Fälle) hat aber leicht zugenommen. Was den Ermittlern hier Sorge bereitet: Immer öfter ist viel Alkohol im Spiel, wenn gegen das Strafgesetzbuch verstoßen wird. "Die Leute werden deutlich aggressiver, Alkohol ist die Triebfeder der Enthemmung", begründete Moll auch die zunehmende Bereitschaft zum Widerstand gegen Polizisten.

Außerdem wurden 186 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (47 weniger als im Vorjahr) erfasst. Nur bei den Rauschgiftdelikten mit Amphetamin und Ecstasy ergaben sich nach deutlichen Rückgängen in den letzten Jahren wieder leicht höhere Fallzahlen (zwölf Fälle). Im Bereich Schmuggel, Handel und Einfuhr sei man in den vergangenen Jahren sehr aktiv gewesen und habe gute Erfolge gehabt, so Walter Görlich, Erster Kriminalhauptkommissar. In Freudenstadt gebe es im Übrigen keine offene Szene, sagte Moll.

638 Betrugsdelikte und damit 177 weniger als im Vorjahr, 633 Sachbeschädigungen (Anstieg um 22 gegenüber 2010) und 53 Hausfriedensbrüche (30 waren es in 2010) wurden strafrechtlich verfolgt. Aufgeklärt wurden sieben Totschlags- und fahrlässige Tötungsdelikte. Am deutlichsten gingen Delikte bei der Wirtschafts- und Computerkriminalität zurück. Die Umweltkriminalität müsse man allerdings im Auge behalten, mit 59 Fällen bewege man sich um einiges über dem Fünfjahresmittel von 40, so Moll.

Die große Mehrheit der Täter hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Rund 80 Prozent sind männlich. Bestimmte Straftaten könne man den jeweiligen Altersgruppen zuordnen und gut nachweisen, denn die Polizei sei "hier im Kreis nah an den Bürgern", so Moll. Fast in jedem Verein gebe es einen Polizisten, dadurch ergebe sich auch eine enge Beziehung zur Bevölkerung. Daher erziele man auch eine recht hohe Aufklärungsquote.

Die meisten Verdächtigen haben ihren Wohnort übrigens im Kreis (83 Prozent). Nur etwa 16 Prozent kommen von außerhalb, und 1,5 Prozent der Täter hat keinen festen Wohnsitz. Auffällig ist die Zahl der Selbsttötungen mit 21 im vergangenen Jahr: "Bei den Zahlen der Selbsttötungen liegen wir jedes Jahr über denen der Verkehrstoten", kommentierte der Polizeichef die traurige Bilanz.