Das Technische Rathaus muss nicht unbedingt auf dem Marktplatz angesiedelt sein, meint die SPD. Foto: Kirschmann

SPD-Kommunalpolitiker stellen Zukunftsvisionen vor. Mehr Familienfreundlichkeit und Radwegekonzept.

Freudenstadt - Ein teilweise überdachter oberer Marktplatz, eine kleine Markthalle oder einige moderne architektonische Blickfänge in Freudenstadts guter Stube. Das sind Ideen aus der "Zukunftsvision Marktplatz" des SPD-Ortsvereins.

Schon seit etlichen Jahren nutzen die Sozialdemokraten in Freudenstadt den Aschermittwoch, um ihre Vorschläge und Visionen für die Zukunft von Freudenstadt vorzustellen. So hatte sich Manfred Hüllemann gestern den Marktplatz vorgenommen, der zwar nach seiner Ansicht als historisches Ensemble das größte Kapital der Stadt ist, aber durchaus ein paar modernere Elemente vertragen könnte. Hüllemann und auch einige seiner Parteigenossen denken dabei an moderne architektonische Blickfänge, die sichtbar machen könnten, "dass Freudenstadt nicht in den 50er-Jahren stehen geblieben ist." Es könnte reizvoll sein, optisch Tradition und Moderne nebeneinander zu vergleichen, meint Hüllemann, und zwar ohne das Grundmuster der Stadt zu verändern. "Im Schickhardt-Grundriss hätte auch ein Haus mit gläserner Fassade und großer Verkaufsfläche Platz", ist der Kommunalpolitiker überzeugt.

Glasbedachung auf dem oberen Marktplatz

Ein weiterer Vorschlag aus der sozialdemokratischen Zukunftsvision ist eine passende Glasbedachung auf dem oberen Marktplatz, damit auf dem Wochenmarkt trockenen Fußes eingekauft werden kann. Alternativ dazu könnte sich Manfred Hüllemann auch eine kleine Markthalle im Bereich des Postmarktplatzes vorstellen, eventuell im Erdgeschoss des Technischen Rathauses, falls die Post sich daraus zurückziehen will. Dort könnten dann an mehreren Tagen in der Woche und auch samstags Angebote aus dem Sortiment des Wochenmarkts in Kombination mit regionalen Produkten angeboten werden.

Außerdem könnte eine kleine Markthalle auch für Veranstaltungen genutzt werden, denkt Hüllemann, weiß aber: "Es wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich nichts in Richtung dieser Vision passieren." Wenn jedoch eines Tages ein Investor käme, der am Marktplatz etwas Modernes und Repräsentatives finanzieren würde, dann, so Hüllemann weiter, sollte ihm die Stadt signalisieren: "Ja, wir sind bereit, wie Schickhardt, Hartranft und Schweizer etwas Neues zu wagen."

Stadtrat Günter Braun ist zudem der Meinung, dass das Technische Rathaus gar nicht auf dem Marktplatz angesiedelt sein muss. Dass es in diese Richtung bereits Überlegungen bei der Stadt gibt, weiß Fraktionschef Eberhard Haug. Die Stadt versuche gerade, ein Gebäude außerhalb des Marktplatzes zu erwerben, das eventuell für ein Technisches Rathaus geeignet sei.

Die SPD-Kommunalpolitiker beschäftigen sich natürlich nicht nur mit Visionen. Auch ganz aktuelle Themen kamen gestern auf den Tisch. So liegt zum Beispiel Stadträtin Daniela Sabian, Mutter eines einjährigen Töchterchens, viel an der Familienfreundlichkeit von Freudenstadt. "Altes Haus – junge Familie" – so könnte nach ihrer Meinung ein Konzept heißen, mit dem eventuell durch ein städtisches Förderprogramm preisgünstiger Wohnraum geschaffen wird. "Wir können nicht nur Einfamilienhäuser in der Stadt bauen", ergänzt Stadtrat Elmar Haug, denn dazu sei der Flächenverbrauch viel zu hoch. Zur Familienfreundlichkeit zählen für Daniela Sabian auch Eltern-Kind-Parkplätze in der Innenstadt, oberirdisch wie auch in der Tiefgarage. Und auch die Kinderbetreuung müsste noch flexibler werden, meint die Stadträtin. Ein guter Ansatz seien dabei die Pläne für den Kindergarten im Baugebiet Kohlstätter Hardt, an dem sich das Krankenhaus beteiligen will. Betriebskindergarten und Platz-Sharing seien Wege in die richtige Richtung.

Die Radwege in der Stadt beschäftigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Eberhard Haug. Zu diesem Thema habe es bislang auf Initiative der Stadt und auf Anregung der SPD zwei Treffen gegeben. Jetzt stehe ein Workshop an, an dem sich auch Bürger beteiligen sollen. Man sei froh, dass die Stadt die Thematik aufgenommen habe. Ebenso sinnvoll sei es, dass der Landkreis einen Radwegeplan aufstellen möchte. Am wichtigsten ist für Eberhard Haug eine Sichere Radwegverbindung von der Südstadt in die Schulen.

Bei der Stadt will Haug anregen, sich an einer Aktion des Verkehrsclubs Deutschland zu beteiligen, bei der Kommunalpolitiker und Schüler Punkte sammeln können, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind, und sich somit zum Beispiel Fahrradabstellanlagen verdienen können. Stadtrat Günther Braun weiß, dass ein Radwegkonzept für Freudenstadt nicht ganz einfach ist. Aber auch in anderen Städten habe man Lösungen gefunden, beispielsweise mit eigenen Spuren für Radfahrer. In diesem Zusammenhang kritisiert Braun, dass beim Ausbau der Stuttgarter Straße kein eigener Radweg geschaffen wurde, sondern auf die Lösung mit einem gemeinsamen Fuß- und Radweg ausgewichen worden sei. Auch auf dem Marktplatz in Freudenstadt müsse man die Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern lösen. Fahrraddepots für Touristen könnten nach Ansicht von Braun auch Impulse für den Fremdenverkehr bringen, der im Moment auch von der E-Bike-Welle profitiere.

Günter Braun weiß von einer Mutter, die ihr Kind mit dem Fahrrad von der Lauterbadstraße nicht in die Schule schicken kann. Das müsse sich ändern, meint er. Die Kinder müssten gefahrlos durch die Stadt in die Schule fahren können. Um das zu erreichen, müsse man bei der Stadt auch mal Druck aufbauen.