Nacheinander wurden alle Pferde aus dem verrauchten Stall gebracht. Foto: Gauggel

Wenn es auf einem Bauernhof brennt, sind nicht nur Menschen, sondern auch viele Tiere in Gefahr. Wie man Pferde im Brandfall rettet, haben Feuerwehrleute aus dem ganzen Zollernalbkreis in Benzingen geprobt.

Winterlingen-Benzingen - Niemand möchte sich das vorstellen: Es brennt in einem Reitstall lichterloh und die Pferde stehen noch in ihren Boxen im Stall. Vor zwölf Jahren ist genau das in Benzingen passiert: Der Pferdestall von Berthold Stauß im alten Benzinger Ortskern stand in Flammen und brannte ebenso wie die angrenzende Scheune bis auf die Grundmauern nieder.

Zum Glück ist damals weder Mensch noch Tier zu Schaden gekommen und alle Pferde konnten noch rechtzeitig aus dem Stall geholt werden. Dieses traumatische Erlebnis hat Beatrice Stauß, die mit Schwester Denise und Vater Berthold seit zehn Jahren bei der Benzinger Feuerwehr aktiv ist, dazu bewogen in Kaiserslautern ein Studium im Bereich Sicherheitstechnik zu absolvieren. Ihre Masterarbeit mit dem Titel "Brandschutz in Betrieben mit Pferdehaltung" behandelt eben dieses Szenario.

Feuerwehrleute schulen

Die 25-Jährige arbeitet derzeit als Sicherheitsingenieurin und Brandschutzbeauftragte bei der Firma Pegasus Fachgesellschaft für Arbeitsmedizin in Hechingen. "Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Feuerwehrleute geschult werden, wie Pferde in einem Brandfall sicher aus dem Stall gebracht werden können", betonte Beatrice Stauß. Daher freute sie sich, dass so viele Führungs - und Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem gesamten Kreisgebiet in den längst wieder aufgebauten privaten Reitstall der Familie Stauß in die Benzinger Kreuzgasse gekommen sind.

Organisiert wurde diese spezielle Schulung von der Winterlinger Feuerwehr in enger Zusammenarbeit mit Kreisbrandmeister Stefan Hermann sowie Gabriele Wagner vom Balinger Amt für Bevölkerungsschutz und Leiterin des Kreisveterinäramts.

Nebelmaschine simuliert Rauch

Zu Beginn lernten die Feuerwehrleute, wie sie Kontakt zum Pferd aufnehmen, sie man sich in einer Pferdebox verhält und wie man das Halfter richtig anlegt. Beatrice Stauß erklärte in Anschluss, wie in einem Brandfall Pferde – oder wie auf dem Stauß-Hof auch zwei Ponys – unter erschwerten Bedingungen mit dem Halfter oder mit einem Strick sicher aus dem Stall geführt werden können.

Erschwerte Bedingungen bedeutete bei dieser Übung eine realitätsnahe, starke Rauchentwicklung im Stall mit erheblich eingeschränkter Sicht. Hinzu kommen für die Tiere ungewohnte Geräusche durch die Atemschutzgeräte der Einsatzkräfte. Paarweise holten die Teilnehmer die Tiere nacheinander aus dem Stall, wo eine Nebelmaschine realitätsnahe Bedingungen schuf.

Geordnete Tierevakuierung

Die Tierevakuierung lief erstaunlich ruhig ab. Probleme wie plötzliches Stehenbleiben oder Ausweichversuche der Pferde wurden von den Feuerwehrleuten gemeistert, sodass alle Tiere sicher ins Freie kamen.

Bei der Nachbesprechung betonte Gabriele Wagner die Wichtigkeit, einer solch außergewöhnlichen Übung, denn auch dieser Fall – vor zwölf Jahren so schon geschehen – könne durchaus eintreten. Abschließend gab es für alle Schulungsteilnehmer ein Vesper.