Das Bad Wildbader Gebiet "Försterberg" beginnt neben der katholischen Kirche und liegt in bester Lage direkt neben dem Kurpark. Das denkmalgeschützte königliche Försterhaus (rechts) soll bei einem Verkauf des Areals in städtischem Besitz bleiben. Foto: Mutschler

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Pläne für eine Bebauung des weitläufigen "Försterbergs" direkt am Bad Wildbader Kupark. Doch immer wieder zerschlugen sich die Pläne. Die Stadt kaufte das Areal für rund 1,6 Millionen Euro, um eine Zwangsversteigerung – und somit eine Zerstückelung – zu verhindern. Jetzt soll es an einen Investor verkauft werden. Mal wieder.

Bad Wildbad - Das Areal beginnt direkt neben der katholischen Kirche und Bürgermeister Klaus Mack bezeichnete es bereits vor zehn Jahren als "einen der besten Plätze" der Stadt. Um den "Försterberg" vor der Zwangsversteigerung und damit der Zerstückelung zu bewahren, hatte die Stadt das Gelände übernommen. Jetzt soll es an einen Investor verkauft werden. Wieder einmal.

Das Gelände am "Försterberg" hat eine bewegte Geschichte. Das ehemalige Hotel "Villa Blumenthal" wurde 1872 auf diesem Areal erbaut, auf dem auch das ehemalige Forsthaus liegt. Auch ein Sanatorium gab es einmal auf dem Gelände. Geblieben von alledem sind letztendlich Ruinen.

Vor mehr als zehn Jahren keimte dann Hoffnung auf, als die Firma Urbanbau aus Schönaich das Areal übernahm und das "KurAtrium", eine Art Hotel für pflegebedürftige Menschen bauen wollte. Geplante Investitionskosten: rund 30 Millionen Euro. "Wir können sicher sagen, dass das ›KurAtrium‹ verwirklicht wird", teilte der damalige Geschäftsführer dem Schwarzwälder Boten im Oktober 2010 mit.

Ein Jahr später betrugen die geplanten Investitionskosten bereits 36 Millionen Euro, 70 bis 80 Arbeitsplätze sollten geschaffen werden, ebenso Platz für 220 Bewohner. Aus dem geplanten Baubeginn Mitte 2012 wurde nichts, auch Jahre später rollten keine Bagger an – und die Gebäude verfielen mehr und mehr.

2016 stellte die Urbanbau Gruppe dann neue Pläne vor: ein Seniorendomizil mit Viersterne-Service mit 40 Hotelzimmern und Suiten. Dazu sollten in weiteren acht Gebäuden 80 Eigentumswohnungen sowie acht Penthouse-Wohnungen entstehen. Kostenpunkt: rund 50 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollten in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 beginnen und etwa zweieinhalb Jahre dauern – in etwa bis Ende 2020 also. "Es entsteht ein richtig neues Wohnquartier", war Bürgermeister Klaus Mack damals bei einem Pressegespräch euphorisch, nachdem viele an das Projekt gar nicht mehr geglaubt hatten. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das etwas wird", fügte der Bürgermeister hinzu. Passiert ist aber auch hier nichts.

So kam es, wie es kommen musste: Nachdem mehr als zehn Jahr nichts geschah, leitete die finanzierende Bank die Zwangsversteigerung ein. Dies wollte die Stadt aber auf jeden Fall vermeiden, aus Angst, dass es zu einer Zerstückelung der Grundstücke kommt, schließlich befinden sich auf dem Areal zehn Teilflächen. Nachdem mit den Gläubigern und der Bank eine Einigung erzielt werden konnte, konnte die Zwangsversteigerung abgewendet werden und die Stadt beschloss den Kauf der rund 11 200 Quadratmeter großen Fläche – trotz coronabedingter Haushaltssperre – für rund 1,6 Millionen Euro. Dieser Kauf hat mittlerweile stattgefunden, auch wenn das Gelände laut Sitzungsvorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung noch nicht in das Eigentum der Stadt übergegangen sei. Dieses Rechtsgeschäft soll jedoch in den kommenden Wochen abgeschlossen werden.

Topographisch hervorragende Lage

In der verstrichenen Zeit habe es verschiedene Kontakte zu möglichen Investoren gegeben. Ziel sei es, "Flächen in bester Lage oberhalb des Kurparks einer Wohnbebauung zuzuführen", ist weiter zu lesen. Durch die "exponierte und topographisch hervorragende Lage" müssten die städtebaulichen Anforderungen im Sinne der Kommune verfolgt werden und dürften nicht aus dem Einflussbereich des Gemeinderates gegeben werden. Dabei soll das denkmalgeschützte Forsthaus einschließlich der Remisen erhalten und mit einem angepassten Grundstücksteil im Eigentum der Stadt bleiben.

Die verbleibende Fläche soll kurzfristig verkauft werden, mit der Auflage, eine städtebauliche Mehrfachbeauftragung auszuloben, bei der die Stadtverwaltung und der Gemeinderat einen Teil der Jury bilden. Zudem soll der Ausführungszeitraum an ein Rückkaufsrecht der Kommune gekoppelt sein. Die mögliche Bebauung soll an der katholischen Kirche begonnen werden, die dort befindlichen Gebäude sollen abgerissen werden. Zu beachten sei die ehemalige "Villa Blumenthal" direkt bei der Kirche, die mittlerweile stark beschädigt, aber dennoch ein Baudenkmal ist.

Die Stadt hat mit zwei Investoren verhandelt. Dabei stellte sich auch die Firma "Move + Smile" aus Ditzingen, vertreten durch Frank Glessing, bei der Stadt vor und habe ein weitestgehend schlüssiges Konzept vorgelegt. Als Referenzobjekte der Firma nennt die Verwaltung Wohnquartiere in Korntal-Münchingen, Weinstadt-Strümpfelbach und in Pforzheim.

Bauausschuss als zentrales Organ

In der Sitzungsvorlage heißt es weiter: "In einem weiteren Verhandlungsgespräch sicherte Herr Glessing zu, dass er eine städtebauliche Mehrfachbeauftragung auf seine Kosten zusichern wird, wenn er den Zuschlag für das Grundstück dann auch erhält." Dies habe für die Stadt den Vorteil, dass im Gegensatz zu einer eigenen Beauftragung, auch die wirtschaftliche Realisierbarkeit nicht aus dem Auge verloren werde. Das Projekt soll in drei Bauabschnitten realisiert werden.

Martin Keppler (CDU) sah den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung als "im Grundsatz richtig" an. Bei der Diskussion sei es ihm darum gegangen, "dass dieses Herzstück angemessen gestaltet und bebaut wird". Wichtig sei zudem, dass der Gemeinderat die "Hoheit über die Planungen" habe, denn was hier entstehe, werde man die nächsten 50, 100 oder 150 Jahre anschauen. Hierbei soll laut Mack der Bauausschuss das zentrale Organ sein.

Ursula Jahn-Zöhrens (SPD) erwähnte, dass die Fassade des ehemaligen Hotel Concordia denkmalgeschützt sei und begutachtet werden müsse. Daraufhin erwiderte Mack, dass mit diesem Beschluss die Stadtverwaltung beauftragt werde, in die Verhandlungen zu gehen. Dann zeige sich auch, ob der Investor mit den Vorstellungen der Stadt mitgehen könne oder nicht. Rita Locher (FWV/FDP) sah in dem Beschlussvorschlag eine "gute Grundlage: Jeder weiß, um was es geht". So beschloss der Gemeinderat einstimmig: "Die Verwaltung wird beauftragt in Zusammenarbeit mit dem bekannten Investor den Grundstücksverkauf einschließlich der zu bestimmenden Vertragsbedingungen zu formulieren. In einem weiteren Schritt wird das Vertragswerk dem Gremium zum Abschluss vorgelegt."

Info: Denkmalgeschütztes Gebäude

Das Hotel "Villa Blumenthal" als einziges noch erhaltenes Gebäude aus der Zeit des Baus der Kernerstraße habe "dokumentarische Bedeutung für die Ortsbaugeschichte und die Werkgeschichte des Architekten Hammer", stellte 1995 das Landesdenkmalamt fest.

Seither steht es in der Liste der Kulturdenkmale. Viele kennen das Haus noch als Hotel oder Sanatorium am Kurgarten. Der Bau steht trotz mancher Planung seit vielen Jahren ungenutzt und leidet unter dem Leerstand. Über dem Balkon ist unter den Initialen des Erbauers "EB" (Ernst Heinrich Blumenthal) das Baujahr 1872 zu lesen.