Zu sehen sind Fotografien aus der ersten Pilotstudie, die händisch sortiert wurden. Foto: Verena Klusmann-Weißkopf

Im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts untersucht die Hochschule Furtwangen das Altwerden und analysiert Bilder mittels Künstlicher Intelligenz. Das Projekt „KImAge“ wird von der Carl-Zeiss-Stiftung mit einer Fördersumme in Höhe von 150 000 Euro unterstützt.

Was fotografiert eine Achtzehnjährige, die „Alter“ abbilden soll? Was knipst ihr 45-jähriger Onkel? Inwiefern beeinflusst unser Beruf, wie wir uns Altwerden vorstellen? In einem neuen Forschungsprojekt an der Hochschule Furtwangen wird mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet, welch unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen an das Altwerden es gibt, heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule.

Im Projekt „KImAge“ von der Professorin für Gesundheitsförderung und Prävention, Verena Klusmann-Weißkopf, geht es um „Altersbilder“, konkret um Fotografien. „Wir lassen Bilder erstellen überall da, wo uns Altwerden im Alltag begegnet“, kündigt die HFU-Professorin an. Die Fotografien werden als Grundlage dienen, um KI-gestützt Altersbilder in zentralen Lebenswelten zu systematisieren.

Altern in verschiedenen Alters- und Berufsgruppen

Wie sieht Altern in verschiedenen Alters- oder Berufsgruppen aus? Das neue Forschungsprojekt an der Hochschule Furtwangen wird ab November für zwei Jahre von der Carl-Zeiss-Stiftung mit 150 000 Euro gefördert. Für die Altersbilder, die im Projekt „KImAge“ ausgewertet werden sollen, gibt es kaum Vorgaben für die Fotografierenden. Altwerden soll in Bilder gefasst werden und so verdeutlichen, welche Vorstellungen es vom Altern gibt.

„Um die Fotos analysieren zu können, müssen sie sortiert und katalogisiert werden“, erklärt Verena Klusmann-Weißkopf. Bei den ersten Aufnahmen wird das noch händisch erfolgen, und dann soll eine KI trainiert werden, diese Aufgabe zu übernehmen. Verena Klusmann-Weißkopf sei sehr gespannt auf die Ergebnisse aus verschiedenen Lebenswelten wie „Arbeitswelt“, „Gesundheitsversorgung“ oder ganz allgemein „Bevölkerung“, heißt es in der Mitteilung.

KI hilft bei schneller Auswertung

Wie unterscheidet sich zum Beispiel das Altersbild einer Ärztin von dem eines Elektrikers? „Die KI wird uns bei der schnelleren Auswertung von Altersbildern helfen“, sagt die Professorin, die an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit und Gesellschaft am Campus Furtwangen lehrt. „Vor allem lassen sich dann viel größere Bildmengen verarbeiten und repräsentative Ergebnisse ableiten“, ergänzt sie.

Die Vorstellung vom Altwerden ändere sich im Lauf eines Lebens. „Wenn wir besser verstehen, wie sich unsere Erwartungen verändern, können wir die Kommunikation zwischen den Generationen verbessern“, so das Ziel von Professorin Klusmann-Weißkopf. Außerdem sollen die Erkenntnisse Maßnahmen zugunsten von differenzierten Altersbildern fördern.

Zu differenzierter Wahrnehmung beitragen

„Nicht jeder wird zu einem gütigen Großvater mit Lesebrille. Nicht jede braucht ein Hörgerät. Nicht für alle alten Menschen ist das Altwerden belastend, aber eben auch nicht für alle ausnahmslos schön. Altwerden ist bunt und hat vielfältigste Erscheinungsbilder, die aber, zum Beispiel verzerrt durch Werbe-Stereotype, nicht genug wahrgenommen und berücksichtigt werden“, erklärt Klusmann-Weißkopf. Inmitten einer Gesellschaft, die immer älter wird, sei das hochproblematisch und führe oft zu Diskriminierung, sagt die Professorin.

Entsprechend freue sie sich darauf, mit dem zukunftsträchtigen Forschungsthema zu differenzierterer Wahrnehmung beitragen zu können – damit einseitig negative Altersbilder bald der Vergangenheit angehören.