Verena Strelow bewegt das Thema Frau und Beruf. Foto: Wernz

Gewalt gegen Frauen, Wut, Rollenbilder und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das waren Themen, die Mitglieder der in Dunningen gegründeten Gruppe Feministisches Dorfgeflüster (FDG) am Feministischen Kampftag aufgegriffen haben.

Dunningen/Rottweil - Mittlerweile kann FDG schon beinahe Einjähriges feiern. Im Frühjahr 2020 haben die Schwestern Lisa, Emily und Lena Wernz aus Dunningen die Gruppe gegründet mit der Absicht, Verbindungen zwischen Gleichgesinnten zu schaffen, eine Plattform zu bieten und zum Austausch zu ermutigen. Das Thema Feminismus wird in den Blickpunkt gerückt.

Eine Grundregel in der Gruppe ist Sicherheit. Dort soll es keine Tabus und keine Scham geben. Alles läuft demokratisch ab und wird sachlich diskutiert. Es geht darum, sich Wissen und Selbstvertrauen anzueignen und sich völlig frei auszutauschen.

Kürzlich hat die Gruppe den Feministischen Kampftag begangen und eine Plakataktion in den sozialen Medien gestartet. Manche Mitglieder waren mit ihren Plakaten auch bei Demonstrationen, die anlässlich des Kampftages stattfanden.

Verschiedene Beweggründe

Eine, die an der Aktion teilgenommen hat, ist Verena Strelow aus Oberndorf-Hochmössingen. "Solange hauptsächlich Frauen gefragt werden, wie sie Familie und Karriere unter einen Hut bekommen, bin ich Feministin", stand auf ihrem Schild.

Ihr lag vor allem das Thema Frauen und Beruf am Herzen. So habe die Teilzeitquote von erwerbstätigen Frauen 2019 bei 66 Prozent gelegen, die von Männern bei sechs Prozent. "In anderen Worten: Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen, ist Frauensache." Von der Paygap über Altersarmut bis zu mangelnder Präsenz von Frauen in Führungspositionen – die Folgen seien fatal.

Sahin Korkmaz aus Dunningen liegt die Istanbul-Konvention am Herzen. Diese sei im März 2021 von der türkischen Regierung außer Kraft gesetzt worden. Dabei soll die Konvention Frauen vor Gewalt schützen – ob zu Hause oder anderswo. Zudem hatte die Ermordung einer Britin, mutmaßlich durch einen Polizisten, im März eine Debatte über die Sicherheit von Frauen ausgelöst. "Solange der Staat über Gewalt gegen Frauen schweigt, protestiere ich", stand deshalb auf Korkmaz’ Schild.

Lena Eith aus Bösingen stören vor allem die Rollenbilder, angefangen bei pink und blau als Farben für Mädchen und Jungen, bis zur klassischen Waschmaschinenwerbung, bei der immer eine Frau gezeigt wird. Schlimmer sei, dass alle Menschen, die in keine der Schubladen passen, unten durch fallen würden.

40 Mitglieder haben teilgenommen

Katharina Jauch aus Mariazell sagt: "Solange Frauen pathologisiert und kleingehalten werden, demonstriere ich". Wut mache Frauen immer zu hysterischen Furien, bei Männern sei sie ein angemessenes Mittel, ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen, meint Jauch. Emotionen wie Schmerz, Trauer und Angst würden zudem meist Frauen zugerechnet und als Schwächen angesehen. Ähnlich sei es bei Kindern: Wenn ein Mädchen herumtobt, heiße es oft, mit ihr stimme etwas nicht. Bei einem Jungen werde es hingegen als Lebhaftigkeit bezeichnet. "So wird uns von Kindesbeinen an gezeigt, wer Raum einnimmt in der Gesellschaft."

Insgesamt haben 40 Mitglieder der Gruppe an der Aktion teilgenommen. "Das hat gezeigt, dass viele in verschiedener Weise von demselben Problem betroffen sind. Mit den Plakaten konnten sie ihre Meinung ausdrücken", sagt Lisa Wernz.