Hier kocht die Chefin – in der Waldheim-Küche führt Katrin Hödl das Regiment.Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Waldheim Ebingen: Das Küchenteam ist auch durch Corona nicht zu beeindrucken

Rund 140 Kinder machen in dieser Woche Ferien auf dem Ebinger Waldheim – die wollen verpflegt sein. In der Küche ist von 7 Uhr in der Früh bis 18 Uhr Betrieb. Pausen? Fehlanzeige.

Rund 140 Kinder machen in dieser Woche Ferien auf dem Ebinger Waldheim – die wollen verpflegt sein. In der Küche ist von 7 Uhr in der Früh bis 18 Uhr Betrieb. Pausen? Fehlanzeige.

Albstadt-Ebingen. Immerhin, sechs aus dem achtköpfigen Küchenteam haben um viertel nach Zwölf kurz Zeit gefunden, sich selbst an den Tisch zu setzen und etwas zu essen – draußen nähert sich die Raubtierfütterung ihrem Ende. Allerdings stürmen immer wieder Betreuerinnen in den Raum, rufen "Raupenplage" und verlangen eine neue Ladung Spaghetti. Schmeckt es denen da draußen? Offensichtlich, allerdings haben die diesjährigen Waldheimkinder eine auffällige Vorliebe für "trocken": Spaghetti mit Käse finden reißenden Absatz; von der Hackfleischsauce der Bolognese ist dagegen noch etwas übrig. "War sonst nicht so", erinnert sich die Botin, ehe sie mit ihrer Spaghettiration wieder hinaus eilt zu ihren "Raupen".

Waldheim-Küche funktioniert in Corona-Zeiten etwas anders als sonst. Es gibt nicht eine Ausgabestelle für alle; sondern acht Tische, jeder mit eigener Farbmarkierung, auf denen Teller, Besteck, Töpfe, Schüsseln, Obst und auch das Reinigungszubehör samt Desinfektionsmittel auf die Emissäre der jeweiligen Gruppe warten: Alles ist strikt getrennt; jeder gruppenübergreifende Kontakt wird vermieden. Und dann ist da noch Tisch neun für die Ausnahmeerscheinungen: 13 Kinder sind Vegetarier – sie bekommen heute statt Bolognese Pasta napoletana – , neun haben eine Laktoseintoleranz, und eines verträgt überhaupt kein Milcheiweiß. Gluten wird, anders als in der vergangenen Woche, in dieser kein Thema sein. Etwa ein Zehntel aller Waldheimkinder bedient sich mittlerweile von diesem Tisch; als man vor etwas mehr als 20 Jahren begonnen hatte, Unverträglichkeiten zu berücksichtigen, waren es zwei gewesen. Übrigens nehmen an der evangelischen Ferienfreizeit auch drei muslimische Kinder teil – sie bekommen, wenn Schweinefleisch auf dem Speiseplan steht, als Alternative Hühnchen oder Pute angeboten.

Der Fall tritt nicht ganz selten ein – auf dem Waldheim wird gutbürgerlich schwäbisch gekocht, und das bedeutet unter anderem Schnitzel, Schweinebraten und Saitenwürstle. Maultaschen und Fleischkäselaibe kommen kalt vom Metzger, die Schnitzel bereits paniert; im übrigen wird alles in der Waldheim-Küche zubereitet; sogar der Braten wird vor Ort mariniert. Fertigkost ist kein Thema und war es noch nie.

Abwechslung ist gewährleistet: Naturgemäß wiederholen sich die Beilagen Spätzle und Kartoffelsalat, aber grundsätzlich wird im Lauf von drei Wochen kein Essen mehr als einmal angeboten – mit Ausnahme der beiden Favoriten, welche die Kinder ohnehin jeden Tag essen könnten: gebratene Maultaschen und Kässpätzle. Beim Nachtisch liegt das Eis ganz vorne in der Gunst der Konsumenten, aber auch das gibt es nicht jeden Tag: Das Obst kommt auch zu seinem Recht.

Frühstück, Mittagessen, Nachmittagsimbiss, Abendessen – vier Mahlzeiten hat der Tag, und das bedeutet, dass die acht in der Küche – sieben Frauen und ein Mann – den ganzen Tag nicht aus dem Arbeitsrhythmus kommen. Aber davon lassen sich weder die zwei Ferienjobber noch die sechs waldheimerprobten "Veteraninnen" um Küchenchefin Katrin Hödl beeindrucken. Und durch Corona auch nicht.