Das Protestschild ist mittlerweile umgezogen – vom gemeindeeigenen ehemaligen Küfereigelände auf das Gelände der Firma Old Toys von Volker Schlaich. Foto: Ade

Weitere Bürgerproteste gegen die Aufnahme von Asylbewerbern, ob in von der Gemeinde gekauften Häusern oder in einem Containerdorf, gab es zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung in Glatten. Die Gemeinde prüft derweil eine neue Variante.

Bereits in der Sitzung im Januar hatten sich Einwohner gegen den geplanten Containerstandort als Asylunterkunft auf dem ehemaligen Küfereigelände ausgesprochen und eine Liste mit 160 Unterschriften gegen den Standort übergeben. Der Gemeinderat verschob damals die Entscheidung, die Gemeinde bemühte sich inzwischen um andere Lösungen – geeignete Unterkünfte wie leerstehende Häuser oder andere Standorte für Container.

 

Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer erklärte jetzt in der jüngsten Ratssitzung, dass der Landkreis der Gemeinde sehr entgegenkomme und die Aufnahme in Glatten um 50 Prozent auf 34 Personen reduzieren könne. Damit sei „ganz aktuell“ auch ein kleinerer Platz für Container möglich. Eine Fläche unterhalb der Kurve in der Lombacher Straße an der Abzweigung Niederhofer Straße sei eventuell geeignet. Dies müsse aber erst in der Sitzung im März beraten werden.

Doch die Proteste scheinen sich längst nicht mehr gegen den Containerstandort, sondern generell gegen die Aufnahme von Asylbewerbern in Glatten zu richten. Mehrfach sprachen Bürger in der jüngsten Ratssitzung das Thema Sicherheit an.

Die Bedenken der Einwohner

Frank Schäfer, der früher in Oberursel lebte, berichtete, dass dort täglich die Polizei vor Ort gewesen sei. Die Kriminalitätsrate sei gestiegen, die Angst in der Bevölkerung hoch. Die Bedenken, die ein Großteil der Bevölkerung in Glatten habe, könne er deshalb teilen.

Hartmut Vogt wiederum sprach sich gegen den Kauf von drei Häusern durch die Gemeinde aus, den Bürgermeister Pfeifer jüngst im Gespräch mit unserer Redaktion als mögliche Alternative erwähnt hatte. Die Unterbringung in Wohngebieten sei nicht gut, so Vogt, Kosten und Folgekosten für die Gemeinde seien nicht zumutbar.

Empörung über „Narretei“-Bemerkung

Zu den laufenden Kosten für die Häuser könne er noch nichts sagen, so Pfeifer, da noch kein Haus gekauft worden sei. Zudem fühlten sich die Eigentümer der Häuser mittlerweile eingeschüchtert, wie er am Sitzungstag erfahren habe. Die Annahme des Containerangebots des Landkreises sei für die Gemeinde finanziell wie personell die beste Lösung, stellte Pfeifer erneut fest.

Angekreidet wurde dem Bürgermeister seine Aussage im Gespräch mit unserer Redaktion, dass das Aufhängen des Protestschilds auf dem Küfereigelände wohl auch im Rahmen der Narretei zu sehen sei. „Engagierte Bürger sehen sich diskreditiert“, sagte Joachim Seeger, und fühlten sich nicht ernst genommen. Es liege ihm fern, jemanden zu verletzen, betonte Pfeifer. Wenn dem so sei, entschuldige er sich. Dies habe er auch zum Schutz gesagt, so Pfeifer, da solch ein Plakat genehmigungspflichtig sei.

Pfeifer betont humanitäre Verantwortung

Volker Schlaich bezeichnete das Schild als „Dienstleistung, um aufmerksam zu machen“. Er habe „für rund eine halbe Million Euro Autos rumstehen“, so Schlaich, und deshalb große Bedenken. Die letzten 25 Jahre sei nie etwas passiert. Wenn das Containerdorf komme, könne er nichts mehr im Außenbereich stehenlassen, fürchte er.

Pfeifer machte deutlich, dass man sich im Kreis Freudenstadt der humanitären Verantwortung stelle. Man müsse Menschen, die in Not seien, helfen. Glatten nehme seit 2014 Flüchtlinge auf, seitdem habe nur ein Fall Schwierigkeiten bereitet. Die Gemeinde nehme Sorgen und Ängste aus der Bevölkerung sehr wohl wahr. Die Hilfe für Asylbewerber gehöre aber zu den Pflichtaufgaben, die man umsetzen müsse. Auch sei er sicher, dass es in Glatten viele Menschen gebe, die zu ihrer sozialen Verantwortung stehen.

Spagat für die Gemeinderäte

Mit zum Teil deftigen Worten beschrieb Anneliese Bach den Spagat, den sie als Gemeinderätin vollziehen müsse. Entscheide sie sich für das Containerdorf, sprängen ihr die Bürger an den Kragen, entscheide sie sich dagegen, müssten die Menschen eventuell in der Glatttalhalle untergebracht werden, was schlecht sei. Im Augenblick sei es so, „dass wir als Bürgervertreter das Problem haben, dass Bürgerwohl und Gemeindewohl auseinandergehen“. Für die Gemeinde sei aus ihrer Sicht das Containerdorf die sinnvollste Lösung.