Französisch ist in den EU-Institutionen auf dem Rückzug. Das will Frankreich nicht hinnehmen und geht nun dagegen an – auch vor Gericht. Foto: dpa/Daniel Naupold

Dass ein Bewerbungstest für EU-Posten nur auf Englisch abgelegt werden kann, gefällt Frankreich überhaupt nicht. Deswegen klagt Paris nun vor dem Europäischen Gerichtshof.

Französisch gilt als die Sprache der Könige. So erscheint es in den Augen der Franzosen als Selbstverständlichkeit, dass das elegante Französisch in der Europäischen Union als Arbeitssprache eine besondere Stellung einnimmt – neben Englisch und Deutsch. Das bedeutet, dass etwa bei Sitzungen der EU-Kommission mit ihren insgesamt 24 Amtssprachen auf jeden Fall in diese drei Sprachen gedolmetscht wird.

Frankreich fühlt sich diskriminiert

Doch ausgerechnet die Europäische Union kratzt nun am Lack des französischen Renommees. Denn inzwischen ist es möglich, eine Bewerbung im Bereich Ökonomie für eine der heiß begehrten Stelle bei der EU ausschließlich auf Englisch einzureichen. Deswegen zieht Paris sogar vor Gericht. Eine entsprechende Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ging am Donnerstag mit der mündlichen Verhandlung in Luxemburg in die entscheidende Phase. Mit dem Urteil wird allerdings erst in einigen Monaten gerechnet.

In der Begründung zur Klage heißt es in einer geradezu pathetischen Formulierung: „Die der Europäischen Union obliegende Pflicht, den Reichtum ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt zu wahren und für den Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas zu sorgen, ist verletzt worden.“ Frankreich fühlt sich durch die Bevorzugung des Englischen folglich zurückgesetzt – und das gegenüber der Sprache eines Volkes, das nicht einmal mehr Teil der Europäischen Union ist.

Ein Kampf gegen den Niedergang

Paris befürchtet, dass in Zukunft alle Bewerbungsverfahren in der Europäischen Union nur noch in Englisch ablaufen könnten, was eine unrechtmäßige Bevorzugung bedeuten würde. Das laufe dem Multilingualismus entgegen, dem man sich verbunden fühle, heißt es von französischer Seite. Die EU-Kommission selbst kommentiert das Gerichtsverfahren nicht. Man sei natürlich bestrebt, die Mehrsprachigkeit zu fördern, betont eine Sprecherin kurzangebunden.

Für Frankreich ist diese Klage auch ein Kampf gegen den allgemeinen Niedergang des Gebrauchs der französischen Sprache. Einst als Weltsprache in aller Munde, verblasst dieser Ruhm selbst in Europa zusehends. Beim Aufbau der EU-Institutionen wurde einst selbstverständlich Französisch gesprochen und jeder Diplomat musste die Sprache beherrschen.

Osteuropäer sprechen lieber Englisch

Spätestens seit der Osterweiterung der Europäischen Union hat sich das allerdings geradezu dramatisch verändert. Die neuen Mitglieder aus dem slawisch geprägten Sprachraum bedienten sich lieber des einfacheren Englisch, um sich in den Brüsseler Korridoren der Macht zu verständigen. Dieser anfangs schleichende Prozess hat sich im Laufe der Jahre verselbstständigt, sodass inzwischen sogar im Parlamentsgebäude im französischen Straßburg ein bunt eingefärbtes, meist radegebrochenes Englisch zur unangefochtenen Umgangssprache geworden ist – sehr zum Ärger der Franzosen.