Herbert Kaiser (links) und Claudio Schill prüfen die Einbauten in der Dreisam mit einer orangefarbenen Unterwasserlupe. Foto: Regierungspräsidium Freiburg/RP

Fische können nicht schwitzen. Doch der Klimawandel setzt ihnen kräftig zu. Wie das große Sterben in baden-württembergischen Flüssen vermieden werden kann, wird gerade in Freiburg erprobt.

Herbert Kaiser und Claudio Schill stehen in der Dreisam. Das Wasser reicht den Männern bis zum Oberschenkel – und das ist in diesem Jahr in der Dreisam schon ein Wunder. Trocken war es wie selten. Zeitweise musste sogar die Wasserversorgung für die berühmten Freiburger Bächle abgestellt werden. Auf manchen Abschnitten des Flüssleins blieb nur ein Rinnsal. Doch an dieser Stelle ist das anders. Und das freut die beiden Männer. Zufrieden blickt Schill durch die orangenfarbene Unterwasserlupe.

 

Es ist ein künstlich angelegter Kaltwasserpool, den Kaisers Regierungspräsidium und Schills Landesfischereiverband da zusammen mit der IG Dreisam, einem Zusammenschluss örtlicher Angelsportvereine, ausgebaggert haben. Bei Niedrigwasser sollen sich hier künftig insbesondere kälteliebende Fischarten wie Bachforelle, Äsche oder Groppe zurückziehen können. Wurzelstöcke, Dreiecksbuhnen aus Baumstämmen sowie Strömungstrichter aus großen Granitsteinen geben der Dreisam wieder Struktur und bieten den Fischen Unterschlupf auch gegen Fressfeinde. „Das ist jetzt keine Autobahn mehr“, sagt Timo Heimann, Vorsitzender der IG Dreisam.

Ab 20 Grad wird es den Fischen zu warm

Es ist keine normale Renaturierung, sondern eine Rettung aus höchster Not. Denn der warme Sommer hat dem Fischbestand in der Dreisam ziemlich zugesetzt. Der Klimawandel bringe die baden-württembergischen Fische ins Schwitzen, hatte der Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) schon im Frühjahr gewarnt. Schon in diesem Sommer bewahrheitete sich diese Prognose, obwohl Fische als wechselwarme Tiere natürlich gar nicht schwitzen können. Doch die Situation wurde ziemlich ernst. „Ich habe viele tote Groppen gesehen“, sagt Heimann. Die Bachforelle sei so gut wie überhaupt nicht mehr vorhanden, meint Schill. Ab 20 Grad aufwärts fühlten sich die Fische nicht mehr wohl. Gemessen wurden aber fast überall 28 bis 30 Grad.

Die Idee mit den Kaltwasserpools haben sich die Angelsportvereine in der Schweiz abgeschaut. Dort werden dafür vor allem kalte Zuflüsse genutzt, die an der Dreisam allerdings fehlen. Dafür fanden die Verantwortlichen eine andere Quelle. An der Ganter-Brauerei unweit des Schwabentors fließt Grundwasser in die Dreisam und kühlt das Wasser ab. „Das haben wir genutzt“, sagt Schill. Ein weiteres Kaltwasserbecken befindet sich im westlichen Stadtteil Lehen, wo aus einem Rohr ebenfalls Frischwasser zufließt. „Keiner weiß, woher das Wasser kommt, aber es ist 15 Grad kalt“, sagt Heimann.

Bald Einschränkungen beim Baden?

Ein Monitoringprogramm soll im kommenden Jahr den Erfolg der Maßnahme überprüfen. Für die Angelsportler ist jedoch klar, dass die Freiburger auch mehr Rücksicht nehmen müssen, wenn es in der Dreisam künftig noch Fische geben soll. „Der Freizeitdruck ist zu groß, die Fische haben keine Ruhe zum Fressen“, sagt Heimann. Längst sei nicht mehr der Angler, sondern der Badegast der größte Feind der Fische. Die Gewässerexperten des Regierungspräsidiums sehen es ähnlich. Man werde mit der Stadt Freiburg über eine Einschränkung des Gemeingebrauchs reden müssen, sagt Bernd Walser vom Landesbetrieb Gewässer.