Kommunikationsexperte Hans-Jörg Rapp bei seiner Präsentation "Digitaler Marktplatz für die Region" in der Fluorner Festhalle Foto: Kaufmann

Hans-Jörg Rapp spricht zu Gewerbetreibenden. Kabarettist Alois Gscheidle unterhält anschließend.

Fluorn-Winzeln - Interessantes und Lustiges bekamen die Besucher in der Fluorner Festhalle präsentiert. Es ging um die digitale Zukunft in der Region. Dazu hatte der Handels- und Gewerbeverein (HGV) mit seinem Vorsitzenden Gerd Flaig eingeladen. Den zweiten Teil des Abends gestaltete Kabarettist Alois Gscheidle.

Zu Beginn hatte HGV-Vorsitzender Gerd Flaig den digitalen Marktplatz für Gewerbetreibende, Handwerker und Dienstleister kurz vorgestellt, der in der Verwaltungsgemeinschaft Oberndorf, Epfendorf und Fluorn-Winzeln im Aufbau ist. Er betonte, in Zeiten der Globalisierung, des Klimawandels und großer politischer Verunsicherung überall müsse man "global denken, regional handeln und sich lokal engagieren". Die Gemeinde Fluorn-Winzeln hat dafür auch bereits einen finanziellen Beitrag geleistet und für die kommenden beiden Jahre jeweils 5000 Euro zur Verfügung gestellt.

Hauptredner des Abends war Hans-Jörg Rapp aus Oberndorf, Chef der Firma "4R form & funktion", Computer-Experte und Kommunikationsfachmann. Er stellte in einer Präsentation die Aufgaben, Ziele und Vorzüge eines digitalen Marktplatzes für die Region vor.

Die Teilnehmer darin agierten ähnlich wie auf einem herkömmlichen Marktplatz, wo Waren verkauft, Dienstleistungen angeboten und Nachrichten weitergegeben werden. Aber die digitale Plattform biete mehr Vielfalt, bessere Preisvergleiche und eine schnellere Verfügbarkeit der Angebote. Die klassische Wirtschaftsförderung reiche nicht mehr aus, bei sich stetig verändertem Kaufverhalten ("am Sonntag auf dem Sofa einkaufen") genügend Kunden zu erreichen.

Ziele der neuen Online-Plattform seien deshalb eine Bündelung der Kräfte, sprich ein gemeinsamer Auftritt der beteiligten Firmen und Betriebe, die Einführung neuer online-gestützter, verkaufsfördernder Maßnahmen sowie die Erstellung eines umfangreichen Warenkorbs im E-Commerce. Man erhebe nicht den Anspruch, Marktführern wie Amazon die Stirn zu bieten. Aber wenn man es schaffe, bei den gängigen Suchmaschinen auf Seite eins zu kommen, hält Rapp ein Wachstum von 30 Prozent für den regionalen digitalen Marktplatz für möglich.

Dass Politiker am Vorabend einer Wahl zu Hochform auflaufen können, zeigten in ihren Wortbeiträgen Verena Föttinger, Landespolitikerin der ÖDP und wohnhaft in Fluorn-Winzeln, sowie die beiden Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Rottweil Stefan Teufel (CDU) und Daniel Karrais (FDP).

Dabei fand Föttinger durchaus kritische Worte zum Thema. Gerade junge Leute, die in der digitalen Welt groß geworden sind, fragten sich angesichts des Digitalisierungsdrucks, der Bedrohung durch Cyber-Attacken und der Kriminalität im Dark-Net immer häufiger, wie die digitale Zukunft mit den Auswirkungen auf die (Um-)Welt verantwortungsvoll gestaltet werden könne.

Stefan Teufel wies darauf hin, dass die Stadt Oberndorf zu den sieben Modellgemeinden für das Projekt im Land gehöre und vom Wirtschaftsministerium in Stuttgart eine Anschubfinanzierung von 200 000 Euro für die nächsten beiden Jahre erhalte, denn der ländliche Raum dürfe nicht von den Ballungszentren abgehängt werden.

Auch für Daniel Karrais lässt sich die Digitalisierung der Welt nicht (mehr) aufhalten. Um die Wirtschaftskraft und Lebensqualität der Region zu erhalten, sei dieses Online-Projekt ein wichtiger Baustein. Ein Vorteil für die Umwelt sei es, dass digitale Verkehrswege immerhin viele Dienstwege und Dienstreisen ersparen und damit außerdem Kosten für die Unternehmen senken würden.

Witzige Dialoge

Nach so viel Hirnschmalz von allen Seiten war es für den schwäbischen Comedian Alois Gscheidle ein Leichtes, die Besucher danach in witzigen Dialogen zu unterhalten. Wie er erklärte, dass ein schwäbischer Ehemann zuhause mit zehn Wörtern täglich auskommt, ohne dass die Ehe darunter leidet oder wie ein "reigschmeckter" Bayer auch nach 40 Jahren noch Sprachprobleme mit schwäbischem Liedgut ("Muss i denn zum Städele hinaus") haben kann, sorgte bei den Besuchern für wahre Lachsalven und bildete einen krönenden Abschluss dieses eindrucksvollen Abends.