Migranten-Vereine tauschen im Neuen Ratssaal Erfahrungen aus / Kritik an fehlenen Räumen für Aktivitäten

Von Anja Bochtler

Freiburg. Sie sind viele. Wie viele weiß niemand genau. Trotzdem fühlen sich die Vereine, in denen sich Menschen mit Migrationshintergründen oft zusammen mit eingesessenen Freiburgern engagieren, in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen. Und so kam die Einladung von Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach und dem Migrantenbeirat gut an. Der Neue Ratssaal war voll.

Es wimmelt von Menschen: Die italienische Dante-Alighieri-Gesellschaft, die türkischstämmigen Vereine "Türk.Hog" und "Akademische Plattform", die Moscheevereine, der eritreische Verein, die senegalesische "Association des Ressortissants Sénégalais de Freiburg" und die Roma-Union sind nur ein paar von den vielen, die gekommen sind. Manche Vereine umfassen mehrere Nationalitäten, wie der Verein "Fairburg", in dem sich auch Philip Djahi engagiert, der von der Elfenbeinküste stammt. Vielen hier geht’s wie Filiz Sahin, 26 Jahre alt, türkischstämmig, in Stuttgart aufgewachsen: "Ich bin sehr überrascht, es sind so viele da."

Beim "Migrazentrum" arbeitet Isabella Ihring, 34 Jahre alt, Erziehungswissenschaftlerin mit somalischem Vater, mit. Da könnten gern noch Interessierte dazukommen. Das Thema Beschneidung von Frauen brauche Aufmerksamkeit. Die fünf aktiven "Migrazentrum"-Frauen klären unter anderem Ärzte und Hebammen über sensiblen Umgang mit Betroffenen auf.

Egal, wofür sich die Vereine einsetzen: Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach bedankt sich bei allen. Doch trotz der guten Stimmung gibt es an diesem Abend auch kritische Anmerkungen. Das Spektrum dabei ist breit: "Inzwischen haben 22 Prozent der Studierenden einen Migrationshintergrund, doch warum sind immer noch so wenige Migranten Lehrer oder andere Beamte?", fragt Zahir Nazary vom deutsch-afghanischen Ärzteverein und merkt an: "In den Reinigungsfirmen liegt ihr Anteil bei 99 Prozent, da stimmt was nicht." Gefragt wurde auch, warum sich Deutsche nicht mehr auf das Thema Integration einlassen. Kemal Türk von der "Akademischen Plattform" findet es traurig, dass kaum Deutsche zu den Veranstaltungen des Vereins kommen.

Dem meisten Vereinen fehlen außerdem Räume für ihre Aktivitäten. Sie leiden darunter, dass für sie andere rechtliche Voraussetzungen gelten als für einheimische Vereine, hieß es. Migranten aus Ländern außerhalb der EU haben kein Wahlrecht. Und Dolmetscher für Psychotherapien in anderen Sprachen werden meist nicht von den Krankenkassen finanziert. Auch wenn sich vieles auf Bundesregelungen bezieht, betont Ulrich von Kirchbach am Ende, dass er alles registriert habe.