Die Gleise führen mitten durch Lauterbad. Doch einen Bahnhaltepunkt wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Foto: Breitenreuter

Bahn und Nahverkehrgesellschaft argumentieren mit fehlender Zeit. Stadt bekräftigt Interesse.

Freudenstadt - Obwohl das Gleis mitten durch den Tourismusort Lauterbad führt, werden in absehbarer Zeit dort keine Züge halten. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen der Stadtverwaltung und den Verantwortlichen für den Schienenverkehr.

Eine "Reaktivierung" der Bahn-Haltestelle in Lauterbad hatte sich die Fraktion der Freien Wählervereinigung (FWV) im Freudenstädter Gemeinderat gewünscht und bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr den Antrag gestellt, die Stadt solle gemeinsam mit dem Verkehrsministerium und der Ortenau S-Bahn prüfen, unter welchen Voraussetzungen ein Bahnhaltepunkt in Lauterbad wieder in Betrieb genommen werden kann und was das kosten würde. Als Begründung nannte die Fraktion eine vermutlich deutliche Verlagerung des Individualverkehrs von der Straße auf die Schiene, weil Urlauber und Ausflügler direkt in den Fremdenverkehrsort fahren könnten.

Dass es soweit aber wohl nicht kommen wird, erläuterten Bürgermeisterin Stephanie Hentschel und der Leiter des Baurechts- und Ordnungsamts, Christoph Gerber, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt (AIU). Nachdem es schwierig gewesen sei, überhaupt einen Termin zu finden, habe es im August ein Gespräch zwischen der Stadtverwaltung, der DB Station und Service und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg gegeben, teilte Stephanie Hentschel mit.

Die Bahn habe klar gestellt, dass es sich bei einem Bahnhaltepunkt in Lauterbad keineswegs um eine Reaktivierung, sondern um einen Neubau handeln würde, denn eine Betriebsgenehmigung für einen Bahnhaltepunkt in Lauterbad habe es nie gegeben, erklärte Christoph Gerber. Bis 1984 habe lediglich ein Holzbahnsteig existiert, an dem "Ski-Züge" außerplanmäßig gehalten hätten. Dies sei seinerzeit schon problematisch gewesen, obwohl die Taktzeiten mit heute nicht vergleichbar seien. Mitte der 80er-Jahre sei auch ein neues ÖPNV-Konzept entstanden, in Folge dessen der Busverkehr nach Lauterbad intensiviert worden sei.

S-Bahn fährt in Zukunft emissionsfrei

Gerber gab ferner bekannt, dass die Ortenau S-Bahn emissionsfreie Fahrzeuge mit Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb einsetzen wolle. Diese würden etwas größer und auch langsamer sein. Weder in den aktuellen noch in den künftigen Planungen gebe es verfügbare Zeit für einen Halt in Lauterbad. Die Vertreter der Bahn und der Nahverkehrsgesellschaft hätten zudem darauf hingewiesen, dass es neben der fahrplantechnischen Möglichkeit auch einen zahlenmäßig belegbarer volkswirtschaftlicher Nutzen geben muss. Ingsgeamt gingen Bahn und Nahverkehrsgesellschaft von Kosten in Höhe von rund einer Million Euro aus.

Christoph Gerber betonte, dass es aller Anstrengung bedürfe, den Freudenstädter Stern im Hinblick auf die Veränderungen auf der Murgtalbahn zu erhalten. Stadtrat Hermann John (Freie Wähler) fand es schade, dass der Haltepunkt jemals aufgegeben wurde. Die Touristiker seien heute sehr daran interessiert, dass Züge in Lauterbad halten. Stadtrat Reinhard Klumpp (CDU) war ebenfalls der Meinung, dass sich der Haltpunkt touristisch lohnen würde. Stadträtin Elisabeth Gebele (Bürgeraktion) gab zu bedenken, dass das Nahverkehrskonzept inzwischen 30 Jahre alt ist und dass es in den nächsten zehn Jahren einen "extremen Wandel" geben werde. Deshalb forderte sie, den Antrag auf einen Bahnhaltepunkt in Lauterbad an das Land weiterzugeben. Man müsse sich "bis zum Ministerium durchboxen" und auch im Sinne des Klimaschutzes argumentieren. Bürgermeisterin Stephanie Hentschel nahm diese Vorschlag positiv auf.

Taktung nur vorgeschoben?

Ortsvorsteher Joachim Auer aus Dietersweiler hatte das Gefühl, dass der Haltepunkt "schlechtgerechnet" wird. Der Ortschafsrat Dietersweiler habe den Haltepunkt bereits 2007 beantragt. Damals sei man für einen Kurzbahnsteig von Kosten von 500 000 Euro ausgegangen. Das Argument der Taktung werde nur vorgeschoben, um das Projekt zu verhindern, vermutete er. Dagegen wehrte sich Bürgermeisterin Stephanie Hentschel. Es sei nichts schlechtgerechnet worden, sagte sie. Auch Christoph Gerber wollte das nicht so stehen lassen. Ein Kurzbahnhof komme für die neuen Fahrzeuge nicht in Frage. Es gehöre einfach zur Fairness, die vorgelegten Zahlen nicht anzuzweifeln.

Der Ausschuss nahm die Argumente von Bahn und Nahverkehrsgesellschaft zur Kenntnis. Die Stadt will jedoch nach dem Wunsch von Elisabeth Gebele ein Schreiben an das Ministerium verfassen, in dem sie ihr weiteres Interesse an einem Bahnhaltepunkt in Lauterbad unterstreicht.